Pastoralreferent Christof Langer im Hahnhof.

„Gehen wir singend voran“

Pastoralreferent Christof Langer im Hahnhof. Foto: Monika Ziegler

Vortrag und Diskussion in Großhartpenning

Politik anspitzen, Dialog auf allen Ebenen führen, positive Beispiele zitieren und selber zum Beispiel werden. So fasste am Montag Abend Biobauer Georg Hahn die Diskussion nach dem Vortrag von Christof Langer zur Enzyklika „Laudato Si“ von Papst Franziskus zusammen.

Mit einem bewegenden Film über die Ausbeutung der Erde in Südamerika leitete der Pastoralreferent des Katholischen Bildungswerkes Miesbach seinen Vortrag ein. Ureinwohner verteidigen ihren Fluss gegen die Pläne von Politik und Wirtschaft, einen Staudamm zu bauen, der ihre Lebensgrundlagen zerstören würde. Bischof Erwin Kräutler unterstützt vehement das Anliegen der Menschen und geißelt mit harschen Worten das Vorhaben, den Fluss als Wirtschaftsfaktor zu missbrauchen.

Damit ist der Referent im Thema: Die Haltung der katholischen Kirche zu Umweltzerstörung, Klimaveränderung und Ressourcenverschwendung ebenso wie zu sozialer Ungerechtigkeit. In seiner 200 Seiten umfassenden Enzyklika hat Papst Franziskus seiner Sorge um das gemeinsame Haus Ausdruck verliehen. Revolutionär, so bezeichnet Langer das Werk, das für jeden lesbar sei und sich an jeden Menschen guten Willens wende.

Steuerung der Welt entglitten

Der Papst suche das Bündnis nicht nur mit der orthodoxen Kirche, sondern auch mit Vertretern der Naturwissenschaft, insbesondere mit dem führenden Klimaforscher und Berater der Bundesregierung Hans Joachim Schellnhuber. Viel zu lange habe sich der Mensch als Herrscher und Eigentümer der Erde gefühlt und sie ausgebeutet, wobei die Steuerung der Welt entglitten sei.

„Papst Franziskus spricht Klartext“, sagte Langer, der Mensch vergifte Böden, Wasser, Luft, er vermülle die Welt und pflege Wegwerfkultur. Die Hauptbetroffenen der vom Menschen gemachten Klimaveränderung seinen die Armen, insbesondere die an den Küsten leben und Angst um ihre Heimat haben müssen.

Starke politische Weltautorität

„Die Reichen rauben den Armen die Lebensgrundlagen“, zitiert der Vortragende den Papst und gleichzeitig werde die Bedrohung verharmlost. Allein mit Technik sei das Problem nicht zu lösen und so sei es der Auftrag, die Welt als Teil der Schöpfung mit Kreativität zu erhalten.

Dazu brauche es jeden Einzelnen ebenso wie eine starke politische Weltautorität, die UNO. Lokale Initiativen seien notwendig, die Netzwerke bilden, Beziehungen pflegen, Gemeinschaften bilden.
„Gehen wir singend voran“ fordert Franziskus und ruft zu Lebensfreude und Hoffnung auf. „Was wir hier heute tun, das wünscht sich der Papst“, schließt Langer seinen Vortrag.

Christof Langer und Georg Hahn

Christof Langer und Georg Hahn. Foto: Monika Ziegler

In der lebhaften Diskussion, von Hausherr Georg Hahn moderiert, kommen kontroverse Auffassungen zur Sprache. Es geht zum einen um die Macht des Bürgers als Konsument, um die Frage, wie man einer Wissenschaft vertrauen kann, die per Drittmittel von der Industrie finanziert wird, um die Frage, inwiefern die Kirche sich selber um Nachhaltigkeit bemüht. Die Veranstaltung, die im Rahmen des Treffens der Zivilcourage Miesbach ebenso wie in der Reihe „Anders wachsen“ stattfand, trug dazu bei, dass sich Akteure kennen lernen und von den Erfahrungen der anderen profitieren.

Eins steht fest. Mit der Enzyklika „Laudato Si“ hat Papst Franziskus einen spektakulären Anstoß gegeben, Bilanz zu ziehen, wie der Mensch mit seiner Lebensgrundlage umgeht, ihn aufzurütteln, nachzudenken, umzudenken und aktiv zu werden. Er ruft zu sozialer Gerechtigkeit und ökologischem Leben auf. Dass die Politik ebenso gefordert ist wie jeder Einzelne, steht außer Frage. Aber letztlich macht die Politik das, was die Mehrheit fordert. Also gehen wir singend voran.

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