Konzertina und Bandonion

Ein Tag für die Konzertina und das Bandonion

Eine Auswahl von Bandonions. Foto: MZ

Musikantentreffen in Großhartpenning

Die unendliche Welt zweier Instrumente, ihre Ausprägungen, Klänge, Reparaturen, aber vor allem das miteinander Musizieren und Kennenlernen von Musizierenden zwischen 13 und über 80 fand am Samstag auf dem Bildungsbauernhof von Georg Hahn in Großhartpenning statt.

Er wolle Menschen zusammenführen, die diese beiden Instrumente spielen, erklärte der Hahn Schorsch seine Intention für den Tag. Und sein Plan ging auf. Interessierte aus der Region, aber auch aus Franken, der Oberpfalz, aus Hessen und vom Chiemsee waren zu dieser Premiere auf den Hahnhof gekommen, der einen akustisch optimierten Veranstaltungsraum besitzt.

Bei diesem Treffen wolle er aber auch die vielen Musikrichtungen zeigen, die mit den beiden Instrumenten gespielt werden. Wienerische Schrammelmusik ebenso wie bairische Volksmusik, Gstanzln, argentinischer Tango oder englisch-irischer Folk, all das ist mit Konzertina und Bandonion möglich.

Konzertina und Bandonion
Georg Hahn spielt „Der Träumer“. Foto: MZ

Als ich komme, spielt der Hahn Schorsch gerade einen französischen Musettewalzer auf der Konzertina, er heißt „Der Träumer“, erfahre ich später und der Schorsch sagt: „Ich spiele gern bretonische Musik.“

Gerald Köppel ist aus Hof zu diesem Tag angereist. Er habe ein altes rheinisches Bandonion, erzählt er und spielt eine Melodie mit melancholischem Klang. Der ehemalige Denkmalschützer hat nach seiner Pensionierung genug Zeit, sich seinem Instrument zu widmen.


Gerald Klöppel aus Hof. Foto: MZ

Danach stellt sich die Melkstatt Musi aus Bad Tölz auf und unterhält mit Schrammelmusik. Am Bandonion ist Wolfram Prochazka aus Warngau, der aber viele andere Instrumente spielt und Experte für den Landler am Bandonion ist.


Melkstatt Musi aus Bad Tölz. Foto: MZ

Nach der musikalischen Einstimmung am Vormittag und der Vorstellung der Instrumente berichtet Georg Leugner-Gradl Historisches und Neues vom Instrumentenbau. Der Handzuginstrumentenmacher aus Edelsfeld in der Oberpfalz restauriert, repariert, stimmt und verkauft Handzuginstrumente. Er verrät, dass seine Lieblingsinstrumente das Bandonion und die Konzertina sind.

Konzertina und Bandonion
Georg Leugner-Gradl aus der Oberpfalz. Foto: MZ

Der Tag, so erklärt der Hahn Schorsch, sei auch dazu da, etwas über das Reparieren der Instrumente zu erfahren, denn hier in der Gegend gebe es niemanden. So findet am Nachmittag eine Instrumentenwerkstatt mit Georg Leugner-Gradl statt, bei der auch Bewertungen und kleine Reparaturen angesagt sind. Neulinge und Experten können sich austauschen sowie Bandonion und Konzertina unterschiedlicher Machart ausprobieren.

Die Konzertina wäre ein einfaches Instrument für Kinder, um in die Musik einzusteigen, empfiehlt der Hahn Schorsch. Außerdem sei sie klein, passe in den Rucksack und könne mitgenommen werden, um bei Ausflügen oder Klassenfahrten beim Singen zu begleiten.


Georg Hahn erklärt die Konzertina. Foto: MZ

Für den Laien ist die unendliche Vielfalt der Instrumente schier unüberschaubar. Ich bekomme eine Exklusivführung durch die Instrumente, die auf mehreren Tischen und in Regalen zu sehen sind. Im großen Regal sind zehn sehr unterschiedliche Instrumente, die habe er gerade aus dem Harz geholt, erzählt der Organisator. „Jede erzählt eine Geschichte“, meint er, er spüre das, wenn eine Taste mehr eingedrückt ist als eine andere.

Ich lerne, dass die viereckige deutsche Konzertina am Anfang stand, nur C-Dur und G-Dur sind angelegt, die sechseckige englische hat schon einen größeren Tonumfang. Und die aus der DDR ist links wechseltönig und rechts gleichtönig, „sehr selten“, meint der Schorsch. Die Konzertina hat nicht alle Grundtonarten, ist dafür aber leicht zu erlernen.

Das Bandonion ist eine Weiterentwicklung in verschiedene Grundtonarten. „Das Bandonion ist das einzige unlogische Instrument in Deutschland“, konstatiert der Schorsch und erklärt mir die verschiedenen Systeme, bis mir der Kopf schwirrt.


Susanne Zetzl aus Fischbachau. Foto: MZ

Susanne Zetzl spielt auch eine Konzertina, ihre Lieblingsmusik ist die irische. Die Fischbachauerin freut sich, dass an diesem Tag ein und dasselbe Stück auf verschiedenen Instrumenten gespielt werden wird.

Dass die beiden Instrumente heute nicht mehr die Bedeutung wie früher haben liege wohl daran, dass die Steirische und das Akkordeon später bekannter wurden. Deshalb sei es nun an der Zeit, den beiden Instrumenten wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ohne aber eine Konkurrenz herstellen zu wollen. „Die Vielfalt macht es“, meint der Schorsch.

Zum Abschlusskonzert und gemütlichem Ausklang wird der bekannte Solist Stefan Straubinger erwartet.

Im Herbst vom 4. bis 6. November wird ein überregionales KonzertinaNetz-Treffen auf dem Hahnhof stattfinden, der Schwerpunkt liegt auf Nordwest-Europa mit Musik aus Deutschland, Großbritannien, Skandinavien,Frankreich.

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