Eine Kulturpatin für das FLTB
Landtagspräsidentin Ilse Aigner ist nun Kulturpatin des FLTB. Foto: FLTB
Kulturpatin für Freies Landestheater Bayern
Ilse Aigner, jüngst als Landtagspräsidentin wiedergewählt, wird zukünftig ihre Hand über das Freie Landestheater Bayern (FLTB) halten. Sie hat die Kulturpatenschaft für das Theater übernommen, welches im Kulturzentrum Waitzinger Keller in Miesbach seinen Stammsitz hat.
Am vergangenen Freitag wurde der große Saal im Kulturzentrum Waitzinger Keller zum würdigen Rahmen für eine kleine, aber sehr feine Feier: Ilse Aigner war nach Miesbach gekommen, um offiziell die Kulturpatenschaft für das Freie Landestheater Bayern zu übernehmen. Dass die eben in ihrem Amt bestätigte Landtagspräsidentin die ideale Kulturpatin fürs FLTB ist, ist nicht nur dem hohen Amt geschuldet.
„Ich bin dem Freien Landestheater Bayern schon seit Jahren begeistert verbunden“, sagte Ilse Aigner, die dem kühlen Novembertag in sportlich-schicker Kleidung trotze. Und als sie dann noch das Führungsteam des FLTB mit dem Geständnis erfreute, dass sie vor allem die Premieren in Miesbach schon lange besucht – „Heimlich, also inkognito, so gut das halt geht“ – hatte sie ein freundlich-professionelles Klima geschaffen, in dem sich alle wohlfühlten.
Heimatverbundene Politikerin
Ob in Hosenanzug oder Dirndl – Ilse Aigner, geboren am 7. Dezember 1964 in Feldkirchen-Westerham – macht einfach immer eine gute Figur. Dank ihrer starken und sympathischen Präsenz zählt sie bayernweit zu den überzeugendsten Volksvertreterinnen und setzt sich mit Sachverstand und Stärke für die Themen ein, die ihr am Herzen liegen. In ihrem Stimmkreis Miesbach weiß man, dass sie eine Landesmutter zum Anfassen ist. Fest verwurzelt in der Heimat hat sie nach ihrer Ausbildung zur Elektrotechnikerin zwar an der Entwicklung des eurocopters mitgearbeitet, aber schon früh ihre Neigung zur Politik entdeckt.
Schon mit 19 Jahren trat sie in die Junge Union (JU) und 1985 auch in die CSU ein und hatte damit ein Tätigkeitsfeld gefunden, in dem sie mit großem Engagement und Klugheit eine beeindruckende Karriere machte, die sie bis in die Bunderegierung führte, wo sie von 2008 – 2013 Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz war, ehe sie zurück nach Bayern ging und stellvertretende Ministerpräsidentin in den Kabinetten Seehofer II und später Söder I wurde. Im Herbst 2018 wurde Ilse Aigner mit 198 von 205 möglichen Stimmen zur Präsidentin des Bayerischen Landtages gewählt. Dass sie bei der Wahl am 30. Oktober in diesem Amt bestätigt wurde, nahm man auch in Miesbach zum Anlass, ihr einen großen Blumenstrauß zu überreichen, über den sie sich sichtlich freute.
FLTB steht für hohe Qualität
„Das mit dem Inkognito ist bei einer Politikerin wie Ihnen natürlich so eine Sache“, schmunzelte dann auch Rudolf Meier-Kleeblatt, Gründer und Intendant des FLTB, und gestand, dass ihm die hochkarätige Besucherin natürlich nicht entgangen war. Und so war schließlich auch die Idee gereift, Ilse Aigner um die Patenschaft zu bitten. Eine Bitte, der sie nun gerne nachkam: „Ich schätze das FLTB sehr.
Im Gespräch: (v.l.) Andreas Haas, Ilse Aigner, Rudolf Maier-Kleeblatt und Isabella Krobisch. Foto: FLTB
Es ist nicht nur eine große Leistung, einen so erfolgreichen Spielbetrieb praktisch aus dem Nichts heraus aufzubauen“, würdigte Aigner die Lebensleistung Meier-Kleeblatts, der das FLTB aufgebaut und auch durch alle bisherigen Höhen und Tiefen gesteuert hat. „Gerade die vergangenen drei Jahre waren zudem besonders schwierig“, erinnerte Aigner an das Auftrittsverbot der Coronazeit. „Dass das FLTB sich so etablieren konnte und heute so stabil ist, ist sicher auf die hohe Qualität zurückzuführen. Aber das war ja das erklärte Ziel von Anfang an“, wusste Aigner.
Hochkultur auf Bairisch
Denn „Hochkultur auf Bairisch“ auf die Bühnen in Bayern zu bringen – das war tatsächlich die Kernidee, mit der das FLTB vor nun mehr als 40 Jahren gestartet ist. Entstanden ist aus den Anfängen eine Erfolgsgeschichte, wie sie schöner nicht sein kann. Als Rudolf Meier-Kleeblatt, damals Musiklehrer am Gymnasium in Miesbach, im Jahr 1981 die Idee hatte, mit Laien ein Musiktheater zu gründen, das Opern und Operetten „für alle“ spielen sollte, traf er einen Nerv: Er wählte beliebte Stücke aus, ließ artifizielle Schnörkel weg und konzentrierte sich aufs Wesentliche. Sein untrüglicher Sinn für Spannung und menschliche Dramen ermöglichen es seither dem Publikum, schnell in die Geschichten einzutauchen und sich vom Geschehen verzaubern zu lassen.
Dazu kommen die hohe musikalische Kompetenz und die Fähigkeit, die Mitwirkenden so zu motivieren, dass sie gerne ihr Bestes geben. Und das Ergebnis ist dann einfach umwerfend: Wer jemals eine Aufführung des FLTB gesehen hat, wird sich an hochprofessionelles Musiktheater erinnern. Chor und Solisten strahlen, Kulisse und Kostüme sind eine Augenweide und man erlebt einen Abend mit herrlicher Musik und mitreißendem Schauspiel, bei dem der berühmte Funke überspringt.
2000 Aufführungen in 40 Jahren
Das vielleicht Beste am FLTB ist, dass Rudolf Meier-Kleeblatt eben nicht nur weiß, was das Publikum liebt, sondern auch darauf Rücksicht nimmt. Quält man sich heute als Zuschauer in modernen Inszenierungen an den großen Häusern in München und anderen Städten oft durch unverständliche Darbietungen, kommt hier zum Tragen, was Rudolf Meier-Kleeblatt am vergangenen Freitag so in Worte gefasst hat: „Wir wollten immer Volkstheater machen – ohne „tümlich“ zu sein.“
Das FLTB zeigt auch Opern und Theater für die ganze Familie, wie Hänsel und Gretel. Foto: FLTB
Was es bedeutet, dieses Ziel mit Darstellern „vor Ort“ zu erreichen – das kann man sich kaum vorstellen. Doch in den letzten 40 Jahren hat das Ensemble etwa 2.000 Aufführungen auf die Bühnen Bayerns gebracht. Das Besondere: Man spielt nicht nur in Miesbach und München. Die Liste der Spielorte ist lang – reicht von Amstetten über Kaufbeuren und Straubing bis Waldkraiburg.
Dass auch Stuttgart oder das oberösterreichische Vöcklabruck auf dem Reiseplan stehen, ist dem Umstand zu verdanken, dass man das FLTB buchen kann: „Das Wirtshaus im Spessart, das in Miesbach im nächsten Jahr Premiere hat, ist schon aus Sachsen und Brandenburg angefragt“, freut sich Rudolf Meier-Kleeblatt und schiebt nach: „Das Stück wird selten gespielt. Dabei ist diese Operette richtig gute Unterhaltung. Und der Komponist Franz Grothe hat lange am Tegernsee gelebt. Ich habe ihn noch persönlich gekannt.“
FLTB Botschafter des Kulturlandes Bayern
Genau diese, so gekonnte Unmittelbarkeit der FLTB-Inszenierungen gefällt auch Ilse Aigner: „Ich schätze diese Inszenierungen, die einfach Freude machen sehr“, sagte sie mit einem Lächeln. „Ich unterstütze Sie und das FLTB aus Überzeugung und weil Sie mich immer wieder mit Aktualität überraschen. Noch heute denke ich an das Gefühl, mit dem ich in der Premiere von ANATEVKA saß. Dieses Stück kam nur wenige Tage, nachdem der Krieg in der Ukraine angefangen hatte, heraus. Es war beklemmend, so hautnah zu sehen, wie sich Geschichte wiederholt.“
Die Oper „Anatevka“ des FLTB rührte das Publikum zu Tränen. Foto: FLTB
Kein Wunder also, dass sich die Landtagspräsidentin auch dafür einsetzen wird, das Theater auch in Zukunft finanziell so auszustatten, dass es seiner Rolle gerecht wird: „Das Freie Landestheater Bayern ist nicht nur innerhalb Bayerns ein wichtiger Baustein der Kulturvermittlung. Sie sind auch außerhalb des Landes wichtig als Botschafter des Kulturlandes Bayern.“
Der Saal ein Schmuckstück
Rudolf Meier-Kleeblatt ging dieses aufrichtige Lob nahe. Er war sichtlich gerührt, als er noch einmal auf die Anfänge erinnerte. Denn dass der Waitzinger Keller, heute das einzige Haus dieser Klasse im Umkreis von etwa 100 Kilometern, überhaupt in Miesbach existiert, ist keine Selbstverständlichkeit. Zusammen mit Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch dachte Meier-Kleeblatt an die Mühen, die es kostete, im Miesbacher Stadtrat eine Mehrheit für den Wiederaufbau des Jugendstil-Saales aus der Prinzregentenzeit zu finden.
Der Festsaal des Kulturzentrums Waitzinger Keller Miesbach. Foto: KWK
Dass die Premieren in Miesbach stattfinden konnten, war eines der wichtigen Argumente: „Schon damals aber war das FLTB ein Pfund, mit dem man wuchern konnte“, wusste Krobisch. Und dass Ilse Aigner, die ungezählte Male zu Veranstaltungen im Waitzinger Keller war, das Haus schätzt und den Saal liebt, konnte man ihr ansehen: „Er ist ein Schmuckstück“, stellte sie fest. „Und ich werde alles tun, damit er in Zukunft noch mehr leuchtet.“
Die Zukunft des FLTB
Zukunft war dann auch das Stichwort für Andreas Haas, den Geschäftsführer und designierten Nachfolger von Rudolf Meier-Kleeblatt als Intendant des FLTB: Er konnte nicht nur berichten, dass die Website des FLTB, gründlich überholt, nun noch mehr Informationen und auch Unterhaltsames zu bieten hat. Ein Klick – und schon erfährt man alles über Termine, Spielorte und kann an Vorbereitungen und News teilhaben.
Das neue Ticketsystem ermöglicht die interaktive Sitzplatzwahl im Saal. Foto: FLTB
„Und wir haben mit Alexander Harlander einen Mitarbeiter gefunden, der mithilfe der Social-Media-Kanäle das junge Publikum erreicht und all das Interessante, das das FLTB ausmacht, unmittelbar kommuniziert“, freute sich Haas. Besonders stolz aber ist man beim FLTB auf das neue Ticketsystem, das dank der Zusammenarbeit mit dem Foolstheater in Holzkirchen realisiert werden konnte. „Das ist ja großartig“, staunte dann auch Ilse Aigner, als Lukas Schönrock (Fokus 3D) dem Ganzen ein Sahnehäubchen vorführte: Dank einer interaktiven Animation des Saales kann sich jeder die Sitzplätze ansehen und entscheiden, wo er sitzen möchte.
Lesetipp: „Die verkaufte Braut“ in Miesbach
„Das Freie Landestheater Bayern hat sich zum größten Spielbetrieb südlich von München entwickelt, es ist eine der erfolgreichsten Non-Profit-Organisationen und es ist insgesamt auf einem guten Weg“, fasste Ilse Aigner zum Schluss die Entwicklung zusammen und als sie sagte: „Deshalb nehme ich die Kulturpatenschaft sehr gerne an“, ging ein Treffen zu Ende, das ganz sicher ein guter Anfang ist.
Dieser Artikel erschien als Erstveröffentlichung in den Miesbacher Stadtgeschichten.