Gedanke der Versöhnung steht im Vordergrund
Pfarrer Erwin Sergels und Pfarrerin Melanie Striebeck. Foto: Monika Ziegler
Veranstaltungen zur Reformation
Am Buß- und Bettag in der kommenden Woche starten die evangelischen Kirchengemeinden Miesbach und Neuhaus ein umfangreiches Jahresprogramm anlässlich des Reformationsjubiläums. Immerhin war Miesbach eines von drei Flecken in Oberbayern, das 30 Jahre lang evangelisch war.
Es war im Jahre 1560, so erklärt Pfarrer Friedrich Woltereck, dass sich Reichsfreiherr Wolf Dietrich von Maxlrain, der Herrscher von Hohenwaldeck, der neuen Lehre anschloss und somit Miesbach evangelisch wurde. Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg angeschlagen und damit eine Reformation der Kirche aber auch deren Spaltung begründet. Nach 30 Jahren entschied sich aber Herzog Albrecht V. für den Katholizismus.
60 Veranstaltungen
Jetzt hat sich eine 40-köpfige ökumenische Runde zum Reformationsjubiläum im Schlierachtal unter der Leitung von Pfarrerin Melanie Striebeck und Pfarrer Erwin Sergel zusammengefunden, um der Reformation zu gedenken und den heutigen Glauben darzustellen. Insbesondere stehe der Gedanke der Versöhnung im Zentrum des 60 Veranstaltungen umfassenden Programms, betont Melanie Striebeck. Und so finden am 16. November zeitgleich in Miesbach und Neuhaus Ökumenische Gottesdienste statt, in Miesbach in der katholischen Stadtpfarrkirche, in Neuhaus in der evangelischen Apostel-Petrus-Kirche. „Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen“, sagt der katholische Pfarrer Michael Mannhardt. Freude und Dankbarkeit über das Miteinander solle im Vordergrund stehen.
Bei aller Freude dürfe man nicht vergessen, dass durch die Kirchenspaltung auch viele Wunden geschlagen wurden, meint Pfarrerin Anika Sergel-Kohls. Diesem Gedanken ist der Gottesdienst „Healing of memories“ am 11. März 2017 gewidmet.
Die Aktiven des Vorbereitungsteams beider Konfessionen aus Miesbach, Hausham und Schliersee in der Apostelkirche in Miesbach. Foto: Monika Ziegler
Ein großes Projekt steuerte die Grundschule Miesbach bei, erläutert Diakonin Marion Münsterer. 150 Kinder gestalteten einen Kinderbibelkalender mit ihren eigenen Worten und ihren Zeichnungen. Der Erlös sei für soziale Projekte im Landkreis bestimmt, informiert Pastoralreferentin Kathrin Baumann.
1. Miesbacher Singalong
Ein umfangreiches musikalisches Programm wurde unter der Ägide von Andrea Wehrmann vorbereitet. Luther sei das gemeinsame Singen wichtig gewesen, erkärt die Kirchenmusikerin, deshalb werde zum Auftakt am 10. Dezember das Bachsche Weihnachtsoratorium als 1. Miesbacher Singalong aufgeführt. Wer das Werk schon einmal gesungen hat, kann sich beteiligen. „Mein Traum ist es, wenn 300 Sängerinnen und Sänger im Waitzinger Keller Jauchzet, frohlocket singen“, sagt Wehrmann. Monatliche Kantatengottesdienste schließen sich an, im Dezember 2017 wird Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm erwartet.
Kirchenvorsteherin Petra Schneider stellt mit den „Tischreden Martin Luthers“ ein weiteres Projekt vor. Man wolle nicht nur Vorträge hören, sondern miteinander essen und trinken. Zur Auftaktveranstaltung wird Sr. Nicole Grochowina von der Communität Christusbruderschaft Selbitz kommen.
Was alles Kirche ist
Zur Historie sind zahlreiche Veranstaltungen vorgesehen: Ein Historischer Rundweg mit Theaterstationen, ein Radweg zu protestantischen Stätten zwischen Schliersee und Weyarn, Wanderungen, Vorträge und Ausstellungen zu verschiedenen Themen.
Ein Höhepunkt wird die „Lange Nacht der Kirchen“ am 30. Oktober 2017 sein. Melanie Striebeck erklärt, dass alle Kirchen zwischen Neuhaus und Holzkirchen sich öffnen werden, um Menschen einzuladen, sich zu begegnen. Es wird Musik, Tanz, Theater, Meditation, Lichtinstallationen geben, „um zu zeigen, was alles Kirche ist“.
Auch Kino gehört dazu. Mehrere Filme zum Thema werden in der Apostelkirche Miesbach gezeigt und vom 13. bis bis 15. Juli gibt es die Filmale zum Thema „Freiheit“. „Wir wollen viele Menschen in den Foren zur Begegnung bringen“, betont Pfarrer Erwin Sergel, denn es gehe in erster Linie um den Menschen heute und was die Reformation für ihn bedeute.
Das Programmheft wird mit den evangelischen und katholischen Pfarrbriefen verteilt. Wer sich am Singalong beteiligen möchte, einige Karten gibt es noch im Waitzinger Keller unter 08025/7000-0.