Hans Schneider

Eigenständiges Werk in kleiner Retrospektive

Hans Schneider mit den Werken „Frieden“, „Hunger“ und „Love“. Foto: MZ

Ausstellung in Gmund

„Gegenständliches und Abstraktes“ nennt Hans Schneider seine Ausstellung in der Gmunder Raiffeisenbank. Sie vereinigt ältere und neue Arbeiten und zeigt die ganze Bandbreite des Schaffens des Künstlers, in dessen Werk immer wieder auch typografische Elemente einfließen.

Kein Wunder, denn Hans Schneider war zeit seines Lebens Grafiker und gestaltet seit 30 Jahren alle grafischen Arbeiten der Gruppe Tal, der Tegernseer Kunstausstellung und der gmundart, die er vor 19 Jahren gründete und damals Peter Keck und Hans Weidinger ins Boot holte. „Die meisten Künstlerinnen und Künstler wohnen in Gmund“, konstatiert er und deshalb sei ein eigenes Ausstellungsformat sinnvoll.

Hans Schneider
„Nordische Landschaft“ (Leihgabe der vhs Hausham). Foto: MZ

Auch die Reihe in der Raiffeisenbank Gmund wird von Mitgliedern der gmundart regelmäßig bestückt, nun also der Gründer selbst, der als Untertitel seiner Präsentation „eine kleine Retrospektive“ gewählt hat.

Im Erdgeschoss trifft die Besucherin auf zwei ältere Bilder aus der Reihe „Steine“. Die „Nordische Landschaft“ besticht durch die Wiedergabe der glatten Steinoberflächen des abgeschliffenen Gletschergesteins in Kontrast zu bemoosten Oberflächen.

Hans Schneider
„Erinnerung“. Foto: MZ

Das Bild „Erinnerung“ ist ein Blick in die hoffentlich sehr ferne Zukunft. Der Tegernsee ist ausgetrocknet, nur die Steine bleiben. Wie in den Isarauen sind Steinmännchen aufgetürmt, eines sieht aus wie ein Mönch, ein Blick in die Vergangenheit des Klosters.

Hans Schneider
„Gelb im Garten“. Foto: MZ

Als Blickfang hat Hans Schneider sein Diptychon „Gelb im Garten“ aufgestellt, in dem er das Thema Vergänglichkeit ebenso verarbeitet wie Hoffnung, ausgedrückt durch eine weiße Taube und einen bunten Schmetterling. Das aktuelle Bild zeigt Schriftelemente, wie sie in den jüngeren Arbeiten oft zu finden sind.

Gesellschaftliche Themen

Dieses Einbeziehen von Schriftzügen wird besonders deutlich im ersten Stock. „Frieden“ und Hunger“ nennt der Künstler die beiden übereinander hängenden Bilder. Hier wird deutlich, dass Hans Schneider immer wieder gesellschaftliche Themen aufgreift und in seinen Bildern verarbeitet. Die beiden Bilder wirken zerstört, zerfleddert, gewaltsam.


„Typo 2“, „HmguaB“ und „Mohn“. Foto: MZ

Im Gegensatz dazu hat er das gerade „vor vier Tagen“, wie er bekennt, gemalte Bild „Love“ platziert. Aus einem Augenblick heraus sei es entstanden und ist in seiner warmen roten Farbgebung das wohltuende Pendant. Diese Bilder haben eine spezifische eigenständige Handschrift des Künstlers. Aber auch in „Typo 2“ und „HmguaB“ hat Hans Schneider abstrahierte Buchstaben zu neuen Strukturen und Collagen geformt.

Gegenständliches

Zur Auflockerung und Ergänzung streut der Künstler zwischen Abstraktes immer wieder Gegenständliches. Zumeist ist es die heimische Region, die er malt. Im Erdgeschoss zwei Uferbilder vom Tegernsee, im Obergeschoss ist es die Mangfall mit Treibholz. Eine rot bemalte Stange hat er als Model neben sein Bild gestellt. Oder es ist Florales, wie „Mohn“, ein Bild, dem der verstorbene Maler Herbert Beck einmal das Prädikat „Bestes Bild der Ausstellung“ zuschrieb.


„Waldeinblick“, „Haus des Wilden Jagas“ und „Weg zur Hainzenhöhe“. Foto: MZ

Das Signet der gmundart ist das Geweih am Jagerhaus, dem Wohnhaus des Jagers von Gmund, in Erinnerung an die Bluttat in Rottönen und in doppelter Ansicht, denn „heute hat das Jagerhaus als Heimatmuseum eine andere Funktion“, sagt Hans Schneider zur Erklärung.

Spannende Farbverläufe

Wir stehen vor dem Bild „Weg zur Hainzenhöhe“ und der Künstler weist mich auf die spannenden Farbverläufe hin. „Die Hintergrundfarbe läuft in den dunklen Wald hinein, malen könnte man so etwas nicht“, erläutert er. Auch der Himmel zeigt solche verlaufenden Farben, die der Betrachter mit Wolken assoziiert. Die Spiegelungen in dem Bild „Moorteich“ sind so flirrend, dass das Ufer nicht mehr sichtbar ist.


„Borgis“ und „Moorteich“. Foto: MZ

Hans Schneider versteht es, komplexe Strukturen durch vielschichtiges Malen zu erzeugen, dabei entstehen feine Farbschattierungen. Die Ergänzung mit typografischen und kalligrafischen Elementen, so wie in „Borgas“ ist seine Referenz an seinen früheren Beruf und gibt den Bildern ihre Eigenständigkeit.


„Die beste Zeit“. Foto: MZ

Das letzte Bild in der Reihe ist noch einmal einem gesellschaftlichen Thema gewidmet. „Die beste Zeit“ oder „Time to make money“ ist ein aktuelles Bild, dessen Schriftzug angesichts der Kriegsmaschinerie nachdenklich werden lässt.

Hans Schneider: Gegenständliches und Abstraktes, in der Raiffeisenbank Gmund am Tegernsee bis zum 26. Juli, geöffnet zu den Geschäftszeiten der Bank.

Zum Weiterlesen: Hans Schneider mit „LandschaftBlumenSchrift“

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