Weyarn

Das Weyarner Land in alten Ansichten

Thomas Landerer. Foto: MZ

Eine wertvolle Sammlung hat Thomas Landerer mit seinem historischen Buch vorgelegt, in dem er Ansichtskarten, Fotografien und Texte aus seiner privaten Sammlung zu einer Chronik zusammengefügt hat.

Was früher war, das soll man ehren, ist das Credo des ehemaligen Postbeamten, der tief mit seiner Heimatgemeinde Weyarn verwurzelt ist, obwohl er heute in Hausham lebt. Thomas Landerer wurde in Esterndorf geboren und ging in Holzolling zur Schule. Das Goldene Tal ist seine Heimat.

Als er vor zwanzig Jahren einen schweren Unfall hatte, nahm ihn ein Kollege zur Aufmunterung zu einer Ausstellung nach München mit, wo alte Ansichtskarten und Briefmarken ausgestellt und zum Verkauf angeboten waren.

Weyarn
Das Weyarner Land in alten Ansichten. Foto: MZ

„Da bin ich draufgekommen, dass sich vieles verändert hat, Häuser sind verschwunden“, erzählt er. Damals kaufte er die ersten Karten und schon 2008 brachte er sein erstes Buch mit dem Titel „Eine historische Reise durch das Weyarner Land“ heraus, das längst vergriffen ist.

„Seitdem habe ich 3000 Fotos und Dokumente gesammelt“, kann Thomas Landerer berichten. Weil Weyarn seine Heimat ist, habe er sich auch bei seinem aktuellen, zweiten Buch „Das Weyarner Land in alten Ansichten“ auf die Gemeinde beschränkt.

Der 62-Jährige bedauert sehr, dass wie überall so auch Weyarn kein Dorf mehr wie früher ist. „Mein Anliegen ist es, die alten dörflichen Strukturen zu erhalten“, sagt er. Früher habe man die Haustür offenlassen können, heute baue jeder als erstes eine dichte Hecke um sein Einfamilienhaus. Und junge einheimische Familien müssten wegziehen, weil sie sich die Grundstückspreise nicht leisten können.

Wir schauen uns miteinander sein Buch an, das mit alten Ansichten von Esterndorf und Holzolling beginnt. „Früher kannte man jedes Haus“, sagt Thomas Landerer, aber heute sei es kein richtiges Dorf mehr. Er hat sogar das Foto einer Schulklasse von 1924 und das Zeugnis einer Schülerin dieser Klasse aufgefunden. Meldungen aus dem Miesbacher Anzeiger geben einen Eindruck von der Welt von vor über 100 Jahren. Daraus geht auch hervor, dass die Brucker Kirche aus dem Jahr 1100 stammt.

Weyarn
Zeppelin über Weyarn. Foto: MZ

Eine der wertvollsten Karten sei die mit dem „neu erbauten Luftschiff Graf Zeppelin“, das 1928 Weyarn überflog. Aber auch die Originalfotos vom Abmarsch der Soldaten an die Front aus dem Jahr 1941 haben historische Bedeutung.

Thomas Landerer deutet auf die Fotos vom Bau und Richtfest der Mangfallbrücke aus dem Jahr 1935. Aus dieser Zeit stammen auch die Fotos von der Hitlerjugend, die in der Kasperlmühle im Mangfalltal eine Führerschule hatten.


Bau der Mangfallbrücke. Foto: MZ

Bei den Fotos von Unterthalham, dem heutigen Trinkwasserschutzgebiet der Stadtwerke München, kommt Wehmut auf. „Da waren wunderschöne Häuser, die sind alle weggekommen“, bedauert Thomas Landerer. Mehrere Ansichtskarten erinnern an das verschwundene Dorf, den Bahnhof, die Neumühle, Gaststätte und Krämerei.


Das verschwundene Dorf Unterthalham. Foto: MZ

Über Gotzing geht es hinauf zum Taubenberg, auf dem 1892 ein hölzerner Turm errichtet wurde, den man 1910 durch einen aus Stein gebauten ersetzte und wo die berühmten Taubenberger Turnfeste stattfanden. All dies lässt sich aus den historischen Aufnahmen nachempfinden.

Auch die technische Entwicklung, so das Leitzachwerk, das 1911 bis 1913 für die Energieversorgung erbaut wurde, ist in dem Buch mit mehreren historischen Aufnahmen vertreten.

Thomas Landerer erzählt von den Fotos von Menschen, die er gesammelt hat. „Da war ein Foto von der Volksschule Neukirchen aus dem Jahr 1930.“ Eine 98jährige Frau habe sich wiedererkannt und gesagt: „Dass ich das noch erlebe.“ Damals habe die Familie sich einen Abzug nicht leisten können. Über solche Begegnungen freue er sich besonders.

„Ich mache die Bücher für die Nachwelt, dass die Sachen von damals nicht vergessen werden“, fasst der Hobbyhistoriker sein Wirken zusammen.

Zum Weiterlesen: Klosterschätze Weyarn

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