Ein Jahrzehnt voller Kunst und mehr
Das Team von KUNST UND MEHR – Peter und Barbara Rau sowie Schwägerin Andrea Lorenz. Foto: Sabiene Hemkes
Andernorts ist Krise angesagt, während Barbara und Peter Rau von KUNST UND MEHR zum 10-jährigen Galeriejubiläum in die Räumlichkeiten ihrer Galerie in Rottach-Egern einladen. Kunstmarkt-Frust Fehlanzeige?
Rottacher Galerie feiert 10-jähriges Jubiläum
Bester Laune empfingen Peter und Barbara Rau alias Barbara Priewe ihre Gäste am 24. Juni in der Galerie „Kunst und mehr“ in Rottach-Egern. Darunter angereiste Kunstliebhaber, Freunde und einige ihrer etablierten Künstler. Ebenso wie die beiden „aufstrebenden Künstler“ der aktuellen Sonderausstellungen in den Räumen der Galerie KUNST UND MEHR.
Alternatives Galeriekonzept bringt Erfolg
Bernhard Meixner und Prof. Dierk Schwender ließen es sich nicht nehmen, persönlich Teil der Feierlichkeiten zum 10-jährigen Bestehen der etwas anderen Galerie am Tegernsee zu sein. Wobei man an diesem Abend Bernhard Meixner dabei beobachten konnte, wie er eines seiner Bilder vor Ort signierte. Vor den Augen des sichtlich berührten Kunstfreundes, der das Werk zuvor erstanden hatte.
Bernhard Meixner signiert seinen Löwenkopf für den Käufer. Foto: Sabiene Hemkes
Erfolgreicher Kunstmarkt live in Rottach-Egern. Beileibe keine Selbstverständlichkeit, wie Peter Rau bestens gelaunt bestätigt. „Viele Galerien in Deutschland haben zu kämpfen oder müssen aufgeben. Bei uns ist das zum Glück nicht der Fall.“ Und dass dies so ist, liegt laut dem Rottacher Galeristen, der eigentlich ein IT-Fachmann ist, an dem alternativen Konzept von KUNST UND MEHR.
Zweites Standbein ist entscheidend
Für die klassischen Galerien, selbst in Gegenden mit einer kauffreudigen Klientel wie am Tegernsee, sei es in den letzten Jahren immer schwieriger erfolgreich zu wirtschaften, berichtet Peter Rau. „Als wir vor Jahren in Bad Wiessee in unser Galerieabenteuer gestartet sind, hatten schon potenzielle Vermieter Probleme mit Mietern, deren Broterwerb auf Kunstverkauf basierte“, plaudert der Galerist aus dem Nähkästchen.
„Obwohl oder gerade weil der Vermieter der Räume selbst als Professor an der Uni in München Teil des Kunstmarktes war, ließ er sich erst dann von uns als neue Mieter überzeugen, als er hörte, dass ich als IT-Fachmann über ein zweites‚ seriöses Standbein verfüge.“ Selbst nach 10 erfolgreichen Jahren als Galeristen noch immer eine gern erzählte Anekdote von Peter Rau.
Prof. Dierk Schwender stellt seine andalusischen Stiere aktuell im KUNST UND MEHR aus. Foto: Sabiene Hemkes
Auch den Raus die 2013, ein Jahr vor der großen Galerie-Krise in Deutschland, den Sprung in den bereits rumorenden Kunstmarkt starteten, war von Anfang an klar: Einfach nur die Werke von jungen oder schon etablierten Künstler zu präsentieren, wird kein wirtschaftlich rentables Zukunftskonzept sein.
Kunsthandwerk unterstützt Künstler
Daher entwickelten Barbara und Peter Rau ein Galerie-Modell, das auf mehreren Einnahmequellen fußt. Neben dem klassischen Kunstverkauf bieten die beiden in ihren Geschäftsräumen auch Kunsthandwerk zu vertretbaren Preisen an. Keine „Massenware aus Asien“, wie Peter Rau wichtig ist zu betonen. Daher mutet das Erdgeschoss der Galerie mehr wie ein hochwertiges Geschenk- und Kunsthandwerkgeschäft an. Was auch so gewollt ist, wie Peter Rau versichert.
Kunsthandwerk für den kleinen Geldbeutel findet sich im Erdgeschoss. Foto: Sabiene Hemkes
Bei KUNST UND MEHR kann man, anders als in klassische Galerien, auch sehr profane und alltagstaugliche Objekte erwerben. Dabei legen die Raus größten Wert auf Handarbeit, Qualität, Originalität und hochwertige Materialien. „Alles, was wir hier anbieten, haben unsere Künstler gestaltet“, erklärt Galerist. Produziert werde exklusiv in Deutschland. Und einen gewollten Nebeneffekt erziele man durch den Verkauf im Erdgeschoss auch, wie Peter Rau erklärt: „Zu uns kommen aufgrund des Angebotes viele junge Menschen. Diese schauen sich dabei auch gern die Ausstellung im Untergeschoss an.“
Digitales Potenzial erkannt
Im klassischen Galeriebetrieb beginnt das Besucheralter dagegen durchschnittlich bei 40 Plus. Zudem haben die Galeriebetreiber von Anfang das digitale Potenzial im Kunstmarkt für sich entdeckt. Das ist selbst im Jahr 2023 keinesfalls selbstverständlich in der Galerielandschaft. KUNST UND MEHR betreibt einen Online-Kunstshop, und ist auf den sozialen Kanälen von YouTube über Twitter und Facebook überall aktiv.
Werkpräsentation im digitalen Rahmen. Foto: Sabiene Hemkes
Und auch in der Galerie selbst kommt die moderne Technik zum Einsatz. In den Ausstellungs- und Verkaufsräumen verteilt sind viele Bildschirme platziert. Darauf werden wechselnd die digitalisierten Werke der vertretenen Künstler projiziert – zusätzlich zu den „live und haptisch“ erlebbaren Bildern und Skulpturen.
Bei KUNST UND MEHR ist der gelernte IT-Fachmann der Mann hinter den Kulissen. Zuständig eben für die technischen und wirtschaftlichen Aspekte des Galeriealltags. Wohingegen Barbara Rau die künstlerische Leitung der Galerie innehat. Für den Verkauf zeichnet Schwägerin Andrea Lorenz verantwortlich.
Hohe Akzeptanz bei Künstlern
Deren ausdrucksstarken Skulpturen sind ebenfalls in den Ausstellungsräumen zu bewundern. Ein kunstvoll gestaltetes „Bauernschachspiel“ der Künstlerin findet sich etwa auf dem breiten Treppengeländer zum Untergeschoss, dem eigentlichen Ausstellungsraum. „Ich spiele selbst gar kein Schach, aber die Idee ein Spiel zu gestalten, hat mich gereizt“, berichtet die Künstlerin grinsend.
Lions & Bears – Joachim Scheuerer und Michael Löwe sorgen für beste Unterhaltung beim Jubiläumsfest. Foto: Sabiene Hemkes
Und den Künstlern der Galerie wie Smiglue, TB Design, Sibylle Guttenberg und Ulla Ott scheint das unprätentiöse Kunstleben bei KUNST UND MEHR zuzusagen. Und auch an nachkommenden Kreativen scheint kein Mangel zu bestehen, wie Peter Rau verrät: „Wir haben eine lange Warteliste von Künstlern, die mit uns arbeiten wollen. Doch wir bleiben offen für Neues!“
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