Tatzelwurm

Dem Tatzelwurm auf der Spur

Alexander Blumtritt und das Cover seines Buches. Foto: privat

Buchtipp von KulturVision

Alexander Blumtritt aus Fischbachau hat Sprechwissenschaften studiert, arbeitet als Radioredakteur und hat nach einigen Kurzgeschichten seinen ersten Roman „Die verschwiegene Schlucht“ vorgelegt. Im Interview erzählt er von Kryptozoologie, Legenden, Bergwelt und seinem Lieblings-Kryptoiden, dem Tatzelwurm.

MZ: Wie kommt jemand, der in Halle an der Saale aufwuchs, dazu sich mit dem Tatzelwurm zu beschäftigen?
AB: Die Kryptozoologie, also die Lehre von verborgenen Tieren, fasziniert mich schon, seit ich zehn Jahre alt bin. Der Tatzelwurm ist für mich deshalb besonders liebenswert, weil er geografisch so nah ist und weil er der einzige Kryptid in Deutschland ist, den man ernst nehmen kann. Zudem ist er mir sympathisch, weil er im Gegensatz zu den bekannten Kryptiden, dem Yeti oder Nessie, klein ist, er wird als etwa einen halben Meter groß beschrieben.

Tatzelwurm
Stich von Johann Jakob Scheuchzer aus dem 18. Jahrhundert: Alpendrache

MZ: Im Buch ist ein Anhang, in dem Du alles zusammenfasst, was über den Tatzelwurm bekannt ist. Ist Kryptzoologie eine Wissenschaft?
AB: Ich habe lange recherchiert und auch für das Netzwerk Kryptozoologie online und das Jahrbuch 2023 Artikel geschrieben. Die Kryptozoologie ist keine anerkannte Wissenschaft. Sie ist zum einen Feldforschung und zum anderen Sammlung von alten Geschichten. Es wird gefragt, was hinter diese Legenden stecken könnte.

Leidenschaft Tatzelwurm

MZ: Ich habe im Buch gelesen, dass einige unbekannte Tierarten erst im 20. Jahrhundert entdeckt wurden, da ist also noch Raum, oder?
AB: Ja, da ist beispielsweise der Berggorilla, von dem erst geglaubt wurde, es sei ein Waldmensch. Oder es wurde ein Tier wieder entdeckt, von dem man annahm, es sei ausgestorben, wie das Okapi. 1976 wurde der Riesenmaulhai von über fünf Meter Länge entdeckt und sicher gibt es im Meer noch weitere unerforschte Lebewesen.

MZ: Deine Leidenschaft aber ist der Tatzelwurm.
AB: Er ist mein Lieblings-Kryptid. Ich deute ihn als Riesensalamander im Gegensatz zu den meisten Kryptozoologen, die ihn den Echsen zuordnen. Der deutsche Autor Ulrich Magin hat in seinem Buch über den Tatzelwurm 430 Berichte über ihn gesammelt.


Phantombild ohne bekannten Ursprung, wie man sich den Tatzelwurm vorstellen kann

MZ: Und wie hat man ihn sich daraus vorzustellen?
AB: Die Beschreibungen gehen so weit auseinander, dass man es nicht sagen kann. Manche sagen er habe Warzen, andere Schuppen, andere sogar ein Fell, viele Zeugen erscheinen glaubwürdig. Am ehesten kann man ihn sich als ein etwa einen halben Meter langes Tier mit zwei kurzen Vorderbeinen vorstellen. Aber je mehr ich mich damit befasst habe, desto unwahrscheinlicher wird es, dass ein echtes Tier dahintersteckt.

MZ: Aber Du hättest es gern und hast deshalb das Buch „Die verschwiegene Schlucht“ geschrieben.
AB: Ich habe in diesem Buch viel zusammengefasst. Da geht es um die Natur, eine unzugängliche dunkle Schlucht in den Hohen Tauern. Ich mag die Berge am liebsten im Nebel und verregnet. Dann geht es um Amphibien und Kryptoide.

In die Welt der Natur

MZ: Welchen Symbolwert hat der alte Josef, auf den der in die Schlucht abgestürzte Biologiestudent trifft?
AB: Er ist einfach da, um den Protagonisten in die Welt der Natur einzuführen. Zunächst versorgt er ihn und dann bringt er ihm die Aspekte näher, wie das Leben mit Selbstversorgung aussieht.

MZ: Es hat aber auch fantastische Aspekte, wie die Wunderwirkung der Produkte des Tatzelwurms.
AB: Ich habe mich bemüht, die Situationen plausibel erscheinen zu lassen. Der Erzähler selbst packt es in einen wissenschaftlichen Rahmen. Es ist ja bekannt, dass beispielsweise beim Axolotl Beine nachwachsen können oder dass Amphibien Wirkstoffe abgeben.


Illustration einer Schlucht.

MZ: Ich musste beim Lesen an „Die Wand“ von Marlene Haushofer denken.
AB: Ja, es ist ein Kammerspiel für Menschen, die „Die Wand“ oder auch „Die verloren Welt“ von Arthur Conan Doyle mögen. Es ist für Freunde der Natur, der Folklore, der heimischen Bergwelt und für Interessierte an merkwürdigen Dingen gedacht.

Lied von Kathi Greinsberger

MZ: Du hast dem Buch, dessen Sprache und Geschichte mir sehr gefallen haben, obwohl ich gar kein Fan von Fantasy bin, einige Zeilen von Kathi Greinsberger, der Sängerin, Dichterin und Komponistin aus Fischbachau, vorangestellt.
AB: In dem Lied geht es um ein Tal. Die Zeile „‘s ghört uns zwoa alloa“ passt sehr gut zum Inhalt des Buches.

Alexander Blumtritt: Die verschwiegene Schlucht“. Der Autor steht für Lesungen und Vorträge zur Verfügung. Kontakt: blumtritt.alexander@gmail.com. Die Bilder sind mit Genehmigung des Autors dem Buch entnommen.

Zum Weiterlesen: Raunachtsagen

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf