Dresdner Frauenkirche und Neumarkt

Wir wünschen eine friedliche Weihnacht!

Frauenkirche und Neumarkt. Foto: Frank Exss

Zur Weihnacht 2016

Wenn heute Nachmittag die Christvesper und am Abend die Christnacht in der Dresdner Frauenkirche gefeiert werden kann, haben auch Menschen aus Oberbayern einen Anteil daran, dass aus der jahrzehntelangen Ruine ein Ort des Friedens und der Versöhnung werden konnte.

Zwei Tage nach dem verheerenden Bombenangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 stürzte die ausgebrannte Frauenkirche in sich zusammen. Vier Jahrzehnte lang war der Trümmerberg im Zentrum der Elbmetropole, auch Elbflorenz genannt, ein Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung. In den achtziger Jahren wurde sie ein Symbol der Friedensbewegung in Ostdeutschland und ein Ort des gewaltlosen Protestes.

Das wieder aufgestellte Lutherdenkmal und die Ruine der Frauenkirche, ein bleibendes Denkmal für die sinnlose Zerstörung der Stadt. Aufn.Nov.1958

ADN-ZB-Löwe Hen-Schä Dresden nach dem britisch-amerikanischen Luftangriff am 13.-14.2.1945 Das wieder aufgestellte Lutherdenkmal und die Ruine der Frauenkirche, ein bleibendes Denkmal für die sinnlose Zerstörung der Stadt. Aufn.Nov.1958

Die friedliche Revolution in der DDR führte letztlich zum Fall der Mauer und zur Wiedervereinigung Deutschlands. Am 13. Februar 1990 traten engagierte Dresdner Bürger mit dem „Ruf aus Dresden“ an die Öffentlichkeit, in dem sie zur Bildung einer internationalen Stiftung zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche aufriefen.

Am Ende heißt es: „45 Jahre nach ihrer Zerstörung ist auch für uns die Zeit herangereift, die Frauenkirche als einen verpflichtenden Besitz der europäischen Kultur wiedererstehen zu lassen. Darum rufen wir aus Dresden um Hilfe.“ Initiator der Bewegung war der bekannte Trompeter Ludwig Güttler. Unter den Unterzeichnern war der Physiker Manfred von Ardenne, aber auch der Schauspieler Friedrich-Wilhelm Junge, den wir vor einigen Jahren im Miesbacher Waitzinger Keller erleben durften.

Der Ruf aus Dresden verhallte nicht ungehört. Im In- und Ausland gründeten sich Förderverbände und Freundeskreise. Unter ihnen auch die Freunde der Dresdner Frauenkirche in München e.V. mit ihrem engagierten Vorsitzenden Hermann Winkler. Die Mitglieder des Vereins sammelten unentwegt Spenden und organisierten Benefizveranstaltungen.

Rupert Rigam bei seiner kürzlichen Lesung des Weihnachtsspiels von Carl Orff im Olaf Gulbransson Museum.

Rupert Rigam bei seiner kürzlichen Lesung des Weihnachtsspiels von Carl Orff im Olaf Gulbransson Museum. Foto: Ines Wagner

Einer der Künstler, der sich immer wieder unentgeltlich zur Verfügung stellte, war Orff-Interpret Rupert Rigam. Der ehemalige Tegernseer Pfarrer sagte mir in einem Interview, das ich 2003 mit ihm führte, dass er seit 1972 regelmäßig Freunde in Dresden besucht und mit großer Betroffenheit die Ruine der Frauenkirche wahrgenommen habe. Als er gebeten wurde, seine beliebten Orff-Rezitationen in den Dienst des Wiederaufbaus zu stellen, habe er sofort zugesagt.

Die Notwendigkeit des Wiederaufbaus begründete er so: „Es ist ein gigantisches Fanal, dass sich in einer ehemals atheistischen Gesellschaft eine breite Öffentlichkeit für den Bau einer Kirche interessiert. Das könnte ein positives Klima für den christlichen Glauben schaffen.“

Für den Wiederaufbau der Frauenkirche hat sich auch die inzwischen verstorbene Warngauerin Pauli Klebe engagiert. In einem Interview, das ich 2003 für die SZ mit ihr führte, sagte mir die Historikerin, dass das Bauwerk zum wunderbaren Ensemble der Stadt, so wie es von Canaletto gemalt wurde, gehöre. Sie kannte die Frauenkirche noch aus den dreißiger Jahren und war erschüttert, als sie 1945 vor dem Trümmerberg stand. „Da muss man etwas tun“, meinte, trat dem Münchner Verein bei und spendete immer wieder Geld.

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Canaletto: Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke. Foto: KN

Als am 30. Oktober 2005 die wieder aufgebaute Frauenkirche festlich geweiht wurde, hatte der Münchner Verein dazu fast 4,3 Millionen Euro beigetragen, informiert Gründungsmitglied Hans Rehme, der nicht müde wurde, alljährlich nach Dresden zu fahren, den berühmten Stollen zu holen und dann zu Adventslesungen, oft auf der Tuften in Tegernsee, einzuladen. Große Unterstützung fand der Verein auch bei Hans-Jochen Vogel, dem ehemaligen Oberbürgermeister Münchens.

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Orgel der Dresdner Frauenkirche mit den zwei Engeln aus Gmund. Foto: KN

An der neuen Orgel der Dresdner Frauenkirche befinden sich zwei Barockengel, die in Gmund hergestellt wurden. Bildhauer Quirin Roth fertigte sie gemeinsam mit Südtiroler Bildhauern im Auftrag von Karl Smikalla. Der inzwischen verstorbene Thomas Mann Spezialist und Buchautor aus Gmund stiftetet die Engel, die auch heute die Orgel zieren.

Heute ist die Dresdner Frauenkirche ein Ort des Friedens und der Versöhnung, so ist auch am Altar ein Nagelkreuz aus Coventry, der zerstörten Stadt in England, angebracht.

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