Selbstporträt Reinhard Karl, Archiv Eva Altmeier

Buchtipp von KulturVision

Tom Dauer ist nicht nur Filmemacher, Journalist und Autor. Jetzt hat er zusammen mit Sandra Freudenberg einen Verlag gegründet und gibt in ALPEN/LICHT/SPIELE das Buch „Reinhard Karl – die Kunst einen Berg zu besteigen“ heraus.

Auf dem Tisch zum Pressegespräch in Schmidham liegen mehrere Bücher. Sämtlich von Reinhard Karl herausgegeben und sämtlich vergriffen. Tom Dauer nimmt „Erlebnis Berg“ in die Hand und erzählt: „Das Buch hat meine Mutter meinem Vater 1981 geschenkt, da war ich 12 und habe mit Klettern begonnen.“ Dieses Buch habe er nicht mehr aus der Hand legen können. Die Fotos und Texte hätten ihn fasziniert. „Es hat mein Bergleben geprägt.“ Auf den Spuren von Reinhard Karl, der 1982 im Alter von 35 Jahren in einer Eislawine am Cho Oyu (8153 m) ums Leben kam, sei er später in die Berge gereist.

Verleger Tom Dauer. Foto: ALPEN FILM FESTIVAL

Mit seinem Text-Bildband „Erlebnis Berg: Zeit zum Atmen“ gab Reinhard Karl dem Lebensgefühl einer Generation von Bergsteigern und Kletterern Ausdruck. Wie kaum ein anderer verstand es der Heidelberger, seinem eigenen Erleben, seinen Gedanken und Gefühlen am Berg in Wort und Bild Ausdruck zu verleihen. „Er hat heute noch eine riesige Fangemeinde“, sagt Sandra Freudenberg.

Legendäre Pumprisse bestiegen

Nach seinem Tod habe die Witwe Eva Altmann noch zwei weitere Bücher „Yosemite – Klettern im senkrechten Paradies“ und „Berge auf Kadachrome“ herausgegeben, berichtet Tom Dauer und zeigt sie herum. Er habe über den Bergsteiger seine Facharbeit geschrieben und sei später die legendäre Pumprisse im Wilden Kaiser, die erste Tour im 7ten Grad in den Alpen, die Reinhard Karl zum ersten Mal bestieg, geklettert.

Aus dem Buch „Reinhard Karl – Die Kunst einen Berg zu besteigen: Reinhard Karl und Josef Heinl. Foto: ALPEN/FILM(SPIELE

„Er war mir immer wichtig und ist es heut noch wert gelesen zu werden.“ Wie kaum ein anderer verstehe er es, die Emotionen am Berg, wie Angst, Verzweiflung, Unsicherheit ebenso wie Mut und Euphorie zu beschreiben. „Er hat auch eine starke Sprache mit eigenen Sprachschöpfungen“, fügt Sandra Freudenberg an. So habe er den Satz geprägt „Wirklich oben bist du nie“ als er 1978 als erster Deutscher mit Reinhold Messner den Mount Everest bestieg. In seinem Text-Bildband „Erlebnis Berg: Zeit zum Atmen“ habe er dem Gefühl moderner Bergsteiger und Kletterer Ausdruck verliehen.

Reinhard Karl Bücher längst vergriffen

2002 habe er den Bildband „Reinhard Karl – Der neue Blick der Berge“ herausgegeben, erzählt Tom Dauer, inzwischen auch längst vergriffen, und dabei das von der Witwe Eva Altmann verwaltete Archiv benutzen können. So habe er im selben Jahr das Buch „Reinhard Karl – Ein Leben ohne Wenn und Aber“ (Zürich: AS-Verlag) fertiggestellt. Heute zeigt ein Blick ins Internet, dass dieses Buch für 280 Euro gehandelt wird.

Buchcover. Foto: ALPEN/FILM/SPIELE

Der Auslöser, dieses Buch neu aufzulegen, kam durch einen Auftrag vom Bayerischen Rundfunk. „Zum 40. Todestag sollte ich einen Film über Reinhard Karl machen“, erzählt Tom Dauer. Dieser 20minütige Film ist Bestandteil der Tour des ALPEN FILM FESTIVALS, das Tom Dauer mit Sandra Freudenberg seit einigen Jahren organisiert, und läuft seit Mai im Programm.

Wichtiges Dokument

Die Reaktionen des Publikums seien so stark gewesen, dass er sich entschieden habe, das Buch von 2002 unter neuem Titel im eigenen Verlag herauszugeben. Von der Firma Salewa unterstützt, erscheint das Buch in dieser Woche zu einem Preis von 30 Euro. „Reinhard Karl – Die Kunst einen Berg zu besteigen“ vereint eine Auswahl seiner besten Texte und zeitloser Fotografien. Herausgeber Tom Dauer hofft, damit ein wichtiges Dokument alpiner und alpinistischer Geschichte zu bewahren, das nichts von seiner Originalität, Kreativität und Lebendigkeit verloren hat.

Sandra Freudenberg. Foto: ALPEN FILM FESTIVAL

Es soll das erste Buch einer Reihe werden, in der Biografien von Bergsteigern publiziert werden. „Dieses Genre ist in der Bergliteratur vernachlässigt, da gibt es eher Abenteuerliteratur“, hat Tom Dauer festgestellt. Und Sandra Freudenberg ergänzt: „Das Genre Natur Writing ist im Kommen.“

Zum Weiterlesen: Alpinismus und Zusammenhalt