Mit Pepela zu Transformation und Freiheit
Pepela: Alexander Strauß, Stefan Knoll, Andreas Schantz (v.l.) umrahmen Georgia Huber. Foto: privat
Theater in Prien
Wie kann man traumatisierten Menschen mittels Kunst helfen? Das fragten sich vier Künstler und gründeten mit Pepela eine Schnittstelle zwischen Clownerie und Traumaforschung. Am kommenden Sonntag zeigen sie ihr erstes Stück “PI MAL DAUMEN“.
Andreas Schantz vom Theater Octopus in Rosenheim ist seit vielen Jahren bei „Clowns ohne Grenzen“ und den Klinikclowns Bayern aktiv. Bei vielen Einsätzen im Ausland wurde er von dem Valleyer Fotografen Manfred Lehner begleitet. Auch bei uns zeigte der vielseitige Künstler von unserem Kulturpartner, dem Kulturforum Rosenheim, Beispiele seines Könnens, beispielsweise 2017 beim Artcycling Festival in Holzkirchen.
Andreas Schantz. Foto: privat
2010 drängte sich ihm und seinen Mitclowns das Thema Trauma erstmals auf, als sie in Georgien spielten. 2017 dann, so erzählt er, habe er mit Alexander Strauß im Nordirak an einem Zirkusprojekt teilgenommen und sei dem Thema traumatisierte Kinder wieder begegnet. Dort habe eine Ausbildung stattgefunden, die Techniken bereit hält, diesen Kindern wieder Wohlbefinden und Lebensfreude zu vermitteln.
„Kindern fällt es sehr schwer, traumatische Erlebnisse aufzuarbeiten“, sagt Andreas Schantz. Deshalb habe man sie als Clowns in einem Zusatzmodul dazu geholt. „Zirkus ist per se super für die Verarbeitung von Trauma“, erklärt er, denn hier gehe es um Konzentration und Körpergefühl. Gerade dieses aber fehle oft nach traumatischen Erfahrungen.
Clownerie und Trauma
„Im Juni 2020 dann bekamen wir zu viert, also Georgia Huber, Stefan Knoll, Alexander Strauß und ich ein Stipendium, um die Schnittstelle zwischen Clownerie und Trauma zu forschen.“ Damit sei die Idee geboren worden, Pepela zu gründen.
Alexander Strauß, Stefan Knoll, Andreas Schantz (v.l.) umrahmen Georgia Huber. Foto: privat
Pepela ist der georgische Begriff für Schmetterling. Pepela, der Schmetterling als Symbol für Transformation und Freiheit, ist für die vier Künstler Sinnbild für die unerschöpflichen Möglichkeiten des Wandels der menschlichen Gestalt und künstlerischen Gestaltung. Sie integrieren das Wissen der Traumaforschung direkt in die Shows und Workshops.
Nervenkostüm und Mimik
Dabei ist Andreas Schantz sehr wichtig, dass sie Künstler und keine Therapeuten sind. Zwar habe er sich intensiv mit dem Zusammenhang von Nervensystem und Mimik befasst und herausgefunden, dass das Nervenkostüm über die Mimik regeneriert werden könne. Auch Gemeinschaft trage sehr viel zur Aufarbeitung von Traumata, wie Flucht, Vertreibung und Mobbing bei.
Alexander Strauß, Georgia Huber und Andreas Schantz (v.l.). Foto: privat
Alle beteiligten Künstler sammelten schon Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen, beispielsweise im Rahmen von Sozialkompetenztraining oder Workshops für Bewegungstheater. Ihr Kernanliegen ist es, Kindern und Erwachsenen zu helfen, deren Wohlbefinden und Lebensgestaltung durch traumatische Erfahrungen beeinträchtigt ist, sowie das Umfeld von Betroffenen zu sensibilisieren. Menschen, die mit schwer zu bewältigenden Ereignissen konfrontiert sind, profitieren in besonderem Maß vom Umstand, dass die künstlerische Transformation von Krisengeschehen neue Ressourcen und erhöhte Resilienz bewirkt.
Trauma-Linderung
Pepela versteht sich als Plattform des Austausches zwischen Kunst- und Kulturschaffenden sowie im Trauma-Psychologischen Bereich tätigen Berufsgruppen. Schwerpunkt ist die Konzeption von clownesken Theater-Stücken und Workshops an der Schnittstelle von Trauma-Linderung, künstlerischem Lernen und theatralem Schaffen.
Alexander Strauß, Georgia Huber und Stefan Knoll (v.l.). Foto: privat
Ihr erstes Stück „PI MAL DAUMEN“, das schon ein paarmal in Schulen gespielt wurde, hat jetzt seine öffentliche Premiere. Edi, Ecki, Medi und Pi sind Freunde. Sie treffen sich am Dorfplatz, spielen Musik und schwingen das Tanzbein. Ihre traute Welt gerät ins Wanken als Edi eines Tages aus unerklärlichen Gründen nicht mehr dabei sein kann.
Macht macht ohnmächtig
Aus der Perspektive des Clowns wird erzählt, wie durch den Wandel der Zeit Gemeinschaft aufbricht und geprüft wird. Jeder ist plötzlich auf sich gestellt, wird Opfer, Täter, Mitläufer oder bleibt bei sich. Bald wird es deutlich, der ungewohnte Umgang mit Macht macht schnell ohnmächtig oder einsam. Erst die gemeinsame Not lässt die Freunde wieder zueinander finden.
Neben dem Theater hat Pepela aber auch Workshops parat. „Wir wünschen uns, dass sich bald die Lage entspannt und wir auch wieder Workshops machen können“, sagt Andreas Schantz.
Gedacht ist die Geschichte für Klein und Groß. Gut verständlich ist sie ab acht Jahren. Es herrscht eine 2G+ Regelung im Zuschauerraum. Dadurch sind nur 60 Besucher im Saal möglich.