Bigger Than Us

Bigger Than Us – für eine bessere Zukunft

Luce Hirsch und Tom Modlinger vom FoolsKINO. Foto: Petra Kurbjuhn

Film in Holzkirchen

Sieben Aktivistinnen und Aktivisten. Sieben Schicksale. Sieben Probleme, sieben Lösungen. Doch alles hängt miteinander zusammen. Und läuft auf Mut, die Bereitschaft etwas zu verändern, sowie Engagement hinaus. Darum ging es in dem Dokumentarfilm „Bigger Than Us“. In der anschließenden Diskussion stellte sich die Frage, was wir selbst bewegen können.

Für etwas kämpfen, das größer ist als wir selbst. Aufwachen, nicht mehr wegschauen. Aktiv werden, sich engagieren. Dieses Fazit, das gleichzeitig eine Inspiration für jeden Einzelnen darstellen soll, zieht der Film „Bigger Than Us“.

Gezeigt wurde die Dokumentation vergangenen Sonntag im FoolsKINO Holzkirchen im Rahmen der Reihe „anders wachsen“ von KulturVision.

Die Regisseurin Flore Vasseur begleitet die 18-jährige Melati Wijsen auf ihrer Reise Gleichgesinnte zu treffen. Aufgewachsen ist diese in Indonesien, in Zeiten von Klimawandel und Umweltverschmutzung. Ihr Ziel: Aufmerksamkeit schaffen, sich miteinander verbinden und Probleme angehen.

Bigger Than Us
Melati und Mary auf dem Berg von Flüchtlingswesten auf Lesbos. Foto: Praesens Film

Dafür reist Melati nun in verschiedene Länder und trifft sechs andere Aktivistinnen und Aktivsten. „Bigger Than Us“ zeigt Jugendliche und junge Erwachsene, die ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen und die Zukunft zu etwas Besseren verändern.

Das Ziel ist anderen zu helfen

Zunächst lernt Melati Mohamad Al Jounde kennen, der als Junge aus Syrien fliehen musste, nachdem seiner gesamten Familie die Hinrichtung drohte. Im Libanon kam er in einem Flüchtlingslager unter. Die libanesischen Schulen durften die Flüchlingskinder aber nicht besuchen, für eine Private fehlte das Geld. Also beschloss er zusammen mit anderen Freiwilligen, selbst eine Schule aufzubauen. Bildung biete Stabilität und gebe Kindern ein Gefühl der Stärke und Würde.

Bigger Than Us
Mohamad Al Jounde baut Schulen im Libanon für syrische Flüchtlingskinder. Foto: Praesens Film

Auch Mary engagiert sich in Griechenland für Flüchtlinge auf einem Rettungsschiff. Melati zeigt sie den sogenannten „Friedhof der Westen“, ein riesiger Haufen an teils nicht funktionsfähigen Rettungswesten der Flüchtlinge. Die Geschichten, die dahinterstehen, bleiben ungesehen.

Traurige Schicksale, die hinter dem Engagement stehen

In Malawi begegnet Melati der traurigen Realität, in der junge Mädchen vergewaltigt und zwangsverheiratet werden und früh Kinder bekommen müssen. Schulbildung hingegen erfahren nur wenige. Auch hinter der starken Frau Memory Banda verbirgt sich eine tragische Geschichte. Als ihre kleine Schwester zum ersten Mal menstruierte, musste diese in ein dort übliches Lager gehen. Um der Tradition nach eine Frau zu werden, vergewaltigt ein Mann die Mädchen im Lager, so auch ihre Schwester. Als die Schwester danach schwanger wurde, war sie gezwungen, den Mann zu heiraten.

Bigger Than Us
Memory Banda in Malawi kämpft für die Frauen. Foto: Praesens Film

Seitdem setzt Memory sich für ein Verbot der Camps ein. Sie gründete einen Club für Mädchen, in dem Gedanken und Erfahrungen ausgetauscht werden. Mit gerade einmal 15 Jahren besuchte sie das Parlament Malawis zum ersten Mal und erreichte einen Verfassungszusatz, der das Mindestalter für die Ehe von 15 Jahren auf 18 Jahre anhob.


Rene in den Favelas von Rio de Janeiro hat eine eigene Zeitung gegründet. Foto: Praesens Film

In Brasilien kämpft Rene für eine realitätsgetreue Abbildung der Favelas durch die Medien. Hierfür gründete er mit elf Jahren seine eigene Zeitung. Aufmerksam machen auf fehlende soziale Projekte und das Leiden der zivilen Bevölkerung unter dem Konflikt zwischen Drogenkartellen und der Polizei, das ist sein Ziel.


Xiuhtezcatl Martinez. Foto: Praesens Film

Xiuhtezcatl Martinez in den USA kämpft ebenso wie Winnie Tushabe in Uganda für die Umwelt. Während er Regierung und Ölkonzerne für die Belastung durch nicht mehr rentable Ölbohrungen und Fracking anklagt, bringt Winnie Geflüchteten eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Einsatz von schädlichen Chemikalien bei. In Uganda finden viele geflüchteten aus Afrika eine neue Heimat.


Winnie in Uganda lehrt Geflüchteten die selbstversorgung. Foto: Praesens Film

Der Wandel beginnt mit uns

Zurück lässt der Film das Publikum schockiert, bewegt, aber auch hoffnungsvoll. Denn die wichtigste Botschaft ist, dass jeder etwas verändern kann. Unterstützt wurde der Film zusätzlich durch konkrete Zahlen, Fakten und eindrucksvolle Bilder.

Die Frage, wie genau dieser Wandel stattfinden kann, ist zentraler Bestandteil der anschließenden Diskussion, die von Luce Hirsch kompetent moderiert wurde. Die 20jährige Miesbacherin fragte zunächst ein Stimmungsbild ab und das Publikum zeigte mit „Daumen hoch“, dass der Film gefallen hat.


Luce Hirsch moderierte die Diskussion. Foto: Petra Kurbjuhn

Die einzelnen Stimmen spiegeln in der Diskussion die Bandbreite der Gesellschaft wider, von Abiturienten zur Familie mitten im Berufsleben und Seniorinnen.

Einig ist sich das Publikum, dass jeder überall auf der Welt Engagement leisten kann, also vor allem auch wir selbst. Im Anbetracht der großen Herausforderungen mag ein Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit aufkommen, doch jeder kleiner Schritt in die richtige Richtung ist notwendig und hilfreich. Möglichkeiten seien hier Demonstrationen, Spenden, Ehrenamtliche Tätigkeiten oder ein freiwilliges soziales Jahr nach dem Schulabschluss.

„Bigger Than Us“ anschauen!

So betont der Jugendliche Finn, wie wichtig es sei, sich nicht vor den Problemen zu verschließen. „Wenig ist besser als nichts. Es geht nicht um alles oder nichts.“ Der Vater Andreas Weber nahm aus dem Film mit, dass es vor allem Mut brauche.

Der erste Anfang ist es, sich die Dokumentation „Bigger Than Us“ anzuschauen, finden die Zuschauerinnen und Zuschauer.

Der nächste Film in der Reihe „anders wachsen“ läuft am Sonntag, 3. März um 11 Uhr im FoolsKINO Holzkirchen. „Die Unsichtbaren“ erzählt zum Internationalen Frauentag die Geschichte einer Pionierin der weiblichen Ermittlerinnen in der Hamburger Mordkommission, die lange im Verborgenen blieb.

Zum Weiterlesen: Wie trauern wir?

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