Bleib bei uns, denn es will Abend werden
cantica nova holzkirchen mit Chorleiterin Katrin Wende-Ehmer. Foto: Christoph Voss
Konzert in Miesbach
20 Jahre Hospizkreis im Landkreis Miesbach – „cantica nova holzkirchen“ gratuliert mit einem Benefizkonzert in der Stadtpfarrkirche Miesbach.
Franziska Gräfin von Drechsel, seit diesem Jahr an der Spitze des Hospizvereins, setzt gleich zur Begrüßung klare Zeichen: cantica nova habe dem Verein sein Auftrittshonorar gespendet und genauso viel Großzügigkeit erwarte sie nun vom Publikum. Dass sie damit ins Schwarze getroffen hatte, war nach anderthalb Stunden dieses großartigen Chor- und Orgelkonzertes so klar wie die Stimmen der 43 Sängerinnen und Sänger.
„Sende Dein Licht“ – so der Titel dieses Spätnachmittags in Miesbach. Ein Satz aus „Richte mich, Gott“, dem 43. Psalm, von Felix Mendelssohn Bartholdy als achtstimmige Motette komponiert und von cantica nova als fulminanter Konzertauftakt dargeboten. Chormusik der Romantik und hier Paradestücke dieser Epoche hatte Katrin Wende-Ehmer, die Chorleiterin von cantica nova, gemeinsam mit dem Organisten Alexander Poitner aus Lenggries ausgewählt. Letzterer spielte dazu die Kirchenorgel in Mariä Himmelfahrt.
cantica nova holzkirchen in der Stadtpfarrkirche Miesbach. Foto: Christoph Voss
Mit Felix Mendelssohn-Bartholdy, einem der bedeutendsten musikalischen Vertreter der Romantik, überzeugte der Holzkirchner Chor im ersten Drittel des Konzerts. Beim bekannten 22. Psalm „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen“ fiel besonders das Solo von Tenor Willi Geis durch die eingehende Stimmfarbe und Intensität auf. Bei den Fest- und Gedenksprüchen von Johannes Brahms meisterte der Chor zum zweiten Male die Herausforderung die doppelchörigen Psalmvertonungen des Komponisten. In ihnen werden Leid und Tod thematisch bewältigt: ein Anklang an den Hospizkreis, aber auch passend zu Allerheiligen in der kommenden Woche.
Stimmen, die wie nicht von dieser Welt klangen
Im letzten Drittel des Konzerts und doch im Mittelpunkt stand die Aufführung der ebenfalls doppelchörigen Messe in Es-Dur von Josef Rheinberger, eines Komponisten aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der nach Jahren des Vergessens nun zu Recht wieder ins Bewusstsein der Musikpraxis zurückgekehrt ist. Hier wie auch schon davor hörte das Publikum Stimmen, die wie nicht von dieser Welt klangen – emotional, geladen, raumfüllend, hochkonzentriert. Dass cantica nova ein Laienchor ist, kann man angesichts der dargebotenen Professionalität des Gesangs nur schwer glauben.
Das Konzertende am frühen Abend beging der Chor mit dem Abendlied von Rheinberger mit der passenden Zeile „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“. Das begeisterte Publikum bedankte sich – Gottseidank erst jetzt – mit lang anhaltendem Applaus und ganz sicher auch mit vielen bunten Scheinen im Spendenkorb.