Frauen-Power in Hausham

Bürgermeister Jens Zangenfeind mit den Künstlerinnen Brigitta Fröhler, Doro Geißler und Inge Schlaile (v.l.). Foto: Hannah Miska

Ausstellung in Hausham

Neue Ausstellung mit drei Künstlerinnen im Kunsthaus Hausham: Eine Explosion von Farbe und Fantasie

Es sei wunderbar, dass es Künstler gäbe, die die Motivation zum Malen nicht verloren hätten in der so langen wie schwierigen Covid-Zeit, betonte Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind bei der Eröffnung der neuen Ausstellung im Kunsthaus Hausham. Und bedankte sich explizit bei den drei Künstlerinnen, dass sie uns mit ihrer Kunst ein wenig Ablenkung von den Sorgen um die Ukraine-Krise ermöglichen.

Frauen-Power
Inge Schlaile, Brigitta Fröhler, Doro Geißler (v.l.). Foto: Hannah Miska

Da sprach er wohl allen Anwesenden aus dem Herzen. Dass es den drei Damen tatsächlich gelingt, uns durch ihre Kunst für einen wunderbaren Moment von der Weltlage zu entrücken, oder, wie es Picasso einmal ausdrückte, den Staub des Alltags von unserer Seele zu wischen, ist keine Frage: Die Ausstellung ist eine Explosion von Farbe und Fantasie. Wer sind die Künstlerinnen?

Brigitta Fröhler — Aquarellistin mit neuer Liebe zur Acrylmalerei

Frauen-Power
„Einsam im Weizen“, Acryl. Brigitta Fröhler. Foto: Hannah Miska

Seit langen Jahren ist Brigitta Fröhler, die zwar schon als Kind gut zeichnete, aber erst richtig mit dem Malen begann, als die Kinder aus dem Haus waren, Mitglied im Haushamer Kunstkreis. In etlichen Ausstellungen im Kunsthaus Hausham durften wir sie bereits als begabte Aquarellistin bewundern. Nun aber hat Fröhler mit der Acrylmalerei begonnen — nicht nur, aber auch, weil sie kräftige Farben mag. „Wenn man mit Wasser malt“, sagt die Künstlerin, „sind die Farben ja eher blasser, und bei meiner Liebe zu intensiven Farben war es jetzt einfach mal an der Zeit, mit Acryl zu experimentieren.“ Dass das Experiment mehr als gelungen ist, stellt sie nun unter Beweis.

Frauen-Power von Brigitta Fröhler

Tatsächlich hat man den Eindruck, als hätte Fröhler nie mit einer anderen Technik als Acryl gemalt, so gekonnt — und durchaus unterschiedlich – verwendet sie die Farbe. Während ihr „Wilder Winter“ nahezu aggressiv daherkommt, sehen ihre Herbst- und Weizenlandschaft weich, fast pastellig aus. Warum sie male? „Weil ich beim Malen völlig zur Ruhe komme“, antwortet sie, „ich gehe quasi in dem Bild auf – und bin dann selbst völlig gespannt, wie es wohl aussieht, wenn es fertig ist.“

Neben ihren Acrylarbeiten zeigt Brigitta Fröhler auch wieder neue Aquarelle – wunderschön der Lavendel oder der Mohn, aber auch die eher abstrakten Muscheln in Blau-und Violetttönen.

Doro Geißler — farbensüchtig und voller Ideen

Brotzeit
„Brotzeit“, Mischtechnik. Doro Geißler. Foto: Hannah Miska

Es ist unübersehbar. Man betritt die Ausstellung und erliegt einem großformatigen Sog von Farben: ein intensives Blau, gemischt mit Orange- und Grüntönen — das Bild „Brotzeit“ von Doro Geißler. Bei näherer Betrachtung gibt es noch viel mehr zu entdecken als den großen Kran und die Obstschale: da sind überall behelmte Arbeiter am Bau, ein gedeckter Tisch steht unter beleuchteten Fenstern, auf dem Boden liegt eine Tüte mit Obst, und eine Meise schaut dem ganzen Treiben zu. Geißler schöpft wieder mal aus dem Vollen.

Frauen-Power von Doro Geißler

„Ich bin farbensüchtig“, sagt die gelernte Goldschmiedin und plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. „Ich fange einfach nur mit einer Farbe an, großflächig, mit einem dicken Pinsel, mit den Händen, mit Schwämmen, und habe am Anfang überhaupt noch keine Idee vom Endprodukt. Manchmal mache ich erst viel später weiter, es hängt viel von der Stimmung ab.“ An Ideen mangelt es Geißler jedenfalls nicht — noch beim Erzählen fällt ihr ein, dass sie in ihrem Bild „Nostalgie“ doch gut noch eine Ameise auf der Wäscheleine krabbeln lassen könnte —, sie sprudelt und schöpft zudem aus ihrer „Ideenkiste“, in die sie unentwegt Notizen, Skizzen und Zeitungsausschnitte wirft, um sie bei Gelegenheit wieder hervorzukramen und sich neue Inspirationen zu holen.

Dass die Künstlerin auch die leisen Töne beherrscht, beweist sie mit ihrem Bild „Stille in Blau“, das in Blau- und Brauntönen eine Stadt auf der anderen Seite einer Lagune andeutet und eine angenehme, mentale Ruhe im Betrachter auslöst. Und dass die Künstlerin nicht nur malt, sondern auch Geschichten erzählt, zeigt sie uns – wieder einmal – anhand ihres Bildes „Date“, in dem Zeitungsausschnitte ebenso Platz haben wie Bleistiftzeichnungen und plakative Farben.

Inge Schlaile — Ausdruck, Energie und Kommunikation


„Welle“, Acryl und Öl. Inge Schlaile. Foto: Hannah Miska

Nach langen Jahren im Ausland — USA, Japan, England — ist sie 2016 in ihren Heimatort München zurückgekehrt und hat sich, gemeinsam mit ihrem englisch-irischen Partner, vor vier Jahren den Traum von einem Ferienhaus in Oberbayern erfüllt. Seitdem verbringt sie die Wochenenden in Hausham — und kaum war das Haus eingewohnt, wurde sie Mitglied im Haushamer Kunstkreis: Inge Schlaile.

Mit ihren hochvisuellen und kontrastreichen Bildern in Acryl und Öl ist Schlaile ein spannender Zuwachs im Kunstkreis, der von Jahr zu Jahr an Qualität und Professionalität gewonnen hat. „Ich male, seit ich einen Stift halten kann“, erzählt die studierte Japanologin und Psychologin, „und habe mit 18 Jahren mit der Aktmalerei begonnen.“ Schon bald aber gefielen ihr ihre Bilder nicht mehr, und es mussten etliche Jahre vergehen, bis sie ihr Hobby wieder aufnahm: Ein Akt-Kurs in England mit Desmond Healy inspirierte sie und ließ sie fortan nicht mehr los von der Malerei.

Frauen-Power von Inge Schlaile

Vom Akt über Porträts ist sie im Moment bei der Landschaftsmalerei angekommen – stark beeinflusst von der Natur und den Bergen vor ihrer Haustür. Dabei malt sie nie gegenständlich, denn sie will „darunterliegende Schichten zeigen, das Unbewusste zutage fördern, Gefühle wecken“. Das Highlight für Schlaile: mit dem Betrachter ihrer Kunst ins Gespräch zu kommen. In der Tat provozieren ihre dynamischen und energiegeladenen Bilder, die immer kräftig sind, manchmal düster, oft aber auch harmonisch in Form und Farbe, zum Nachdenken und zum Austausch mit der Künstlerin.

Fazit
Wer eine Auszeit braucht von den täglichen Nachrichten, die uns aus der Ukraine erreichen, sollte sich unbedingt die Ausstellung ansehen.

Sie ist bis einschließlich 3. April im Kunst- und Kulturhaus, Tegernseer Straße 20a in Hausham von 15.00 bis 18.00 geöffnet, danach jeden Sonntag von 15.00 bis 18.00. Ostersonntag geschlossen. Wer Lust darauf hat, sich mit den Künstlerinnen auszutauschen: Brigitta Fröhler ist bis einschließlich 3. April immer anzutreffen, Doro Geißler und Inge Schlaile sind am Wochenende vor Ort.

Zum Weiterlesen: Gemeinschaftsausstellung und Stabwechsel

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