Lichter aus im Ludwig-Thoma-Saal

Die Ränge im Ludwig-Thoma-Saal bleiben vorerst leer. Foto: Pixabay/Tima Miroshnichenko

Ludwig-Thoma-Saal muss schließen

Im Ludwig-Thoma-Saal gingen vergangene Woche die Lichter aus und das nicht nur bis zur nächsten Vorstellung. Denn aufgrund von brandschutzrechtlichen Mängeln ist der Veranstaltungssaal in der Tegernseer Rosenstraße nun erstmal für Veranstaltungen jeglicher Art gesperrt. Ein Problem für viele Veranstalter, eine existentielle Bedrohung für das Tegernseer Volkstheater und eine Mammutaufgabe für die Stadt Tegernsee.

Seit 1959 ist der Ludwig-Thoma-Saal Bühne für die verschiedensten Veranstaltungen, von Kabarett über Lesung bis hin zum Theater. Doch nun gingen die Lichter aus, denn nach einer Brandschau durch die Stadt Tegernsee, welche Besitzerin des gesamten alten Gebäudes inklusive Saal ist, steht fest: es bestehen erhebliche Mängel im Bezug auf den Brandschutz und damit ist auch die Sicherheit für Akteure und Publikum nicht mehr gegeben.

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Alle drei bis vier Jahre findet eine solche Begehung durch einen ausgebildeten Rathausmitarbeiter statt, erklärt Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn. Dieser habe nun festgestellt, dass einige brandschutzrechtliche Punkte im Saal und im Gebäude selbst nicht mehr den Vorschriften entsprechen. „Auch ein Elektroingenieur hat sich dies angesehen und kam zum selben Ergebnis“, sagt der Rathauschef.

Alte Elektrik im Ludwig-Thoma-Saal

Konkret geht es vor allem um die Bühnenbeleuchtung und Technik, welche in den vergangenen 40 Jahren immer wieder verändert und erweitert, jedoch nie einer kompletten Modernisierung unterzogen wurde. Auch die Empore sei ein Problem erklärt der Bürgermeister: „Die enge Treppe aus Holz, dann der künstlich eingezogene Boden und der fehlende Notausgang, das sind alles Dinge, die heute so nicht mehr genehmigt würden.“ Zudem bräuchte es einen eigenen Platz für die Bühnentechnik, abgetrennt vom Publikum. Auch die im Boden verankerten Stuhlreihen und die zwar feuerfesten, aber schweren Vorhängen vor den Notausgängen entsprechen nicht den Vorschriften.


Tegernsees Bürgermeister Johannes Hagn. Foto: Tegernseer Stimme

Es hilft also alles nichts, ein Brandschutzgutachten muss nun klären, welche Maßnahmen nötig sind, um einen sicheren Spielbetrieb wieder zu ermöglichen. Dieses soll laut Johannes Hagn nun in Auftrag gegeben werden und hoffentlich im Januar gemacht werden. „Wir als Stadt müssen dies aber ausschreiben, da sind uns die Hände gebunden.“ Eine dauernde Feuerwache durch die Freiwillige Feuerwehr Tegernsee sei laut Johannes Hagn auch nicht möglich. Er könne einen weiteren Spielbetrieb im Ludwig-Thoma-Saal jedoch weder verantworten, noch würde er dies unter diesen Umständen wollen, denn: „Ich als Bürgermeister hafte im Falle von Schäden persönlich.“

Ausweichen und absagen

Für die Organisatoren, welche bereits Veranstaltungen im Ludwig-Thoma-Saal gebucht und Karten dafür verkauft haben, kam diese Botschaft wie ein Donnerschlag. „Alle Akteure müssen sich nun um einen anderen Ort kümmern und da gibt es im Tegernseer Tal leider nicht so viele Optionen“, sagt Peter Rie, Leiter des Veranstaltungsmanagements der Tegernseer Tal Tourismus GmbH. Teilweise wurden die Veranstaltungen bereits in das Seeforum Rottach-Egern verlegt, doch für alle sei dies nicht möglich.


Im Seeforum Rottach-Egern finden manche Veranstaltungen statt. Foto: Selina Benda

„Wir prüfen derzeit verschiedene Optionen, hätten natürlich gerne eine Lösung im Ort selbst, doch da kommt uns dann die Versammlungsstättenverordnung wieder in die Quere“, erklärt Peter Rie. Gerade im Hinblick auf das Tegernseer Volkstheater, welches seinen Stammsitz seit 1959 im Ludwig-Thoma-Saal hat, sei dies natürlich ein gewaltiger Einschnitt, weiß der Veranstaltungsmanager.

Existenzbedrohung für Tegernseer Volkstheater

„Das tut jetzt richtig weh“, sagt Christina Kern, ohne dass dies die Lage des Theaters im Entferntesten beschreibt. Die Frau von Andreas Kern, Leiter des Tegernseer Volkstheaters, ist auch wenige Tage nach der Schließung des Ludwig-Thoma-Saals noch fassungslos. „Wir wussten auch, dass es Mängel gibt, aber dass es so drastisch ist, dass wir schließen müssen, hätten auch wir nicht gedacht.“ Bis auf zwei Spielabende sind alle weiteren Vorstellungen bis Januar abgesagt. „Da steht jetzt alles auf dem Spiel“, sagt Christina Kern.


Die Kerns: (v.l.) Christina, Andreas und Tochter Fanny Kern im Stück „Passwort zum Herzen“ im Jahr 2020. Foto: Tegernseer Volkstheater

Es sei gerade wieder einigermaßen bergauf gegangen, nachdem die Corona-Pandemie das Theater schon fast die Existenz zerstört hatte. „Da haben wir uns irgendwie noch durchgewuzelt, haben ein Drei-Personen-Stück auf die Bühne gebracht und wenigstens ein paar Leute im Publikum sitzen gehabt, wenn auch mit Abstand.“ Langsam hätte sich das Theater von dieser Krise erholt, wenn auch nicht gänzlich „denn viele unserer treuen Zuschauer trauen sich auch heute noch nicht wieder ins Theater.“ Doch sie hätten sich zurückgekämpft und jetzt die Schließung des Saals. „Was kommt denn als nächstes?“, fragt sie.

Die Zukunft des Ludwig-Thoma-Saals

Wie es weitergeht soll nun das Brandschutzgutachten im neuen Jahr klären. Klar ist, dass der Ludwig-Thoma-Saal eine Modernisierung benötigt, um wieder öffnen zu können. Aber der Rathauschef macht auch klar, dass dies nicht in ein paar Wochen erledigt sein wird. „Es ist nun an der Zeit, dass wir uns als Stadt und als Stadtrat Gedanken machen, wie wir den Saal für die Zukunft fit machen können.“ Und dies beziehe nicht nur den Ludwig-Thoma-Saal, sondern das gesamte alte Gebäude inklusive Wohnungen, Lokal und Kellerräumen mit ein. Dieses genieße zwar Bestandsschutz, jedoch sei es nun an der Zeit, ein Gesamtkonzept für das Gebäude zu erarbeiten. Die Hauptmängel würden nämlich nicht im Saal selbst liegen.


Stücke wie hier „Lumpazivagabundus“ werden hoffentlich bald wieder auf der Bühne im Ludwig-Thoma-Saal gespielt. Foto: Selina Benda

„Ziel ist es deshalb jetzt, den Ludwig-Thoma-Saal ohne Brandwache wieder betreiben zu können“, erklärt Johannes Hagn. Wann das soweit sein wird, steht noch in den Sternen. Christina Kern sieht darin sogar eine Chance für einen Neuanfang. „Man könnte alles neu umgestalten und ich träume ja schon lange von einer kleinen Bewirtungsmöglichkeit für unser Publikum.“ Sie und ihr Mann würden schon immer Vollgas geben, momentan sei die Luft etwas raus. Aber sie ist voller Hoffnung, dass sich alles zum Guten wendet. „Mit Herrn Hagn haben wir da den richtigen Mann im Rücken, er ist ein Macher“, sagt Christina Kern.

Ungewisser Spielstart

Nach der Spielpause ist der Saisonstart des Tegernseer Volkstheaters für den 30. März 2024 angesetzt. Ironischerweise eine Komödie, in der es um die Frage geht, ob man wirklich Geld braucht, um glücklich zu sein. „Nur Verdruss mit ’m Diridari“ nach Nestroys „Zu ebener Erde und 1. Stock“ wurde von Andreas Kern bearbeitet und soll mit zehn der professionellen Schauspieler des Theaters auf die Bühne gebracht werden. Ein weiteres neues Stück haben die Kerns ebenfalls schon in der Hand. „Jetzt können wir nur hoffen.“

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Folgende Spieltermine des Tegernseer Volkstheaters wurden ersatzlos abgesagt: „A Weihnachts G’schicht“ am 9., 10., 16. und 17. Dezember 2023 sowie „Kilian räumt auf“ am 4. Januar 2024. Bereits gekaufte Karten behalten ihre Gültigkeit und können für die verlegten Aufführungen umgetauscht oder auch zurückgegeben werden. Die Karten für die Vorstellungen am 23. Dezember um 15 Uhr (A Weihnachts G’schicht) und am 26. Dezember um 20 Uhr (Kilian räumt auf) behalten ebenso ihre Gültigkeit. Diese beiden Vorstellungen wurden in das Seeforum Rottach-Egern verlegt. Im Seeforum gilt jedoch freie Platzwahl. Wer zu den genannten Terminen keine Zeit hat, der erhält entweder einen Gutschein, gültig für alle kommenden Veranstaltungen, oder sein Geld zurück. Für den Umtausch und Fragen steht das Tegernseer Volkstheater unter der Telefonnummer 08063/7143 sowie per E-Mail an kontakt@tegernseer-volkstheater.de zur Verfügung. Auch die Tourist-Information Tegernsee (Telefon: 08022/927380) ist für Fragen da.

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