„Musik ist Seelsorge“
Péter Szeles an der Orgel. Foto: Furtner
Neuer Organist am Tegernsee
Seit dem 1. Februar hat Péter Szeles die Stelle des Organisten für den Pfarrverbund Gmund-Bad Wiessee inne. Der Kirchenmusiker hat Visionen, wie er mit der Musik Menschen in die Kirchen holen kann.
Als Kind habe ihn die Großmutter mit in die Kirche geschleppt, erzählt Péter Szeles, der 1980 in Budapest geboren wurde und ein lupenreines Bayerisch spricht. Das war am Plattensee und er sei fasziniert gewesen davon, was der Organist gemacht habe. „Es stand fest, ich will Orgel spielen“, sagt er.
In einem dreijährigen Klavierunterricht erlernte er die handwerkliche Basis und danach autodidaktisch das Orgel spielen. Mit 13 bereits begleitete er Gottesdienste. Danach folgte professioneller Unterricht bei renommierten Organisten in Esztergom und Szeged.
Nach dem Abitur ging der junge Musiker nach Regensburg und studierte Kirchenmusik, Gesang und Orgelpädagogik und setzte ein Gesangsstudium in Wien darauf. „Ich singe für mein Leben gern“, sagt er, „aber die größte Liebe nach meiner Frau gehört der Orgel“. Ohne sie wäre er unglücklich.
Péter Szeles an der Orgel der Basilika in Altötting. Foto: privat
So machte er den Master im Orgelfach in Regensburg und nahm dann seine erste Stelle in Burghausen an, wo er seine Frau, die Geige und Orgel spielt, kennenlernte. Die letzten achteinhalb Jahre verbrachte das Ehepaar in München-Neuaubing, wo Péter Szeles als Kirchenmusiker auch zahlreiche Chöre leitete und noch eine Ausbildung zum Orgelsachverständigen absolvierte.
„Es interessiert mich, wie eine Orgel funktioniert und ich kann Defekte finden“, ist er überzeugt. Auf seinen neuen Wirkungskreis am Tegernsee freut sich der Vater zweier Söhne sehr. Zum einen reize ihn natürlich das Valleyer Orgelzentrum und er suche den Kontakt zu Dr. Sixtus Lampl.
Zum anderen aber wolle er der Familie ein schönes Ambiente schaffen. „Die Kinder lieben den Garten bei den Großeltern am Plattensee und in München mussten wir erst hinausfahren, um Natur zu erleben.“
Orgel in der Pfarrkirche St. Antonius. Foto: St. Antonius
Es sei für die Familie ein Glückstreffer, dass sie die Erdgeschosswohnung des Pfarrhauses von St. Antonius in Bad Wiessee beziehen konnten. „Meine Frau ist als Grundschullehrerin in Elternzeit“, sagt er. Die Familie habe entschieden, die Kinder selbst daheim zu betreuen.
Musik ist für Péter Szeles in der Kirche unabdingbar. „Ich bin der felsenfesten Überzeugung und die Pandemie hat mich darin bestärkt, dass Musik Seelsorge ist.“ Es sei schade, dass sich dieses Bewusstsein noch nicht überall etabliert habe, denn Musik biete die Möglichkeit, Menschen in die Kirchen zu bringen. Er sei froh, dass auch der Wiesseer Pfarrer Stephan Fischbacher dieser Ansicht sei.
Musik unter die Menschen bringen
Wenn der neue Organist am 10. März sein Antrittskonzert in St. Antonius gibt, dann wird er nicht unsichtbar für die Kirchenmusiker oben an der Orgel, sondern unten, für alle optisch sichtbar, an seiner Hausorgel spielen. Und auch der Pfarrverbandschor singt im Altarraum. Damit wolle er ein Zeichen setzen, die Musik unter die Menschen zu bringen. Aber er wolle auch den Menschen ansonsten persönlich begegnen und mache deshalb alles zu Fuß.
Das Programm seines Konzerts wird vorwiegend seiner Lieblingsmusik der französischen Romantik gewidmet sein, etwa Charles-Marie Widor oder Louis Vierne. Aber er liebe auch Olivier Messian und Johann Sebastian Bach, Max Reger und Felix Mendelssohn-Bartholdy. Nach ungarischen Komponisten befragt, nennt Péter Szeles den Vertreter der Neuen Musik György Ligeti.
Netzwerk bilden
Der Organist hat große Pläne. Er könne sich vorstellen, internationales Flair in die hiesige Orgellandschaft hineinzubringen, um die Konzertpraxis attraktiv zu machen. Dazu wolle er ein großes Netzwerk mit den ansässigen Kolleginnen und Kollegen aufbauen, kooperieren und Gäste einladen. Auch als Sänger wolle er auftreten, er könne neben Arien aus Oper und Operette auch mit Liederzyklen wie der „Schönen Müllerin“ aufwarten.
Auch die Söhne sind bereits musikalisch unterwegs. Der fünfjährige Péter spielt seit zwei Jahren Kontrabass. Auf einem 1/16-Instrument hat er bereits Unterricht. Und dem zweijährigen Paul hat es das Cello angetan. „Ich muss ihm noch die Hand führen“, sagt der Vater, „aber Leidenschaft und Faszination für die Musik sind da“.
Offene Singtage
Der Nachwuchs insbesondere für die Kirchenchöre sei ihm sehr wichtig, sagt Péter Szeles und so werde er offene Singtage veranstalten, um die Menschen für das Chorsingen zu begeistern.