Ukraine-Hilfe

Vielseitige Hilfe für Gloria und ihre Familie

Gloria Ahmadi mit TOBEL, Vater Saeid Ahmadi, Mutter Jehia und Oma Ludmila Slastina. Foto: Petra Kurbjuhn

Ukraine-Hilfe

Dem Aufruf von KulturVision e.V. zur Ukraine-Hilfe waren viele Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Jetzt konnte eine Spendensumme von 5.000 Euro an Saeid Ahmadi und seine Familie, die aus der Ukraine flüchten konnten, übergeben. Ebenso wichtig aber ist, dass das Ehepaar arbeiten und Tochter Gloria in die Schule gehen kann.

Das Treffen in der Werkstatt von Bildhauer TOBEL ist traurig und freudig zugleich. „Wir haben alles verloren“, sagt Saeid Ahmadi. Der Bildhauer aus Charkiv mit iranischen Wurzeln verließ mit seiner Familie Hals über Kopf schon am ersten Tag des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine die Stadt. Fünf Tage lang dauerte die Flucht über Polen, bis die Familie am 2. März in München eintraf, wo sie TOBEL abholte und in seinem Haus unterbrachte. Mit seiner Frau Christiane Ahlhelm zog er vorübergehend zu seiner Mutter, der Künstlerin Lotte Koch.

Christiane Ahlhelm hatte die Idee, im Namen des Vereins Kunstdünger bei KulturVision einen Antrag für „Artist in Residence“ im Rahmen der Weihnachtskulturspende zu stellen. Gemeinsam aber entschieden wir, eine eigene Hilfsaktion für den Bildhauer und seine Familie ins Leben zu rufen. 2016 nahm er am Internationalen Bildhauersymposium von Kunstdünger statt. Seitdem steht seine Skulptur „Gloria“, ein Mädchen mit drei Friedenstauben, auf der SKULPTUR LICHTUNG.

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Innerhalb weniger Tage spendeten Bürgerinnen und Bürger des Landkreises 5.000 Euro, die ich im Namen von KulturVision an die Familie übergeben durfte. In dieser Summe sind auch 400 Euro enthalten, die Eckhard Rocholl und Hans-Peter Frank, Organisatoren von „Hibatzld“ stifteten. Sie erhielten mit fünf anderen Initiativen eine Förderung aus der Weihnachtskulturspende von KulturVision (ein Bericht folgt). Bei dem Treffen betonten wir, dass wir diese Spende für die Familie als Anstoß sehen, weitere Flüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen.

Ukraine-Hilfe
Scheckübergabe für Ukraine-Hilfe: Monika Ziegler, Jehia und Ludmila Slastina, Gloria und Saeid Ahmadi, TOBEL (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn

Das umfassende Netzwerk von KulturVision ermöglicht aber eine ebenso wichtige Hilfe wie die finanzielle für den Bildhauer. Aufgrund unseres Aufrufes meldete sich Michael Beck, Vorsitzender der Olaf Gulbransson Gesellschaft in Tegernsee und bot seine Hilfe an.

Ukraine-Hilfe in Gulbransson-Gesellschaft

Er traf sich am Wochenende mit Saeid Ahmadi und war von seiner Skulptur und seinen Werken, die der Bildhauer per Foto zeigen konnte, beeindruckt. Der Galerist und Kunstexperte beauftragte Saeid Ahmadi, zwei Skulpturen zu den Themen „Never stop dreaming“ und „The last warrior“ zu fertigen, die er dann im Gulbransson Museum ausstellen und versteigern will.

Botschaft des Friedens

Saeid Ahmadi freut sich riesig über diese Perspektive. Bis jetzt, so sagte er am Dienstag, habe er die schrecklichen Bilder aus Charkiv nicht aus dem Kopf bekommen, aber jetzt wolle er mit der Arbeit beginnen. Er wolle damit aufhören zu hassen, aufhören, negative Gefühle zu haben und er hoffe, dass er arbeiten könne. „Diese Hilfe werde ich nie vergessen“, sagte er. Er wolle mit seiner Arbeit die Botschaft des Friedens hinaustragen.

Bildhauer aus der Ukraine
Saeid Ahmadi mit seiner Skulptur „Gloria“, die er 2016 beim Internationalen Bildhauersymposium fertigte. Foto: TOBEL

„Saeid ist mein Gast“, betont Bildhauer TOBEL. Er werde in seiner Werkstatt arbeiten, könne seine Werkzeuge benutzen. Sein Sohn Emil, der Holzbildhauerei gelernt habe, hätte schon seine Schnitzeisen vorbeigebracht. Auch an Material fehle es nicht, Silvia Lechner aus Valley habe einen Lindenstamm gespendet und er selbst habe noch eine Eiche im Vorrat.

Am Tisch sitzen auch Ehefrau Jehia und Schwiegermutter Ludmila Slastina, sowie Tochter Gloria. Die beiden Frauen sprechen zunächst nicht. TOBEL erklärt: „Sie sind schwer traumatisiert, standen unter Schock, sie kamen mit nur einer kleinen Tasche hier an.“ Die Oma sei krank, eigentlich bettlägerig und spreche nicht. Jehia Slastina aber hat ebenso wie ihr Mann bereits eine Perspektive und taut auf, als sie von ihrem Beruf spricht.

Ukraine-Hilfe in Ballettschule Holzkirchen

Die studierte Tanzpädagogin arbeitete an der Academy of Culture in Charkiv als Tanzlehrerin. Sie ist Spezialistin für Folklore und historischen Tanz. Jetzt absolvierte sie bei Isabella Winkler, der Leiterin der Holzkirchner Ballettschule, bereits zwei Probestunden, muss deshalb auch unser Treffen vorzeitig verlassen. Isabella Winkler freut sich, dass sie helfen kann. „Hier kann sie bei Musik und Tanz ihr Trauma vergessen.“ Da sie gerade in der Vorbereitung von Aufführungen im Mai im Waitzinger Keller sei, müsse sie ihr reguläres Training beibehalten, wolle aber zusätzliche Kurse anbieten.

Beim gegenseitigen Beschnuppern habe sie herausgefunden, was die Ukrainerin besonders gut kann und sie daraufhin bei einem Kurs für Erwachsene an der Stange und für Bodenübungen, sogenanntem Floorbarre für Kinder eingesetzt. Jetzt wolle sie neu einen speziellen Kurs für größere Kinder ab 11, die englisch sprechen können, in Floorbarre anbieten und einen Kurs in historischem Tanz. Beide Angebote werden von Jehia Slastina geleitet.

Freundliche Lehrer in Valley

Die achtjährige Gloria übernimmt die Gesprächsführung, als die Mama uns verlassen muss. Sie spricht sehr gut Englisch und erzählt, dass sie bereits den zweiten Tag in der Valleyer Schule die 3. Klasse besucht habe. Verstanden habe sie zwar nichts, aber die Kinder seien sehr nett und die Lehrer freundlicher als in der Ukraine. In Charkiv besuchte das intelligente Mädchen eine Musik- und Kunstschule. Sie spielt Zimbal und tanzt, kein Wunder bei der Mutter.

Wohnung gesucht

Wer der vierköpfigen Familie eine Wohnung anbieten kann, der melde sich bitte bei Kunstdünger e.v. oder TOBEL: info@tobel.org

KulturVision e.V. freut sich, punktuell einer Familie helfen zu können und bittet darum, dass die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger des Landkreises nicht nachlässt und sie die Flüchtlinge aus der Ukraine mit offenen Herzen aufnehmen und unterstützen. Auf der Seite des Landratsamtes finden sie alle Informationen.

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