Die jungen Wilden – Das Schwesterntrio „Früahdirndl“

Magdalena, Veronika und Eva Schulz singen und musizieren als die „Früahdirndl“ alpenländische Volksmusik. Foto: Dominik Schachten

Neue Reihe: „Die jungen Wilden“

Sie sind außergewöhnlich, kreativ und innovativ – in der Reihe „Die jungen Wilden“ stellt die KulturVision junge Kunst- und Kulturschaffende sowie Menschen mit tollen Ideen vor. Sie mischen mit ihren Werken und Persönlichkeiten die Szene auf und nehmen einen in ihre eigene Welt mit. Heute im Porträt: Die drei Schwestern Eva, Veronika und Magdalena Schulz, die als Trio „Früahdirndl“ auftreten und frischen Wind in die Volksmusik bringen.

Wenn man alpenländische Volksmusik hört, ordnet man dies im ersten Moment nicht in die Kategorien „jung und wild“ ein. Doch wenn man sich genauer damit befasst und sich in der Szene der Volksmusik umsieht, tauchen auf einmal so viele neue und junge Einflüsse darin auf, dass man seine Meinung tatsächlich ändern muss.

Zugegeben, auch ich habe mich bisher wenig mit dieser Musikrichtung befasst – ein Fehler, wie ich gemerkt habe. Denn so viel Geschichte, Heimatgefühl und wunderschöne Klänge wie sich in der alpenländischen Volksmusik vereinen, habe ich selten, wenn ich heutzutage das Radio einschalte. Bei dieser Recherche auch noch auf ein Schwesterntrio zu stoßen, welches diese Musik von Geburt an lebt und trotzdem so jung und frisch ist, prädestiniert natürlich für eine neues Porträt.

Optisch kaum auseinander zu halten, sind die drei Schwestern charakterlich sehr unterschiedlich. Foto: Dominik Schachten

Eine große musikalische Familie

Sieht man Fotos von Eva, Veronika und Magdalena ist einem sofort klar, dass die drei Schwestern sind. Oft tragen sie gleiche Dirndl und sehen sich überhaupt sehr gleich. So ähnlich sie sich aber äußerlich sind, so unterschiedlich zeichnet sich ihr Charakter voneinander ab. Mit 18 Jahren ist Eva das Nesthäkchen – nicht nur im Trio, sondern in der gesamten Familie.

Denn zu den drei Schwestern gesellt sich noch der 20-jährige Seppi, der die Familie Schulz komplettiert. Die 26-jährige Magdalena hat sich vor ein paar Jahren schon in Irschenberg sesshaft gemacht und die 24-jährige Veronika studiert in München. Eva hat es mittlerweile in die Schweiz gezogen.

Ihr aller Ursprung liegt aber in Brunnthal auf dem Bauernhof „Beim Früah“ – daher rührt auch der Name des Trios. Und dort begann auch die musikalische Karriere der vier Geschwister und das schon wirklich sehr früh, wie sich Magdalena erinnert: „Sobald wir reden konnten, haben wir gesungen. Lesen konnten wir auf alle Fälle noch nicht, denn anstatt Textblättern hat uns die Mama immer Bilder aufgemalt und der Papa uns die Lieder vorgespielt.“

Und so dauerte es nicht lange, dass der Vater mit Veronika und Magdalena unter dem Namen „Früahdirndl“ bereits die ersten Auftritte hatte und sogar Alben aufnahm. Die zwei jüngeren Geschwister bildeten bald das Duo „Früahkinder“ und wenn alle Fünf gemeinsam spielen, kommt die „Früahmusi“ zusammen.

Schon als kleine Kinder machten Magdalena und Veronika mit ihrem Vater Josef gemeinsam Musik. Foto: Brigitta König

Zusammenhalt und die Liebe zur Musik

Das mag zunächst nicht ganz freiwillig klingen. Jedoch stand hinter der treibenden Kraft des Vaters immer der Gedanke, seinen Kindern die Welt der Musik vollkommen offen zu halten. Zwar durfte er als Kind Musikstunden nehmen, jedoch gab es zur damaligen Zeit nicht unbedingt viele Lehrer. Und so geschah es, dass er bei einem Klavierlehrer seine ersten Akkordeonstunden nahm. Der merkte nicht einmal, dass er das Instrument falsch herum hielt. „Unsere musikalische Ausbildung hat er deshalb schon früh gefördert“, erzählt Magdalena.

Es dauerte also nicht lange, bis jedes der Kinder auch ein Instrument spielen lernte – oder besser gesagt mehrere. Neben ihrem Hauptinstrument Harfe spielt die Älteste noch Okarina, Veronika hauptsächlich Hackbrett und Gitarre, der Bruder Kontrabass und Eva neben Geige auch Bratsche. Heute sind die Kinder dem Vater dankbar, denn er gab ihnen unbezahlbare Kostbarkeiten mit: familiärer Zusammenhalt und die Liebe zur Musik.

Als „Früahmusi“ spielen alle Kinder zusammen mit ihrem Vater: (v.l.) Magdalena, Seppi, Vater Josef, Eva und Veronika Schulz. Foto: Dominik Schachten

Mit blindem Vertrauen durch die Jahre

Diese sind es auch, welche die drei Frauen seit sieben Jahren als Trio zusammenhalten und ihre Erfolge sprechen für sich. Von Auftritten in der bayerischen Vertretung in Berlin, über Fernsehproduktionen für den BR bis hin zu den verschiedensten Auszeichnungen, wie etwa dem Herma Haselsteiner Preis des Alpenländischen Volksmusikwettbewerbs in Innsbruck – die Drei haben schon viel gemeinsam erlebt.

Es gab schwierigen Phasen, in welchen Zickereien störten oder auch mal die Lust zum Proben fehlte. Jedoch hat das blinde Vertrauen ineinander und die Liebe zu ihrer Musik die Schwestern zusammengehalten. „Als Eva zu unserem Duo dazu gekommen ist, hat das noch einmal eine Veränderung gebracht und wir haben uns als Dreigesang neu entwickelt. Das hat sehr gut getan und seitdem ist das alles für uns auch eine Herzensangelegenheit“, sagt Magdalena stolz. Sie singt die dritte Stimme (Alt) im Trio, Veronika die zweite (Mezzosopran) und Eva die erste Stimme (Sopran).

Gemeinsamen haben die Schulz-Schwestern schon viel erlebt, unter anderem die Aufnahmen für die BR-Sendung „Zammgspuit“. Foto: Privat

Brauchtum erhalten und Moderne einbeziehen

Was die Schwestern heute verbindet, ist die Herzensangelegenheit, das Brauchtum weiter zu geben. „Die Volksmusik erhalten ist wichtig. Weil es eben so spannend ist, das alte Liedgut weiter zu geben, aber auch zu entwickeln“, sagt Eva. Veronika erzählt, dass es Musikstücke gibt die sogar 200 Jahre alt sind, aber eben auch neue Stücke von jungen Komponisten geschrieben werden. Bestehende Lieder umwandeln, in die bayerische Sprache übersetzen oder aber auch Strophen dazu dichten – das alles ist in der modernen Welt der alpenländischen Volksmusik eben auch möglich.

Gemeinsam musizieren

Gemeinsam mit anderen Musikern improvisieren und spielen – „das macht das Lebensgefühl dieser Musikrichtung aus“, schwärmt Veronika. Und das auch Grenzübergreifend, denn das Liedgut stammt nicht nur aus Bayern, sondern auch aus Österreich, Südtirol und der Schweiz. Musikalische Vorbilder der „Früahdirndl“ sind natürlich Damen-Dreigesänge wie etwa die „Fischbachauer Sängerinnen“, aber sie singen auch moderne Stücke, etwa von Andreas Gabalier.

Gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen des Lebens und musizieren – das ist der Zukunftswunsch der „Früahdirndl“. Foto: Dominik Schachten

Weil Musik einfach verbindet

Mittlerweile sind aus den Dirndln erwachsene Frauen geworden, die so völlig unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen haben. Magdalena ist als Osteopathin und Heilpraktikerin selbstständig und Veronika schließt gerade ein künstlerisches Masterstudium an ihren Bachelor in Hackbrett, Gitarre und Volksmusik an der Hochschule München an.

Die jüngste im Bunde ist am Weitesten von Zuhause entfernt: Nach ihrer Ausbildung an der Hauswirtschaftsschule in Miesbach, hat sie im August dieses Jahres ihre vierjährige Ausbildung an der Geigenbau-Schule in Brienz begonnen. Doch die Entfernung kann das geschwisterliche Band nicht trennen, denn: „Musik verbindet einfach“, sagt Veronika. Weiter gemeinsam musizieren, sich treu bleiben und schöne Momente schaffen – das ist es, was sich die „Früahdirndl“ für ihre Zukunft wünschen.

Dass sich diese Wünsche auch erfüllen, daran besteht keinerlei Zweifel, wenn man die drei Schwestern miteinander erlebt. Und mit diesem schönen Gefühl im Bauch, klingen die alpenländischen Lieder gleich noch eine Spur idyllischer in den Ohren. Reinhören lohnt sich also auf alle Fälle – und wenn es nur dazu dient, die Volksmusik endlich aus ihrer Schublade zu holen.

Die Musikgruppe Früahdirndl ist ab sofort bei der Spendenaktion Schätzen & Spenden gemeinsam mit Johanna Bittenbinder und Pfarrer Rainer M. Schießler dabei.

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Weitere Informationen zu den „Früahdirndl“ erhalten Interessierte auf Instagram, Facebook sowie auf der Internetseite www.frueahmusi.wordpress.com.

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