Jürgen Welker

Jürgen Welker: Impulsiv und sakral

Jürgen Welker. Foto: MZ

Ausstellung in Gmund

In seiner Ausstellung in der Raiffeisenbank in Gmund zeigt Jürgen Welker den Prozess des Malens, sowohl an einem Bild als auch den Prozess im Laufe der Zeit. Die Ausstellung lebt von der Spannung zweier Serien, die unterschiedlicher nicht sein können.

Kommt man in die erste Etage der Bankfiliale, ist man fasziniert. Die Farbexplosionen der Bilder auf der rechten Seite spiegeln sich an der Decke und ergeben einen inspirierenden Eindruck von Kunst. Hier ergänzen sich Komposition und Farbe perfekt zu einer Einheit.

Jürgen Welker
Spiegelungen. Foto: MZ

Auf Einladung der Initiative gmundart ist der Tegernseer Künstler Jürgen Welker mit seinen Werken aus zwei Schaffensphasen vertreten. Derzeit ist der Fokus des aus Mannheim stammenden Künstlers, der bei Markus Lüpertz an der Akademie der freie Künste Karlsruhe studierte, die Landschaft.

Dabei aber geht es ihm nicht darum, Berggipfel und Seen zu malen, obwohl er eingesteht, Romantiker zu sein und Caspar David Friedrich zu verehren. „Aber das ist auserzählt“, nur noch in Nuancen der Technik könne man glänzen.

Jürgen Welker
Ohne Titel. Foto: MZ

Ihm geht es um mehr. Um die Landschaft in ihrer Komplexität. „Da ist Geruch, Wind, da sind Naturgewalten“, sagt Jürgen Welker. Die Landschaft, so wie wir sie jeden Tag sehen, die uns Sicherheit ebenso gebe wie sie sie nehme, diese Idee einer Landschaft, trage er in sich.

Und dann beginne er zu malen. Ohne Vorsatz, aus dem Bauch heraus, wobei er versuche, Gedanken und Wollen auszuschalten. Schicht um Schicht löse er sich dann vom Bild der Landschaft in seinem Inneren. „Es ist ein ständiges Hinterfragen, ein ständiger Kampf“, gesteht der Künstler, wann das Bild fertig ist.


Ohne Titel. Foto: MZ

Er dürfe nicht übertreiben und bewege sich im Grenzbereich zum Chaos. „Ich will es vorher einfangen“, sagt der Künstler, wobei es dem Betrachtenden überlassen wird, was er mit „es“ meint. Landschaft ist nur der Ausgangspunkt. In einem Bild ist sie noch gut erkennbar, da sind in der Tat Berggipfel zu sehen.

Der Malprozess

Direkt daneben aber hat der Künstler ein Bild platziert, das keinerlei Wiedererkennungswert besitzt, wo sogar die Horizontale mit einer Farbexplosion überschüttet ist.

Diese beiden Bilder (siehe das Titelbild) dokumentieren den Malprozess. Im rechten Bild hat der Künstler früh aufgehört und im linken ist er weiter gegangen, wild und reduziert. „So fängt es an und so kann es enden“, bemerkt Jürgen Welker zu den beiden Bildern.


Im Eingangsbereich. Foto: MZ

Wild und intensiv in der Farbe sind die Bilder, die Jürgen Welker in den letzten Monaten gemalt hat. Wobei die in Gmund gezeigten zu den kleineren Formaten zählen. Ein Bild im Eingangsbereich gibt einen Eindruck von seinen großformatigen Werken, die beispielsweise im Seeforum Rottach-Egern zu sehen waren.


Ohne Titel. Foto: MZ

Er sei selbst verwundert, wie er jetzt Farbe verwende, sagt der Künstler und zeigt auf ein Bild: „Grün und Aubergine“, das hätte ich früher nie so gemalt. Er verweist auf die Bilder auf der linken Seite im Obergeschoss, die einen faszinierenden Kontrast zu den explosiven farbintensiven Landschaften auf der rechten Seite bilden.


Ohne Titel. Foto: MZ

Es sind monochrome, ruhige Bilder, die einen transzendenten, geradezu sakralen Eindruck vermitteln. „Manschkerlbilder“ nennt sie der Künstler, denn sie vereint sowohl die Farbe als auch der Inhalt. In den vielschichtigen in jeweils eine Farbe gehaltenen Bildern fallen die angedeuteten abstrahierten Figuren auf.

Die Phase der Menschenbilder sei abgeschlossen, erklärt Jürgen Welker. Diese Serie entstand in den Jahren 2013 bis 2017, einer Lebensphase, in der er sich sehr zurückgezogen, sich von Vielem verabschiedet und sich auf sich selbst konzentriert habe. Obwohl die Nachfrage nach diesen Bildern sehr groß sei, eine Sammlerin käme sogar regelmäßig aus dem Silicon Valley, sei diese Serie abgeschlossen und er habe nur noch wenige davon in seinem Bestand.


Ohne Titel. Foto: MZ

Die Figuren, so erzählte Jürgen Welker damals bei einem Interview, würden von selbst in seinen vielschichtigen Werken auftauchen, einzeln oder in der Gruppe. Er nannte sie „Geister“, und irgendwann verschwanden sie aus seinen Bildern.

Der Künstler mischt Acryl mit Steinmehl, Alabastergips auf Leinwand. 30 bis 40 Übermalungen sind normal, so braucht ein Bild Jürgen Welkers mehrere Jahre, bis es fertig ist. Und alles, was darunter ist, ist nicht verloren, sondern spricht immer noch mit, sagte er damals.

Wild und impulsiv

Diese Aussage trifft heute ebenso zu. Und so verschwindet heute in den Bildern von Jürgen Welker der Horizont sukzessive. „Im Sturm oder Schnee am Berg sieht man den Horizont auch nicht mehr“, begründet er.

Die Bilder von Jürgen Welker sind eine Einladung, die Komplexität des Lebens zu erspüren. Sie inspirieren zum Innehalten, sich auf die Vielschichtigkeit des Künstlers einzulassen, der in seiner neuen Serie wild und impulsiv und wie immer ganz kompromisslos ist.

In der Reihe gmundart zeigt Jürgen Welker in der Raiffeisenbank bis zum 27. September seine Bilder zu den Öffnungszeiten der Bank: Mo, Mi, Do, Fr 8:30-12:30 Uhr, Mo 14-16:00 Uhr und Do 14-17:30 Uhr.

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