Was wäre wenn...

„Was wäre, wenn…“

Murali Perumal und Kassandra Wedel gebärden ‚Straßenbahn’. Foto: Michael Bischoff

Theater in München

Mit einem neuen inklusiven Theaterprojekt für gehörlose und hörende Menschen ab acht Jahren hat Autor und Regisseur Jochen Strodthoff am 2. April Premiere in München. Dabei geht es um die Frage: Was wäre, wenn ich anders entschieden hätte?

Das inklusive Theaterprojekt ist einzigartig in München. Es spricht hörende und gehörlose Menschen gleichermaßen an und die Hauptrolle spielt mit Kassandra Wedel eine gehörlose Schauspielerin und Tänzerin.

Jochen Strodthoff erzählt von seiner Intention: „Ein Mädchen muss sich trauen, sich in der großen Welt zu behaupten.“ Das Mädchen wolle immer perfekt sein, alles richtig machen und nicht auffallen. Zufällen gehe sie aus dem Weg.

Unterschiedliche Varianten

Dann aber geschieht der zehnjährigen Lily auf dem Heimweg ein großes Missgeschick. Ihre Frage: „Was wäre, wenn… ich nur anders gegangen wäre?“, lässt sie plötzlich zusammen mit dem ERZÄHLER entgegen der Zeit zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehren. Fortan erhält sie die Möglichkeit an jeder Straßenecke die unterschiedlichen Varianten durchzuspielen, die das Leben für sie parat hält. Doch ein ‚richtig’ oder ‚falsch’ wird sie auf ihrem Weg nicht finden – sie erkennt: Auch der Umweg kann zum Ziel führen.

Kraft des Zufalls

„Die Erzählerfigur ist ihre innere Stimme“, erklärt der Haushamer Künstler, diese rate, einmal einen anderen Weg zu gehen und auch weniger schöne Möglichkeiten zu akzeptieren. Er wird von dem deutschen Schauspieler mit indischer Abstammung MURALI PERUMAL gespielt.

Diese kleine Geschichte relativiert die Kraft des Zufalls und schafft es, einem Mädchen das Vertrauen in die eigenen Entscheidungen zu geben, auch wenn diese auf dem ersten Blick zahlreiche Hindernisse mit sich bringen. Vor dem Leben braucht man keine Angst zu haben, denn das Scheitern gehört ebenso dazu, wie das Gelingen.


Murali Perumal und Kassandra Wedel. Foto: Florian Bachmeier

Mit Kassandra Wedel hat Jochen Strodthoff gemeinsam mit seinem Dramaturgen und Ausstatter Michael Bischoff eine Darstellerin gewonnen, die seit 2004 mit Gehörlosen und Hörenden tanzt und choreografiert. Sie war bereits in einem „Tatort“ zu sehen, spielte an den Kammerspielen in München und gewann den OPUS für das beste Musikvideo.

Murali Perumral ist Theater- und Filmschauspieler. Bisher drehte er mehr als 60 Filme, unter anderem in Deutschland, Österreich, Frankreich, der Schweiz und den USA. Er engagiert sich aktiv für die Gleichberechtigung von Schauspielern mit Migrationshintergrund.

„Foxfinder“ in Fürth

Soeben hat Jochen Strodthoff sehr erfolgreich eine andere Produktion im Stadttheater Fürth abgeschlossen. Dort inszenierte er das Stück „Foxfinder“ von Dawn King. „Eine Inszenierung von Klarheit und Gültigkeit“ lobte die Presse.

Foxfinder
„Foxfinder“ im Stadttheater Fürth. Foto: Michael Bischoff

„Es geht um das Sündenbock-Prinzip“, erklärt Jochen Strodthoff, das durch die Pandemie eine neue Aktualität erhalten habe. In der berührenden Geschichte gehe es um eine ländliche Region, in der ein totalitäres Regime die Geschicke der Bevölkerung lenkt und die Natur sich gegen die Menschen verschworen hat.

Überwachungsstaat

Der vom Staat eingesetzte Experte ist überzeugt, dass Füchse für die Misere der umliegenden Bauernhöfe verantwortlich sind. Füchse – so wurde ihm von klein auf eingetrichtert – sind der Todfeind des Menschen und der Inbegriff alles Bösen. Dawn Kings von Kafka und Arthur Miller beeinflusstes Stück zeichnet das Bild eines Überwachungsstaates, verpackt in grotesk-komische Situationen im alltäglichen Landleben mit einem Schuss düsterer Unheimlichkeit.

Jetzt aber will Jochen Strodthoff mit „Was wäre, wenn…“ in seinem inklusiven Theaterprojekt Kindern ab acht Jahren Mut machen, Vertrauen in die eigenen Entscheidungen zu haben, auch wenn es einmal schief geht.

„Was wäre, wenn…“: 02.04.22 um 16:00 (Premiere), MUCCA 31, 03.04.22 um 16:00, MUCCA 31 im Kreativquartier, Schwere-Reiter-Straße 2, 80797 München, Reservierungen: www.dasvinzenz.de
06.04.22 um 10:00 und 16:00, Kulturbühne Spagat im HORIZONTE Haus Domagkpark, Bauhausplatz 3, 80807 München

Zum Weiterlesen: Verschwörungsmythen im UNTERLAND aufgedeckt

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