Venedig

Venedig ist die Stadt Manfred Lehners

Manfred Lehner am Treppenaufgang zur Galerie Ost. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Miesbach

Mit der exklusiven Vorführung des Fotofilms „Venedig – Gesichter einer Stadt“ wurde die gleichnamige Ausstellung im Kulturzentrum Waitzinger Keller in würdigem Rahmen eröffnet. Eine hochkünstlerisch ebenso wie berührende Präsentation eines Lebenswerkes, wie Laudatorin Anja Gild sagte.

Im Fotofilm könne er noch viel besser als im statischen Foto sein Anliegen zeigen, sagt Fotokünstler Manfred Lehner. So ist auch der Film ein phänomenales Gesamtkunstwerk, zusammengeschnitten aus fast 300 Fotografien, die der Valleyer in den vergangenen 46 Jahren in Venedig aufnahm, kombiniert mit Originalklängen der Stadt.

Venedig
Stadt der Gondeln. Foto: Petra Kurbjuhn

Es startet mit Farbbildern im goldenen Rahmen und geht dann über in Schwarz-Weiß-Fotografie des nachts mit leeren Straßen, nur Katzen sind unterwegs, im Morgengrauen stehen leere Stühel auf dem Markusplatz, Gondoliere warten auf Kunden. Menschen fahren zur Arbeit, das Leben beginnt, Touristen sind unterwegs, Musik erklingt, emsiges Treiben, schöne Frauen zeigen sich. Wechsel zur Stille, nur Taubengegurre und dann das Leben der Venezianer auf dem Wasser, Händler sind unterwegs, Fisch wird verkauft, Wäsche hängt zwischen den Häusern. Es erklingt eine Klarinette und Grabsteine aus dem Ghetto kommen ins Bild. „No grandi navi (keine großen Schiffe) heißt es auf Plakaten und „rettet Venedig“.

Venedig
rettet Venedig, Plakat von 1978. Foto: Petra Kurbjuhn

Mit diesem Plakat habe es 1978 begonnen, erzählt Anja Gild. Damals sei Manfred Lehner als Student in Venedig gewesen und habe dieses Plakat, das in einer Vitrine der Ausstellung zu sehen ist, produziert. Und er sei schockverliebt in diese Stadt gewesen, die ihn über all die Jahre magisch angezogen habe.

Venedig
Manfred Lehner und Laudatorin Anja Gild. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Ausstellung dazu sei schon 2020 geplant gewesen, aber durch die Pandemie immer wieder verschoben, sagte Bürgermeister Gerhard Braunmiller und freute sich, dass der Fotofilm auf der großen Leinwand bestens zur Geltung kam.

Venedig als Stadt der Gondeln, der Liebe, der Ruinen, aber auch der einsamen Plätze, der kleinen Kneipen und d er Touristen, diese Stadt habe wohl kaum einen Winkel, der noch nicht fotografiert wurde, sagte Anja Gild.

Venedig
Stadt der Wäsche. Foto: Petra Kurbjuhn

Manfred Lehner aber gelinge es, ureigene Bilder dieser Stadt zu zeigen, einzigartige Bilder, die die Stadt der Venezianer fern aller Klischees widerspiegele. „Ihn interessiert das Zusammenspiel der Venezianer, der Händler, der Kellner, der Friseur, das Venedig der Wäsche“, sagte die Laudatorin, und das sei nicht einfach zu finden, wenn man bedenke, dass es einen Faktor 53 von Touristen zu Einheimischen gebe.


Venezianischer Friseur. Foto: Manfred Lehner

Aber Manfred Lehner findet seine Motive, menschliche, intime Momente, wenn er durch die Gassen schlendert, im November oder früh um 5 Uhr. Seine Fotografien sind aus der Hand geschossen, nicht inszeniert, aber er habe die meisten der Abgelichteten nach ihrer Erlaubnis gefragt.
Meist, so erzählt Manfred Lehner, habe er gefragt, nachdem er fotografierte, und so wirken die Bilder keineswegs in Pose gesetzt, sondern lebensecht. Er wolle niemals Menschen vorführen, sondern er habe Menschen gern, sagte Anja Gild. Und so nähere er sich ihnen in Wärme, Liebe und Respekt.


Dame in Bar. Foto: Manfred Lehner

Das wird bei vielen der Fotografien, in denen der Fotokünstler Menschen begegnete, deutlich. Ob es der Friseur in seinem Laden ist, der auf Kundschaft wartet oder ob es eilende Kellner sind. Ob es Frauen in eleganter Kleidung oder Menschen sind, die im Schiff frühmorgens zur Arbeit fahren. Gondoliere, die sich die Zeit mit dem Handy vertreiben oder die vielen vielen Touristen mit ihren Selfies, allen gilt das liebevolle Interesse von Manfred Lehner.

Venedig
Die weiße Taube. Foto: Manfred Lehner

Und es gebe noch eine weitere Ebene, meinte Anja Gild, die den Besuchenden der Ausstellung sofort auffällt. Oft seien die Bilder symbolisch aufgeladen. Beispielhaft ist das Bild, in dem ein jüdischer Junge eine weiße Taube füttert oder die Tauben auf dem Stacheldrahtzaun des Ghettos. Eines der Anliegen von Manfred Lehner seien die Umsetzung der Menschenrechte und dieses Anliegen werde auch in seinen Bildern von Venedig deutlich.

Lesetipp: Menschenrechte nachhaltig sichtbar

Ein letzter Aspekt fällt auf, wenn man die von Fotografien begleitete Treppe zur Galerie Ost hinaufgeht. Oben wird man von Bildern empfangen, die aus dem Rahmen fallen. Sie sind farbig und leben von der Ästhetik. Hier hat Manfred Lehner Spiegelungen im Wasser eingefangen, es sind Gemälde mit bizarren Formen und Farben. Und ja, er habe immer wieder Steine geworfen, bekennt der Fotograf, um die erzeugten Wellen fotografieren zu können.


Spiegelungen. Foto: Petra Kurbjuhn

Die Veranstaltung umrahmte Helene Perreiter mit drei Stücken am Flügel. Die begabte junge Musikerin absolviere gerade ihr Schülerpraktikum im Kulturamt und man freue sich sehr, dass sie den Abend mitgestalte, sagte das Bürgermeister Gerhard Braunmiller.

Die Ausstellung von Manfred Lehner „Venedig – Gesichter einer Stadt“ ist in der Galerie ost un im Treppenhaus des Kulturzentrums Waitzinger Keller in Miesbach, Schlierseer Straße 16 bis zum 31. März montags bis freitags 9 – 13 Uhr und donnerstags 14 – 16 Uhr und bei Saal-Veranstaltungen geöffnet.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf