Reise durch die Kunst im Leitzachtal

Die markierten Eingänge erleichtern das Finden. Fotos: Stefan Schweihofer, Sibylle von Löwis

Offene Ateliertage – im Leitzachtal

Morgen und übermorgen öffnen noch einmal 84 Künstlerinnen und Künstler ihre Ateliers für Gäste. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Reise im Leitzachtal zu sehr unterschiedlichen Künstlerpersönlichkeiten. Im Paralleltext geht es nach Miesbach.

Ich starte meine Rundreise am Samstag 10.55 Uhr bei Tutti und Klaus Gogolin. Sie wohnen außerhalb von Bayrischzell Richtung österreichische Grenze. Ihr Grundstück ist ein Idyll, das Atelier wie immer voller neuer Werke, die nur so von Kreativität strotzen, aber auch aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen.

Leitzachtal
Tutti und Klaus Gogolin. Foto: MZ

Zurück und Richtung Sudelfeld biege ich in die Tannerhofstraße ein und mache Station im Atelierhaus Philipp Hart bei seiner Urenkelin Marica Doll und ihrem Partner Burkhard Niesel. Hier ist dreierlei Kunst zu bewundern: die Tierplastiken von Philipp Hart, großformatige Landschaftsmalerei von Burkhard Niesel, der neu bei den Offenen Ateliertagen dabei ist, und brandneue Arbeiten von Marica Doll, in denen sie verschiedene Materialien zu spannenden Kompositionen zusammenfügt.

Leitzachtal
Burkhard Niesel und Marica Doll im Atelierhaus Philipp Hart. Foto: MZ

200 Meter weiter finde ich das Atelier von Nele von Mengershausen auf dem Gelände des Tannerhofs, die gerade vier Gästen ihre Werke erklärt. Da sind sehr große transparente Banner und ganz kleine neue Werke voller Überraschungen. Da ich die Arbeiten recht gut kenne, störe ich nicht weiter und fahre zurück nach Aurach und biege nach Fischbachau ab.

Offene Ateliers im Leitzachtal

In Elbach sind an der Straße große Plakate „Kunstausstellung“ platziert, die mich mach links führen. Nach etwa zwei Kilometern endet der Weg und ich befinde mich in einem riesigen Gartengelände der Fotografin Andrea Bahr, die hier mit zwei Malerinnen und einem Holzbildhauer gemeinsam ausstellt.


Rudolf Reukert. Foto: MZ

Rudolf Peukert hat seine Kettensäge dabei und führt vor, wie er seine Skulpturen fertigt. Das sind zumeist Tierfiguren, die der Forstwirt nicht schnitzt, sondern mit der Kettensäge aus unterschiedlichen Holzarten herausarbeitet.


Brigitte Nevole im Freilichtatelier. Foto: MZ

Brigitte Nevole ist neu zu den Offenen Ateliertagen dazugekommen und wird im Begleitheft zum Katalog vorgestellt. Ihr Fokus liegt auf dem Einfügen von Papier, Stoff und Fundstücken in ihren Bildern, so dass plastische Strukturen entstehen.


Brigitte Appelt. Foto: MZ

Brigitte Appelt widmet sich vornehmlich der Landschaftsmalerei und Stillleben in kräftigen Farben. Die beiden Malerinnen haben alles so arrangiert, dass es auch regnen könnte.

Andrea Bahr führt mich an einem Teich vorbei hinauf zu ihrem Atelier, in dem sie ihre unterschiedlichen Fotografien zeigt, die sie digital fertigt und teilweise bearbeitet. Dabei entstehen Bilder zwischen Realität und Vision, oft inspiriert von der Natur.


Andrea Bahr. Foto: MZ

Obwohl kein einziger Gast an diesem Samstagvormittag sich hierher verirrt, sind alle vier Mitglieder des Fischbachauer Kunstkreises sehr vergnügt und freuen sich über meinen Besuch. Ihre Kollegin Ursula Schwarzbauer, so erzählen sie mir, würde oben am Berg ihr Atelier haben, ich müsse einfach bei der Schule rechts hinauffahren.


Ursula Schwarzbauer. Foto: MZ

Gottlob finde ich auf dem steilen Weg irgendwann Luftballons und einen Hinweis, ich bin also richtig und überrede meinen kleinen Chevi weiter hinaufzuklettern. Es lohnt sich, von hier oben hat man einen herrlichen Blick. Ursula Schwarzbauer lebt inmitten ihrer farbenfrohen „heilsamen Energiebilder“ und mit Sprüchen bemalten Isarkiesel.


Andrea Tuschl. Foto: MZ

Wieder unten auf der Hauptstraße fahre ich Richtung Wörnsmühl, biege nach links nach Agatharied ab und lande in dem wunderschönen Bauernhaus, in dem Jasmin Desiree Tuschl seit kurzem wohnt. Die Papierkünstlerin fertigt filigran ausgeschnittene Papierschichten, die sich im Raum verweben.


Arbeiten von Vivien Cahusac de Caux. Foto: MZ

Gleich daneben wohnt Vivien Cahusac de Caux. Sie hat mitgeteilt, dass sie die coronafreie Zeit nutzen will, um ihre Mutter in Neuseeland zu besuchen, ihr Atelier aber offen sei. Ihr Ehemann Karl Giggenbach führt mich herum. Die Künstlerin lebte in vielen Ländern der Erde und hat jetzt im Oberland ihre Heimat gefunden. Sie porträtiert unter anderem Geflüchtete, die in Fischbachau Zuflucht gefunden haben.


Sofia Horaz im Besuchersessel. Foto: MZ

Mein Navi geleitet mich sicher zu dem abseits von Hauptstraßen gelegenen Bauernhof in Irschenberg, wo Sofia Horaz ihr Atelier hat. Für Besucher hat sie einen Drehsessel in die Mitte gestellt, damit in Ruhe alle Werke betrachtet werden können. Sie ist eine vielseitige Künstlerin, die sich durch Fotografie, Installation, Malerei ausdrückt und immer wieder gesellschaftliche Themen aufgreift.


Angelika Kemser-Schmid. Foto: MZ

Bei meinem letzten Besuch an diesem Samstag streikt mein Navi. Eichbichl 1 in Irschenberg kennt es nicht. Empfehlung also: Fahren Sie nach Buchbichl, dort weisen Luftballons und Plakate auf die Offenen Ateliertage hin. Vertrauen Sie und fahren Sie den Waldweg bis zu einer Lichtung. Hier hat Angelika Kemser-Schmid ihr Atelier, in dem der Geist des Schwiegervaters Anton Schmid und ihrer Mutter Ursula Kemser-Diess weht. Sie sitzt an der Drehscheibe und man kann ihr bei der Arbeit zusehen.


Ulrich Hummel. Foto: MZ

Auch Ulrich Hummel, der das Atelier heute mit ihr teilt, kann man bei der Arbeit zusehen, er baut seine Figuren aus Ton auf. Er hat sie auch draußen im Garten aufgestellt, skurille, liebenswerte Geschöpfe. Im Atelier findet man auch seine aus Figuren zusammengesetzten Schalen.

Die Reise durch das Leitzachtal ist zu Ende. Ich fahre nach Holzkirchen, denn an diesem Samstag findet auch das Festival für Menschenrechte unter der Ägide von KulturVision e.V. mit drei Veranstaltungen statt.

Lesetipp: Menschenrechte nachhaltig sichtbar

Morgen werde ich nach Miesbach fahren. Sibylle von Löwis, die die Offenen Ateliertage organisiert hat, war heute im Tegernseer Tal unterwegs, unsere Fotoredakteurin Petra Kurbjuhn hat Besuche in Otterfing und Holzkirchen gemacht, meine Stellvertreterin Becky Köhl war in Waakirchen und unsere Schriftführerin Monika Heppt hat auch die Reise durch das Leitzachtal angetreten.

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