Malerische Kapriolen – und viel mehr als das
Lizzie Hladik, Lotte Koch, Ingrid Huber. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Holzkirchen
Die Valleyer Malerin Lotte Koch kann nun endlich ihre mehrfach verschobene Ausstellung im Holzkirchner KULTUR im Oberbräu präsentieren. Das Warten hat sich gelohnt: Die Hohendilchingerin zeigt in gewohnter Qualität die typische Koch’sche Bilderwelt, aber auch ganz neue Facetten ihres reichhaltigen Schaffens.
Schon seit einigen Jahrzehnten bereichert Lotte Koch die Landkreis-Kunstszene mit ihrer ganz eigenen, unverwechselbaren Bildsprache. Diese zu besitzen, gilt in Fachkreisen gemeinhin als unverrückbares Qualitätsmerkmal. Zuletzt war sie 2017 im Holzkirchner Kulturhaus zu sehen, diesmal unter dem Motto „Kapriolen“.
„Geflechte“, Acryl, jeweils 50 x 50 cm. Foto: RS
Stimmungsvolle und persönliche Vernissage
Am heißesten Tag des Jahres, am Sonntagvormittag, gut 60 Besucher zur Ausstellungseröffnung zu bekommen, zeugt ebenfalls von Lotte Kochs künstlerischem Stellenwert. Gastgeberin Ingrid Huber betrachtete es „als große Freude für mich und für das Kulturhaus als große Ehre“, dass sich die Valleyerin – von Lizzie Hladik beim Hängen tatkräftig unterstützt – mit 31 Arbeiten präsentiert und das Foyer wieder in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt. Als besonders gelungen wurde es von den Anwesenden empfunden, dass die Laudatio von ihren Enkeln Flora und Emil Ahlhelm, den Kindern des Künstlerehepaars Christiane Ahlhelm und Tobel, vorgenommen wurde.
„Lavakälte“ und „Lavahitze“, Acryl, jeweils 50 x 50 cm. Foto: RS
Sie erzählten abwechselnd, wie sie von klein an ihre Oma bei ihrer Kunst begleiteten und dass das gegenseitige Inspirieren einen Mehrwert für alle bringe. In Anspielung auf die zahlreichen gemeinsamen Urlaubsreisen und die ausgestellten Skizzen von Türen erklärten sie: „Sie hat uns die Türen geöffnet und uns die Gräser, die Steine und all ihre Motive mit anderen Augen sehen lassen. Ihre Bilder sind für uns eine Reise an gemeinsame Sehnsuchtsorte und Erinnerungen an Momente, die wir zusammen mit ihr erlebt haben.“
„Plattenlager“ und „Schilf“, Acryl, jeweils 50 x 50 cm. Foto: RS
Bewährtes und Etabliertes
Lotte Kochs bestimmendes Thema ist und bleibt die Struktur. Als scharfe Beobachterin findet sie ihre Motive überall, daheim und in der Fremde. Immer ausgehend von einer Vorort-Skizze in Aquarell überschreitet sie dann im Atelier die Grenzen zwischen Farbe und Linie, Fläche und Form, Realität und Abstraktion, wobei sie immer wieder die Durchlässigkeit dieser Grenzen thematisiert: Zäune und Dächer, Türen und Tore, Mauern und Wege, Geflechte und Faltungen. Dabei sind ihr die Zwischenräume besonders wichtig. Sie gibt ihnen ein plastisches, fast körperliches Eigenleben, strukturiert durch Kanten und Ränder, Kontraste und farbige Übergänge.
„Bandiera“ und „Kapriolen“, 2020, Acryl, jeweils 50 x 50 cm. Foto: RS
Die gelernte Grafikerin gibt ihren Bildern eine klare Struktur und verleiht ihnen eine ansprechende und mit sicherem Auge und unfehlbarem Geschmack aufgetragenen Farbigkeit. Und immer wieder beschreitet sie auch neue, ungewohnte Wege.
Neues und Gewagtes – die sogenannten Kapriolen
Lotte Koch liebt es, Kapriolen zu schlagen und „Vielheiten“ zu zeigen. So gibt es für sie niemals die eine Tür, den einen Löffel, die eine pflanzliche Formation, sondern stets noch eine oder viele andere. Das zeigt sich in ihren „Zweiheiten“, „Dreiheiten“ und vielteiligen Serien.
Bisher so von ihr noch nicht gekannt und brandneu: Drei völlig freie Schwarz-Weiß-Arbeiten in Aquarell auf Papier, die sie „Hommage an S.“ nennt, total überzeugend in ihrer Klarheit und Kompromisslosigkeit.
„Hommage an S. I, II und III“, jeweils 50 x 50 cm m.R. Foto: RS
„Manchmal gibt es auch Momente, wo selbst ich nicht weiß, was ich malen soll“, bekennt Lotte Koch auf die Frage, warum sie ihren Arbeitsplatz porträtiere. Heraus kamen die beiden bestechenden Gemälde, die ihr Handwerkszeug zum Thema haben. Ästhetisch und eindrucksvoll.
„Palette“ und „Prozess“, Acryl, jeweils 50 x 50 cm. Foto: RS
So bleibt nur noch, sich der Aufforderung der Enkel Flora und Emil anzuschließen: „Lasst uns mit Lottes Bildern hoffnungsfroh und munter in die Zukunft blicken!“