Von Syrien in die Ukraine und zurück
„Rapprochement“ von Afif Agha Foto: privat
Künstlerporträt
Als neuen Künstler unserer Onlinegalerie wollen wir heute den syrischen Bildhauer Afif Agha vorstellen, der ein bewegtes Leben hinter sich hat und durch die Kriege in Syrien und der Ukraine sein letztes Ziel verlor.
Es war die Nichte des Künstlers, die sich mit KulturVision in Verbindung setzte. Sie hatte von der Hilfsaktion für den ukrainischen Künstler Saeid Ahmadi gelesen und fragte an, ob wir auch bei KulturVision über den Künstler berichten würden.
Blick ins Atelier. Foto: privat
Eigene Galerie in Syrien
Afif Agha wurde 1959 in Ugarit in Syrien geboren und studierte Elektrotechnik, weil das Studium von Kunst damals ein Tabu war.
Sie befürchteten, dass er von der Kunst nicht leben könne. So arbeitete er als Elektrotechniker und erarbeitete sich die Grundlagen der Bildhauerei im Selbststudium. Aber schon als Kind hatte er die Arbeit am Stein für sich entdeckt und erzählt: „Meine Kindheit war beim Vergleich mit den anderen Kindern nicht normal, da ich oft Steine aus dem Fluss sammelte und anfing, mit einfachem Werkzeug wie Nadeln und Skalpelle Skulpturen zu machen.“
Er konnte, so erzählt Hind Wakil, eine eigene Galerie in Syrien führen und er nahm an zahlreichen Ausstellungen im arabischen und nichtarabischen Raum teil.
Afif Agha. Foto: privat
Vor dem Krieg in Syrien, so berichtet er, habe man von der Kunst leben können, dann aber nicht mehr. Vor allem sei für ihn als Steinbildhauer das Material zu teuer geworden.
Galerie in Kiew
Vor zehn Jahren begründete er sein Atelier in der Ukraine, wo seine zwei Kinder studierten und lebten . Er sagt: „Ich wollte die Kunst einer der ältesten Regionen der Welt, meiner Heimat Syrien, nach Europa bringen.“ Neben seiner eigenen Arbeit habe er auch die Arbeit anderer Bildhauer und Bildhauerinnen aus Syrien in die Ukraine geholt.
In Kiew hatte er eine eigene Galerie, in der er seine und die Werke seiner Landsleute präsentierte. Der Angriffskrieg in der Ukraine hat ihn wieder verhindert sein Ziel zu erreichen
In einer Austellung. Foto: privat
„Durch den Krieg ist sein Ziel weggebrochen“, konstatiert seine Nichte. Er trage auch die Verantwortung für die Werke der Künstlerkollegen, die in der Ukraine zurückblieben. Da er entschlossen ist sein Ziel zu erreichen versuchen sie wir ihn durch den Verkauf seiner Werke zu unterstützen..
Gesellschaftliche Themen
Afif Agha arbeitet in Stein, Holz und Metall und kombiniert die Materialien. Von figürlichen Werken ist er zu abstrakter Arbeit übergegangen. Dabei spielen gesellschaftliche Themen eine große Rolle. Er sagt: „Meine Kunst ist meine individuelle Reaktion zu den Ereignissen, denen unsere Menschheit gegenübersteht.“ Er wolle mit seinen Ausstellungen nicht nur seine Gefühle mitteilen, sondern auch seine ideologischen Ziele erreichen. Ab und zu äußere er seine Gefühle auch beim Malen.
„Warten“ von Afif Agha. Foto: privat
Mit seiner Kunst wolle er das Licht der Wahrheit dem Wirken des Obskurantismus, also der feindseligen Haltung jeder Art von Aufklärung gegenüber, entgegensetzen, deshalb habe er eine Ausstellung 2020 auch „Brecher“ genannt. „Die Obskurantisten arbeiten gegen die Entwicklung der Zivilisation der Menschheit“, sagt der Künstler und das wolle er brechen.
Ein wesentlicher Aspekt bei seiner Arbeit sei die Natur. „Da beginnt die Inspiration und die Reise durch den Genuss der Werkphasen. Ich beobachte selbst die Entwicklung meiner Erfahrung und bin immer gespannt auf den nächsten Schritt.“ Jetzt freut sich Afif Agha auf eine Zusammenarbeit mit KulturVision.