Die Wahrheit liegt in der Mitte

Die Wahrheit liegt in der Mitte

Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze vor „Religion“. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

„Teilen“ nennt Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze seine Ausstellung in der Galerie im Autohaus Steingraber Holzkirchen. Besucher erwartet eine Präsentation moderner Kunst mit Tiefgang, bei der er selbst am Handy mitwirken kann.

Ein ungewohntes, belebendes Bild bei der Vernissage. Junge Menschen stehen vor den Bildern und betrachten sie per App. Und da passiert etwas. Die Figuren beginnen sich zu bewegen. Aus einem Hasen entwickelt sich plötzlich ein Kreuz, aus einem Fisch wird ein Haus und aus einem Hahn wird eine lachende Maske.

Die Wahrheit liegt in der Mitte
Fischfang. Foto: MZ

Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze erklärt, dass seine Bilder für die Zwischentöne im Leben stehen, für die Grautöne. Er wünsche sich, dass die Betrachtenden unterschiedliche Positionen einnehmen und wahrnehmen können. Der junge Künstler malt zunächst seine Bilder digital auf dem Tablet, etwa zwei Monate brauche er, um die 150 bis 300 Bilder zu malen, beschreibt er den Schaffensprozess. Dann übertrage er per Raster die Bilder auf die Leinwand und zurück ins Digitale.

Die Wahrheit liegt in der Mitte

Mit einer besonderen App erlebt dann der Betrachtende ein Video. Man solle die Bilder nicht nur anschauen, sondern auch „in der Hand halten“, sagt er, so wie es heutzutage viele junge Menschen mit dem Handy tun. Deshalb hätten die Bilder auch dieses Format. Nicht ein starres Bild, sondern die Veränderung ist es, die den Künstler interessiert. „Die Wahrheit liegt in der Mitte“, betont er.

Die Wahrehit liegt in der Mitte
Emotionen. Foto: MZ

So wolle er mit dem Doppelbild „Fischfang“ ausdrücken, dass Fischessen etwas Tolles sei, andererseits aber die Meere leergefischt werden. Das Bild „Religion“ mit den zwei Hasen weise auf Christentum und Islam hin und „Emotionen“ solle Freude und Depressionen gleichermaßen zeigen.

Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze studierte Landschaftsarchitektur, widmete sich intensiv der menschgemachten Umwelt und versuchte sich in Kalligrafie und Symbolik. Er entwickelte sich hin zu Grafik und Design und wurde UX/UI-Designer. In seinen digitalen Arbeiten ist die Nähe zu Natur und die Beziehung zum Menschen sichtbar, dabei lässt er sich von Streetart und Graffitis beeinflussen.

Eigenständiges Werk

Der Holzkirchner lässt in seinen Arbeiten das Zusammenspiel von Mensch und Natur erleben, dabei verbindet er digitale und analoge Kunst zu einer konsistenten und spezifischen Einheit, sein Werk hat einen eigenständigen Charakter.

Kurator Horst Hermenau erklärte in seiner Einführung, wie schwer es junge Künstler heute hätten, ihren eigenen Weg zu finden. Die Malerei habe über die Jahrhunderte hinweg eine Reihe von Krisen erlebt, etwa als die Fotografie zur Umorientierung der Malerei hin zum Impressionismus zwang. Später sei durch Pop Art eine tiefe Auseinandersetzung mit den Dingen verloren gegangen und in den neunziger Jahren habe es sogar geheißen: Die Malerei ist tot.

Womit setze ich mich auseinander?

In diesem Kontext frage sich der junge Künstler, ob die Gesellschaft sein Werk brauche. Es gehe aber darum, dass der Künstler diese Frage für sich entscheide. Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze habe das getan. Er habe sich die Fragen gestellt, womit setze ich mich zutiefst auseinander, was hat das mit mir zu tun?

Entwürfe
Entwürfe. Foto: MZ

Man möge auch die Skizzen und Entwürfe im Erdgeschoss betrachten und herausfinden, dass sich der junge Künstler seine Arbeit sehr entshaft betreibe und wie ein Musiker Variationen zu einem Thema entwickle.

Diese Variationen werden in der Reihe „Ducks“ deutlich, analoge Arbeiten, die auf den ersten Blick kalligrafisch wirken. Beim genauen Hinsehen sind Schnäbel und Augen zu entdecken, die in den verschiedenen Arbeiten sehr unterschiedlich ausfallen, sowohl in der Farbe als auch in der Form.

Serie Ducks
Aus der Serie „Ducks“. Foto: MZ

Er habe die Ente in einem Tintenklecks gefunden, beschreibt Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze. Dann habe er diese Symbolsprache weiter ausgearbeitet und durch die Veränderung von Schnabel und Augen verschiedene Emotionen ausgedrückt. So ist der Schnabel rund oder eckig, konkav oder konvex.

Die Ausstellung ist in ihrer Art neu, einmalig, sehenswert, für junge und ältere Besucher gleichermaßen spannend und sie lädt zum Mitmachen ein. Sowohl in ihrer Farbenvielfalt als auch in ihrem Symbolgehalt vermittelt sie neben kritischen Momenten ebenso Lebensfreude. Die Wahrheit liegt in der Mitte.

Serie Ducks
Aus der Serie“Ducks“. Foto: MZ

Lesetipp: Grenzbereich von Realität und Abstraktion

Gerd-Hubertus Weidenbrücher-Britze: „Teilen“ bis zum 7. Mai in der Galerie im Autohaus Steingraber in Holzkirchen, Robert-Bosch-Straße 1, montags bis freitags 10 bis Uhr und samstags 10 bis 13 Uhr.

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