Rudi Leitner

Nachruf auf Rudi Leitner, den Maler der Melancholie

Rudi Leitner: „Käfer“. Foto: Petra Kurbjuhn

Nachruf

Am 2. Juni ist der Haushamer Maler Rudi Leitner gestorben. Mit ihm verliert die Region einen herausragender Meister seines Fachs und einen besonderen Menschen.

Seine Nichte Natascha Guderian sagt: „Rudolf Leitner war als ruhige und bescheidene Person bekannt, wollte am liebsten nie im Mittelpunkt stehen. Selbst bei Ausstellungen war ihm das eher unangenehm, wenn eine Rede über ihn gehalten wurde und er auch noch gelobt wurde.“

Genauso habe auch ich ihn von unseren zahlreichen Begegnungen in Erinnerung. Zurückhaltend, bescheiden, sehr sympathisch. Ich lernte ihn kennen, als wir 2003 für die ersten Offenen Ateliertage den Katalog produzierten und ich ihn in seinem Atelier besuchen durfte.

Rudi leitner
Rudi Leitner. Foto: Petra Kurbjuhn

Damals schrieb ich über seine Arbeit: „Rudi Leitners Antwort auf den Trend zum Abstrakten ist realistische, fast hyperrealistische Malerei. Der studierte Grafiker betont konsequent in seinen Arbeiten das Handwerkliche und arbeitet akribisch genau jedes Detail aus. Seine Bilder sind dennoch keine gemalten Fotos, sondern die Dinge selbst, schnörkellos, still und konkret. Rudi Leitners Bilder sind gemalte Substantive, die keine erklärenden Adjektive benötigen.“


Landschaft. Foto: privat

Oft zeigte er in seinen Bildern den Kontrast von heiler Landschaft und einem unpassenden Objekt oder die Hinterlassenschaft des Menschen. Ob amerikanischer Straßenkreuzer vor der Alm oder die Plastikfolie vor einem Stadel. Seine Bilder wirken leer, melancholisch und sie enthalten die stille Wut des Künstlers über die Oberflächlichkeit der Gesellschaft.

Daneben aber malte er auch schweigende Dinge, die Schreibmaschine, das Regal oder Fundstücke aus der Natur. Auffallend aber ist immer die perfekte Wiedergabe.


Fundstücke. Foto: privat

In dem Beitrag für die 14. Ausgabe der KulturBegegnungen schrieb unsere Autorin Petra Kurbjuhn: „Besonders deutlich wird seine profunde Technik bei der detailgetreuen Wiedergabe von Objekten aus der Natur. Steine, Laub, Äste vor Farbhintergründen, die der Künstler vornehmlich mit dem Airbrush-Kompressor aufträgt, wirken absolut real. Da kommt es schon mal vor, dass man als Betrachter kaum erkennen kann, dass es sich um Malerei handelt.“

Feinste Pinselstriche

Natasche Guderian sagt: „Er war immer auf der Jagd nach neuen Motiven, ob mit der Kamera eingefangen oder in seinem Kopf gespeichert. Stundenlang saß er oft in seinem Atelier und malte seine oft bis ins kleinste detailverliebten Bilder. Schaut man sich die Bilder an, denkt man erst…oh, was für ein tolles Foto… erst auf den zweiten Blick erkennt man die feinen Pinselstriche, die das Bild so perfekt machen.“


Stillleben. Foto: privat

Im Alter von vierzehn Jahren begann der 1934 geborene Rudi Leitner eine Lehre als Dekorationsmaler in Schliersee. Nach dem Studium an der Münchner Blocherer-Schule für Grafik und Malerei arbeitete er bei Verlagen und Agenturen in München, Rottach-Egern und Innsbruck. Anfang der siebziger Jahre hat er sich in Miesbach als freischaffender Maler und Grafiker niedergelassen und hatte seit 1962 Ausstellungen in Privatgalerien und öffentlichen Instituten in München, Haßloch, Erlangen, Rosenheim, Rottach-Egern, Kempten, Wachtberg/Bonn, Bobingen, Fleck/Lenggries, Miesbach und Hausham.

Rudi Leitner bei Großer Kunstausstellung

Die Bedeutung seines Werkes zeigt sich darin, dass er 1979 und 1980, 1989 und 1990 zur Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst eingeladen wurde.


Landschaft. Foto: privat

Seine letzte Ausstellung gestaltete er zusammen mit Helga Lucia Kordecki im Krankenhaus Agatharied 2016. Damals schrieb ich: „Kannte man den Haushamer Künstler in der Vergangenheit hauptsächlich als Maler von unspektakulären, meditativen Landschaften, in denen der Mensch nur seine Spuren hinterließ, so wird er jetzt Träger des Geschehens. Er genießt am Berg in der großen Runde das „Gipfelglück“ und er ist in mehreren Bildern auf dem Schiff unterwegs, als Familie oder als Gruppe, und er sonnt sich en masse am Strand.“ Diese Menschen schauen zwar heiter in die Kamera, aber sie strahlen dennoch Melancholie aus.

Jetzt ist der Maler der Melancholie von uns gegangen und hinterlässt ein reichhaltiges Werk. Die Familie plant einen Verkauf seiner Bilder für einen guten Zweck.

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