Eine Begegnung der besonderen Art
Accademia di Monaco. Foto: KN
Konzert in Holzkirchen
Junge Musiker treffen alte Meister, treten in einen harmonischen Dialog und verschmelzen förmlich mit ihnen. „Mozart: Freunde – Vorbilder – Weggefährten“ heißt das Programm des Orchesters Accademia di Monaco, das am gestrigen Abend einen sensationellen Auftritt in der Kultur im Oberbräu hatte. Ein musikalischer Hochgenuss für alle Freunde der alten Musik.
Myslivecek trifft Mozart
Sie kennen Josef Myslivecek nicht? Den böhmischen Komponisten des 18. Jahrhunderts? Das 2014 gegründete Orchester aus Studierenden der Musikhochschule München spielt virtuos auf seinen historischen Instrumenten und schnell zeigt sich, wie erfrischend, gefühlvoll und spritzig das Quintett Nr. 9 C-Dur aus der Feder dieses großen Komponisten klingt. Zarte Geigentöne und lebendig rhythmisierte Mittelstimmen verbinden sich in eleganten Übergängen und melodiösen Wiederholungen. Bekannt, ja fast vertraut fühlen sich einige der Passagen an.
Bekannt wie Myslivecek und Mozart es waren, die sich mehrmals persönlich begegneten, u.a. 1777 in München.
Der musikalische Leiter Joachim Tschiedel erklärt, dass aufgrund einer plötzlichen Erkrankung von Mary Utiger, Konzertmeisterin und Professorin für Barockgeige, die Solistin Emily Deans deren Part mit übernimmt.
Und nun treffen wir den Meister selbst: Wolfgang Amadeus Mozart mit seinem Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 G-Dur, KV 216. Schon tauchen wir ein in die Sologeige von Emily Deans. Schwungvolle Striche atmen die Jugend des damals 19-jährigen Komponisten. Gleich einem Dialog und einer intimen Begegnung treffen Solovioline und Orchester aufeinander. Fast wehmütig nuanciert klingen die Oboen. Suchend wiederholt die Violine die Motive des Orchesters, das von Joachim Tschiedel intensiv und mit großen Bewegungen geführt wird. Immer neue Variationen in Tanz und Tempo faszinierend vorgetragen zaubern ein zartes Lächeln auf Musiker und Zuhörer.
Schmitt, Mozart und Bach
Nach der Pause erwartet uns Joseph Schmitt (1734 – 1791), Priester im Zisterzienserkloster Eberbach im Rheingau und später Musikverleger in Amsterdam. Seine Sinfonie g – moll op.VI/4 startet mit edlem Klang virtuos gespielt von den glänzend aufgelegten Streichern. Leise Passagen mit feinem Triller klagen und treffen mitten ins Herz. Flott dringt das Ensemble in neue Dimensionen ein. Ein Zusammenklang, der tief in den Saal verströmt.
Mozarts Andante C-Dur KV 315 für Flöte und Orchester wird angekündigt als Auftragsarbeit für einen niederländischen Amateurflötisten, der Mozart den stattlichen Preis von 200 Gulden zahlen wollte. Doch Mozart war, so heißt es, widerwillig, „für ein Instrument zu schreiben, das ich nicht leiden kann.“ Und so lieferte er nur unvollständig, aber doch mit höchster Qualität. Dies bewies die Accademia di Monaco eindrücklich mit der jungen portugiesischen Solo-Flötistin Beatriz Soares. Sie trillerte und trällerte und schwang sich in höchste Höhen begleitet vom satten Orchesterklang. Zartes Vogelgezwitscher verlieh ihrem Spiel Flügel. War da nicht schon die Zauberflöte zu hören?
Großer Jubel und Bravorufe für die junge Flötistin.
Zum Abschluss stand die Sinfonie g – moll op.VI/6 von Johann Christian Bach, dem jüngsten Sohn Johann Sebastians, auf dem Programm. Mozart kam mit ihm schon als 9-Jähriger in London in Kontakt und verehrte ihn zeitlebens. Als einzige Moll-Sinfonie mit durchgängiger Molltonalität nimmt sie in Bachs Werk eine Sonderstellung ein. Höchst dramatisch, heftig und stürmisch jagt der 1. Satz furios durch den Saal. Schwermütig und klagend klingt der 2. Satz. Leise verhallt er, entschwindet sanft. Schon beginnt der 3. Satz, wieder mit höchster Dramatik, wild und ungestüm: „Sturm und Drang, Aufbruch des Geistes, ein vor- oder frühromantisches Empfinden“.
Mit großem Jubel und anhaltendem Beifall verabschiedete sich das Holzkirchner Publikum von einer wunderbaren Begegnung der besonderen Art.