Kunst ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit
Werner Gruß vor seinem Bild „Horizont rot“. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Miesbach
„Was Farben und Formen erzählen“ nennt Werner Gruß seine Ausstellung, die derzeit im Foyer der Kroha GmbH in Miesbach zu sehen ist. Die Arbeiten fallen duch ihre strukturierten Farbkompositionen auf, die immer mal wieder auch figurative Elemente enthalten.
Es sei zu einer guten Tradition geworden, dass zweimal im Jahr im Firmengebäude Ausstellungen zu sehen sind, sagte Bernhard Rosenmüller im Auftrag der Geschäftsführung. Als Mitarbeiter freue man sich sehr darüber, immer wieder durch abwechslungsreiche Bilder erfreut zu werden.
Als einer der schönsten Ausstellungsräume im Landkreis Miesbach würdigte Werner Gruß das Kroha-Foyer, die Weite und das gute Licht schufen ideale Bedingungen für seine zumeist abstrakten Bildkompositionen. Er habe zwar den Bildern Titel gegeben, aber jeder Betrachter möge selbst in den Werken seine Assoziationen finden, meinte er und zitierte Mark Rothko, der sagte, dass die Erklärung der Bilder aus dem Erleben zwischen Bild und Betrachter entstehen müsse.
Starke Farbigkeit
Denn, so habe Paul Klee gesagt, Kunst gebe nicht Sichtbares wieder, sondern mache sichtbar. Werner Gruß holt sich seine Anregungen durchaus aus der realen Welt, von Reisen, aus der Natur, aus Museen oder aus der Literatur, dann aber setzt er seine Eindrücke in seiner Art bildnerisch um.
In starker Farbigkeit erscheint das beobachtete Abendrot, in das er dort, wo Himmel und Erde zusammentreffen, dunkle Silhouetten von Bäumen und Büschen andeutet. „Mystik“ nennt er eine in Blautönen gehaltene Komposition. Und nur wenn man genau hinschaut, entdeckt man in einem helleren Feld eine Figur, die den Betrachter anzuschauen scheint.
„Bayern bunt“
Der Großteil der Arbeiten kommt ohne Figuratives aus, mehrfach hat Werner Gruß auf seine Farbkompositionen noch Linien platziert, die den Bildern grafische Anmutung verleihen. Und manchmal sind die abstrakten Kompositionen durchaus auch figurativ zu verstehen, dann wenn er sie „Modern City“ nennt und der Betrachter Stadtsilhouetten ausmachen kann.
Inhaltsreich erscheint das Bild mit dem Titel „Bayern Bunt“, das zunächst natürlich in Weiß-Blau gehalten ist, aber durch zusätzliche Farben bereichert wird. Eigene Assoziationen drängen sich dem Betrachter insbesondere bei zwei Bildern in der ersten Etage auf, die er „Guckkasten“ und „Ohne Titel“ nennt. Hier tauchen in geometrischen Strukturen einsame Paare auf, bei denen man Smartphones in den Händen vermuten kann, eins der Paare ist schon auseinander gedriftet.
Luftbläschen des Tauchers
„Big Apple“ taucht in Doppelbedeutung auf, sowohl als Stadt, als auch schablonenhaft das „Apple“-Logo. Und mit einer Lochschablone hat der Maler in sein Bild vom Taucher in der dunkelblauen Tiefe des Meeres die Luftbläschen angedeutet.
Viele der Bilder sind zweifellos in ihrer Farbintensität und ihrer Lebendigkeit im Ausdruck besonders für Firmengebäude geeignet. Immerhin heißen sie „Energie“ oder „Aufbruch“ oder „Intuition“. Und so hat Lyonel Feininger, den Werner Gruß zitierte, sicher recht: „Kunst ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit“.