Der Meister des satirischen Surrealismus: Hans Reiser

Doppeltes Vergnügen durch Spiegelung, re.: „Dürer malt ein Selfie“. Foto: Reinhold Schmid

Ausstellung in Gmund

Hans Reiser ist ein Meister der Zeichen- und der klassischen Malkunst, die er mit einer Riesenportion Humor anreichert. Eine Auswahl seines Schaffens zeigt er derzeit in der Raiffeisenbank Gmund unter dem Motto „Um a Fünferl a Durcheinand“. Das ist jedoch extrem tiefgestapelt, denn die Bilderschau ist alles andere als das.

Freilich bekennt der Künstler in einem persönlichen Gespräch, dass die 34 Werke, die vornehmlich im ersten Stock des Kreditinstituts zu sehen sind, nicht nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt wurden. Vielmehr handele es sich um Bilder, „die lange nicht mehr gezeigt wurden“. Hans Reiser sieht sich als „leidenschaftlichen Anhänger der Handwerksmalerei“, der die alten Meister bewundert und der nicht nach neuen Formen suche, sondern nach neuen Inhalten.

Plädoyer für Zeichnung und Handwerksmalerei

Grundlage von allem sei eine solide Zeichenkunst. „Eisen muss aussehen wie Eisen und Leder muss aussehen wie Leder“, erklärt er. „Aber das macht heute keiner mehr, weil es zu zeitaufwändig ist.“ Den Reichersbeuerner interessiert das Tagesaktuelle, das er meist humorvoll-satirisch auf Papier, Holz oder Leinwand bannt – in langwierigen Entstehungsprozessen.


Teil-Blick in die Ausstellung: fünf Karikaturen. Foto: RS

So könnte man Hans Reisers Kunst als eine bezeichnen, die von den Großmeistern der Renaissancemalerei, von Hieronymus Bosch, Salvador Dali oder Max Ernst genauso beeinflusst scheint wie auf der humorvollen Seite von Manfred Deix, Olaf Gulbransson oder den großen bayerischen Karikaturisten – immer jedoch mit dem ganz besonderen Reiserschen Einschlag.

Zeitlos und immer aktuell: die Bayerische-Schimpfnamen-Serie

Schon länger arbeitet der 72-Jährige, der an der Münchner Kunstakademie bei Prof. Mac Zimmermann studiert hat, an seiner Serie, die typisch bayerische Schimpfnamen thematisiert. So gibt es etwa „Die Schoasdromme“, „Die Zwidawurzn“ oder ein „Bsuffas Waagscheidl“ zum einen wegen der verblüffenden Malkunst und zum anderen wegen des beißenden und hintergründigen Humors zu bestaunen.


„Oide Schäsn“, „Haumdaucha“ und „Tschamsdara“ (Acryl). Fotos: RS

Aus diesem Zyklus gibt es bis jetzt etwa 90 Stück. Im nächsten Frühherbst soll dazu ein Buch erscheinen. „Es ist für mich ein tolles Thema, bei dem man auch mal die Sau rauslassen kann“, freut sich der geniale Zeichner, der übrigens seit 53 Jahren im Tölzer Kurier mit seiner samstäglichen Karikatur eine feste Größe ist.

KI, Umdrucktechnik und „Rahmadama“

Neben Arbeiten, die auf einem Wortspiel basieren – im „Mahtador“ ist ein mit der Sense Mähender in Gestalt eines Stierkämpfers zu sehen – oder die aktuelle Politik aufs Korn nehmen – wie in „Lupenreiner Demokrat“, wo Gerhard Schröder (siehe unten) Putin mit einer überdimensionierten Lupe sucht – werden auch Werke präsentiert, die neueste Entwicklungen ins Bild setzen. So beschäftigt Hans Reiser seit kurzem die Künstliche Intelligenz, ein Thema, in dem er eine Bedrohung für die Künstler sieht und das in drei Werken bildnerisch dargestellt ist (siehe unten).


„Es funktioniert!!“ , „Frühling und Winter“, „KI-Dali“ (Mixed Media). Foto: RS

Dabei bedient sich der Künstler der Umdrucktechnik, bei der ein Bild kopiert, mit der Gesichtsseite auf den Malgrund gelegt und mit einem Bindemittel eingeweicht wird. Wenn das Papier durchgetrocknet ist, wird das Papier vorsichtig abgelöst und ein Teil der Farbe bleibt auf dem Bildträger haften. Das Bild wird dann weiter malerisch bearbeitet. Dies sei für ihn „ein interessantes Experimentierfeld“, dem er sich in nächster Zeit weiter widmen wird.


„Rahmadama“ (Öl auf Holz) und „Demokrat, lupenrein“. Fotos: RS

Ein weiteres derzeitiges Projekt stellt die Serie „Rahmadama“ dar, in der der Bilderrahmen selbst bemalt wird und so ein gleichwertiger Teil des Kunstwerks wird. Und außerdem möchte Hans Reiser „wieder mehr in Öl malen“. Dem Großmeister des satirischen Surrealismus, dem „geschwollenes Dahergerede“ und eine „unterwürfige Annäherung an die große Kunst“ suspekt sind, wird nicht langweilig werden, so viel steht fest.

Lesetipp: Vom Siaßkasa und Heislschleicha von Hans Reiser

Anmerkung: Manche Fotos der Exponate enthalten Lichtreflexe, die dem Fotografieren durch die Glasscheibe geschuldet sind. Sie sind nicht Bestandteil der Werke.

Die Ausstellung, die Augen, Hirn, Herz und Gemüt gleichermaßen anspricht, ist noch bis 24. Januar zu den Öffnungszeiten der Raiffeisenbank Gmund, Wiesseer Straße 16, zu sehen.

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