Kraftvoll und vital ins neue Jahr

Dreikönigskonzert in Waakirchen. Foto: Hugo Eder

So kann das neue Jahr beginnen. Mit einem kraftvollen, vitalen Dreikönigskonzert startete die Kleinkunstbühne Waakirchen ins Kulturjahr 2022. Das einheimische Duo Riepe-Vitolo stimmte die etwa 30 Zuhörenden in der Waakirchner Schulaula mit bekannten klassischen Sonaten, romantischen Tänzen und Walzern bestens auf eine hoffentlich intensive Konzertsaison ein.

Konzert in Waakirchen

Hugo Eder, Vorsitzender der Kleinkunstbühne Waakirchen, bekräftigte in seinen Grußworten die Bedeutung von „Kunst und Kultur für die Seele“ und freute sich, dass mit der Violinistin Cornelia Riepe und Marcus Vitolo am Klavier zwei bekannte Waakirchner Musiker nun nach 2019 wieder zu einem Konzert einladen konnten. Als „Künstler zum Anfassen“ beschrieb er die beiden und würdigte die intensive Probenarbeit des Duos.

Mit den Meistern ins neue Jahr

Die erste Hälfte des Konzerts widmete sich mit klassischen Stücken den Meistern Franz Schubert und Ludwig van Beethoven. Cornelia Riepe wies in ihren einführenden Worten darauf hin, dass bei dieser Schubert-Sonatine für Violine und Klavier „die Violine gleichberechtigter Part und nicht nur Nebenstimme“ sei. Die 3-sätzige Sonate (Sonatine) in D-Dur op.137 Nr.1 präsentierten die beiden Interpreten mit kraftvollem Duktus und reizvollen Variationen des Themas in wechselseitigem Dialog.

Im 1. Satz Allegro molto übernahm zunächst das Klavier die Führung und ließ das eingängige Thema dann durch die Violine vervollständigen. Fröhlich hob im 2. Satz Andante das Klavier solistisch mit volksmusikalischen Klängen an. Danach weitete sich das Zusammenspiel mit harmonischem Einsatz durch Cornelia Riepe.

So gaben sich Klavier und Violine gleichsam die Hand und vereinten sich im Spiel. Allegro vivace hieß die Vorgabe im 3. Satz. Die beiden Künstler interpretierten die volkstümlichen, traditionellen Melodien lebhaft und intensiv und bewiesen auch hier ihre genaue, einfühlsame Abstimmung.

Das Duo Riepe-Vitolo. Foto: privat

Klassisches Repertoire

Ludwig von Beethovens Sonate für Violine und Klavier D-Dur op.12 Nr.1 aus dem Geburtsjahr von Franz Schubert (1797) beschrieb Marcus Vitolo als „hohe Herausforderung und dramatisch empathische Balance zwischen den beiden Instrumenten“. Und höchst dramatisch beginnt der 1. Satz allegro con brio, mit expressivem Klangmuster. Rasend schnelle Klavierläufe und Tonleitern, wechselten  von piano zu forte, in schier atemberaubender Manier. Dazu gesellt sich nicht minder dramatisch die Violine. Expressiv, mit Rhythmuswechseln und kurzen angedeuteten Pausen zwischen den Trillern und Triolen, setzt Vitolo ausdrucksvolle Akkorde.  Gemeinsam mit Riepe löst er sie behutsam in sanfte Harmonien auf.

Langsam, getragen, festlich beginnt das Klavier den 2. Satz. Danach nimmt sich die Violine in Struktur und Duktus der Präsenz des Klaviers an und gemeinsam schreiten beide Instrumente weiter. Plötzlich, fast unvermutet, blitzt eine extreme Dramatik auf, mit heftigem Anschlag gestaltet Vitolo diese Passage mit virtuos gespielten Trillern. Fast genauso unerwartet lässt er die Emotionen wieder stoppen in einer kurzen Pause, eindrucksvoll, ausdrucksvoll bevor sich beide Instrumente wieder zueinanderfinden.

Zum Abschluss das Rondo – Allegro mit imposantem Auftakt und exorbitant schnellem Klavierspiel, zu dem sich geschwind die Geige gesellt. Auch hier beweist das Duo, wie gut es aufeinander abgestimmt ist und mit welcher Leichtigkeit diese hohen Anforderungen angenommen werden.

DreikönigskonzertDas Duo Riepe-Vitolo im Konzert. Foto: Hugo Eder

Ein Auftakt nach Maß

Mit viel Schwung und Kraft, Intensität und Spielfreude ging es ins neue Jahr. Nach der Pause brachte das Duo Riepe-Vitolo achte kurze Stücke unterschiedlicher Komponisten von Dvorak, über Tschaikowsky, Massenet und Brahms bis hin zu teils unbekannten, zu Unrecht vergessenen Meistern wie Carl Bohm, Gustav Langer, Joachim Raff und Benjamin Godard zu Gehör. Eine bunte Mischung, ein Potpourri eingängiger Tänze und Melodien, Wiener Klassik, Kaffeehausmusik und leichter Muse, eine Reise durch verschiedene Genres, ein echter Neujahrsgruß.

Anton Dvoraks Humoreske, genannt „Schottische Tänze“, erinnert an Wien und der vergessene Carl Bohm (1844-1920) wird mit drei Arabesken gewürdigt. Sie kommen zunächst anrührend traurig und melancholisch daher, schwingen sich dann aber auf und verbreiten etwas wie Wiener Schmäh.

Das „Großmütterchen“ von Gustav Langer (1830-1889) versetzt die Zuhörerin zurück in eine gute, alte Zeit, in der es wohl sanft und liebevoll zugegangen sein mag.

Elegisch erscheint Tschaikowskys „Chanson triste“ und Massenets tragische Geschichte „Meditation“ aus der Oper Thais nach dem gleichnamigen Roman von Anatol France berührt durch intensiven Klang.

Zuletzt steht Johannes Brahms auf dem umfangreichen Programm von Cornelia Riepe und Marcus Vitolo. Da darf eine Auswahl der schwungvollen, Gefühl erzeugenden und eindrücklichen Ungarischen Tänze nicht fehlen. Sie setzen mit Bravour einen glänzenden Abschluss dieses Dreikönigskonzerts.

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