The North Drift

Plastikmüll auf den Lofoten. Foto: mindjazz pictures: The North Drift

Film in Holzkirchen

Es ist ein verstörender Film, der kürzlich in der Reihe „anders wachsen“ im FoolsKINO Holzkirchen lief. Aber gleichzeitig auch ein wissenschaftlich fundierter, spannender und berührender Film, der unmittelbar dazu auffordert, tätig zu werden, wie die angeregte Diskussion bewies.

Steffen Krones ist ein Filmemacher aus Dresden. Bei einem Aufenthalt auf den Lofoten lernt er Reiseleiter Kris kennen, halb Grönländer, halb Däne, der den Touristen die Schönheit seiner Heimat, aber auch deren Vermüllung insbesondere durch Plastik nahebringen möchte. Sie entdecken im Müll eine deutsche Bierflasche und diese Entdeckung veranlasst den Filmemacher zu einem verrückten Projekt.


Filmemacher Steffen Krones. Foto: mindjazz pictures: The North Drift

Er will den Weg von Plastikabfall von der Elbe bis hinauf ins Nordpolarmeer verfolgen. Sein erster Versuch bringt ihn mit Carlos zusammen, einem Jungen, der seinen GPS-Sender fand und mit einem Bild in einer Flaschenpost auf den Weg gebracht hat. Das ging also schief und Steffen Krones bastelt im Folgenden zusammen mit seinem Freund und Nachbarn, Ingenieur Paul Weiß, zahlreiche verbesserte Bojen mit Sender, die er in den Fluss wirft. Eine davon heißt Carlos.

Mit der Unterstützung renommierter Meeresbiologen und Wissenschaftler dokumentiert er die Spur von Plastikmüll – zuerst in der Elbe, dann in der Nordsee – und untersucht die Verbindung zur unfassbaren Verschmutzung im Nordpolarmeer.


Tagtäglich wird der Plastikmüll gesammelt. Foto: mindjazz pictures: The North Drift

Das sind die verstörendsten Bilder des Films: die einzelnen Inseln der Lofoten zugedeckt mit einer dicken Schicht aus Müll. Als Steffen und Kris einen Müllhaufen entdecken, sagt ein Einheimischer, der mit einer Gruppe Engagierter nichts anderes tut als tagtäglich den Müll einzusammeln, „das ist nicht schlimm“ und führt sie zu wirklich dramatischen Plätzen.

So schrecklich diese Bilder in der so wunderbaren Landschaft auch sind, im Film wird klar, dass am Boden der Meere 300mal mehr an Plastikmüll liegt. Und es wird klar, dass am schlimmsten für Mensch und Tier Mikro- oder gar Nanoteilchen aus Plastik sind. Sie schaden dem Organismus, setzen sich in den Zellen fest. Aber diese Teilchen können nicht eingesammelt werden.


Plastikmüll am Meeresboden. Foto: mindjazz pictures: The North Drift

Auch in der Coronazeit hat Steffen Krones sein Projekt weiter vorangetrieben. Gemeinsam mit Meeresbiologen vom Alfred-Wegner-Institut und anderen Weggefährten verfolgte Steffen Krones per GPS die Wege seiner Bojen, die teils bizarre Strecken zurücklegten, liegenblieben und wieder fortgespült wurden.


Kris Louis Jensen findet Boje „Carlos“. Foto: mindjazz pictures: The North Drift

Ihren größten Erfolg konnten Steffen Krones und Kris Louis Jensen feiern, als sie die Boje namens Carlos tatsächlich auf den Lofoten wiederfanden und damit beweisen konnten, dass es unser Müll ist, der die Arktis belastet.

Josef Fuchs von „anders wachsen“ moderierte die anschließende lebhafte Diskussion. Der Chemiker engagiert sich seit vielen Jahren in der Umwelt- und Klimapolitik und rief den Runden Tisch für die Energiewende im Landkreis Miesbach ins Leben.

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Es wurde schnell klar, dass es neben Plastikmüll sammeln insbesondere um Plastikmüll vermeiden geht. Dass es aber wohl auch nicht ganz ohne Plastik geht. Denn auch im Film sind einige Ausrüstungsgegenstände aus Plastik zu sehen. Dennoch, da war sich das Publikum einig, jeder ist aufgefordert, seinen teil beizutragen, Plastik zu vermeiden.

Laudato si'
Dr. Josef Fuchs. Foto: MZ

Eine Möglichkeit dazu wäre, Lebensmittel im Unverpacktladen in Holzkirchen statt im Supermarkt oder direkt beim Erzeuger zu kaufen. Zudem gibt es in Holzkirchen „machtSinn“ und in Miesbach „Lavli“, wo Produkte vom Erzeuger und möglichst ohne Plastik angeboten werden. Auf der Webseite von „The North Drift“ gibt es zudem Hinweise von Organisationen in der Nähe, die sich mit dem Thema befassen.

Der nächste Film in der Reihe „anders wachsen“ wird im FoolsKINO Holzkirchen am 3. Dezember um 11 Uhr gezeigt. „Silver hair still rocks“ ist ein heiterer Hippiefilm, der unsere dunkle Zeit etwas erhellen soll. Autorin und Regisseurin Andrea Rüthlein aus Holzkirchen wird zur Diskussion zur Verfügung stehen.

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