Blicke in die Essenz des Lebens
Im Team eine sehenswerte Ausstellung auf die Füße gestellt haben die Künstlerin Francisca de Paula (Mitte) und das Team vom vhs-Zentrum Hausham: Danielle Döbbener (Leiterin, li.) mit ihrer Mitarbeiterin Juliane Pecht (re.). Foto: Hartmut Wolf
Ausstellung in Hausham
„Ich will mit meinen Bildern verzaubern“, sagt die spanische Malerin Francisca de Paula über ihre Kunst. Damit trifft sie jedoch nicht nur den Inhalt ihrer Werke – sie selbst versteht es, die Gäste der Vernissage im vhs-Zentrum Hausham-Schliersee mit ihrer Lebendigkeit und ungekünstelten Präsenz zu bezaubern.
Lebensfreude auf Landwand
Unter dem Motto “Vom Leben und seiner Essenz“ zeigen die Räume der Volkshochschule an der Schlierseer Straße 16 auf zwei Stockwerken Schlüsselbilder zum Werk einer Frau, die schon seit früher Kindheit malt und mit kraftvollen Farben den vier Ur-Elementen Feuer – Wasser – Erde – Luft nachspürt.
Danielle Döbbener bei ihrer Einführung. Foto: Hartmut Wolf
Wie gut ihr das gelingt, erklärt Danielle Döbbener in ihrer spannenden Einführung: „Als ich Fotos von ihren Bildern auf der Website von Francisca de Paula sah, hat es mich fast umgeworfen. Diese Farbenpracht, diese Energie, die Bewegung… Ich habe spontan beschlossen, dass diese Bilder viele Menschen kennenlernen müssen“, berichtet die Leiterin im vhs-Zentrum Hausham-Schliersee, von der Initialzündung zur kleinen, aber feinen Ausstellung, die derzeit in Hausham gezeigt wird.
Die Kraft der Elemente in Bewegung gesetzt
Francisca de Paula wählt Motive, die den Betrachter sofort in den Bann ziehen. Obwohl die meisten Bilder auf den ersten Blick rein abstrakt wirken, verbergen sich in ihnen oft realistische Elemente, die es zu entdecken gilt. Das zweite unverkennbare Merkmal der Kunst von Francisca de Paula sind die Farben. In glutvollen Farbwirbeln flirrt Rot-Orange, das die Intensität eines Hochsommertages auf der spanischen Meseta einfängt. Geheimnisvoll und kühl assoziieren die Farbspiele in Blau die Tiefen des Meeres. Kombiniert Francisca de Paula das Blau mit leuchtendem Gelb entsteht der Eindruck eines Sommerhimmels.
El Toto. Foto: Hartmut Wolf
Eine eigene Handschrift
„Grün wähle ich, wenn ich Ruhe erzeugen will“, erklärt die Künstlerin das Diptychon in Grüntönen, das im Obergeschoss den Farbreigen der Ausstellung vollendet. Das dritte Element, mit dem Francesca de Paula arbeitet, hat sie aus ihrer Heimat mitgebracht: Auf Gran Canaria und bei Cadiz sammelt sie den Sand der Meeressufer – vermischt mit Kleber und Acryl entsteht eine grobkörnige Masse, die de Paula in Linien über die Motive führt. Die Wirkung ist enorm. Da die Linien schwarzglänzend die Bilder durchziehen, entsteht eine weitere Ebene, die das Auge des Betrachters ebenso ins Zentrum der Farbwirbel ziehen, wie sie es durch den gesamten Bildaufbau führen.
Das Meer. Foto: Hartmut Wolf
„Die Navigation durch geheime, unerforschte und unbekannte Ecken der Natur, unseres blauen Planeten und des Universums…“ so erklärt ein Kunstkritiker die Motivation der gebürtigen Andalusierin, die seit wenigen Jahren in Holzkirchen eine Heimat gefunden hat.
Geheimnisse entdecken
Lässt man sich auf die Bilder ein – und das sollten man unbedingt – spürt man, wie die Malerin in jedem Gemälde einer Bewegung, einem Energiestrom nachspürt. Kreise, Wellen, Wirbel – sie alle bilden der steten Bewegung nach, die wir Leben nennen: „Ich male seit meiner Kindheit und habe Wege gefunden, das Geheimnisvolle, das uns umgibt, in meinen Bildern zu zeigen.“ Dazu findet Francisca de Paula unterschiedliche Szenen.
Nymphen. Foto: Hartmut Wolf
Besonders gut ist das Andeuten des Geheimnisvollen in ihrem Bild „Nymphen“ gelungen. Hier tauchen geisterhaft zarte Nymphen unter einer Art Insel: Heben sie die Insel auf, erschaffen sie sie, verstecken sie sich dort? Es sind solche unvorhersehbaren Elemente, die de Paulas abstrakte Bilder, die zunächst designhaft wirken, zu fesselnden Kunstobjekten machen.
Für eine Überraschung gut
Fantasie, Imagination, Aufbrechen der Horizonte und immer wieder die Kraft der Sonne und des Meeres – so kann man die Themen zusammenfassen, die im Erdgeschoss und im Treppenaufgang zu finden sind.
Doch die Künstlerin kann auch anders: Im Obergeschoss hängen drei figürliche Bilder: Zwei sind dem Spiel der Wellen und der Brandung gewidmet. Das dritte zeigt eine Gruppe von Jugendlichen, die – man assoziiert das sofort – irgendwo im Süden an einer Mauer lehnen, stehen oder sitzen. Die Gesichter sind ausgespart, denn es sind die Beziehungen zueinander, die hier im Fokus stehen. „Das ist für mich das Leben – Menschen“, erklärt de Paula, warum ihr dieses Bild so sehr am Herzen liegt. Obwohl die Jugendlichen mit nur wenigen Strichen angedeutet sind, liegt in dieser Gruppe viel Kraft und eine ungeheure Wärme.
Lebensfreude erleben
Es sind vielleicht genau diese Gefühle, die man aus der Ausstellung mitnimmt, denn in jedem Bild spürt man die Liebe zum Leben und zum Dasein. Wie eng dies mit der Persönlichkeit der ungewöhnlichen Malerin zusammenhängt, ist am Eröffnungsabend erlebbar. Die Künstlerin ist mit ihrer Familie gekommen. Sie alle haben zusammengeholfen und ein typisch spanisches Buffet lädt die Besucherinnen und Besucher der Vernissage ein, zuzugreifen. Bei spanischem Schinken, Käse, selbst gebackenen Tortillas, Wein und Sekt entsteht in kürzester Zeit ein Fest, auf dem Kontakte geknüpft werden und sich alle wohlfühlen. Francisca de Paula ist überall gleichzeitig, beantwortet sichtlich erfreut Fragen zu ihrem Leben und ihrem Werk und ist, zusammen mit dem aufmerksamen und zugwendeten Team der vhs eine perfekte Gastgeberin.
Kunst nach Maß von Francisca de Paula
Ein sehr schöner Zug sei noch erwähnt: Francisca de Paula übernimmt Auftragsarbeiten. Da ist sie ganz praktisch: „Wenn jemand ein Bild für sein Haus oder seine Wohnung haben möchte, komme ich mit dem Meterstab und messe den Platz aus. Dann sehe ich mich um und mache mir ein Bild vom Zuhause und meinem Auftraggeber.“ Zum Malen zieht sie sich für 2 oder 3 Wochen, manchmal auch für einen Monat zurück und wartet, bis sie die richtigen Ideen entwickelt hat. „Ich habe noch nie einen Auftraggeber enttäuscht“ sagt sie mit aufrichtigem Stolz.
Gewärmt nach Hause gehen
In Hausham sind ausgewählte Bilder aus ihrem freien Schaffen zu sehen – nur eins ist für ein spanisches Restaurant in München bestimmt: „Mir gefällt es so, wie es ist“, sagt Francisca, die alle ihre Bilder selbst erklärt, „aber der Besitzer wünscht sich noch einen Toro, einen Stier“. Sie muss lachen, weil das wie ein Klischee klingt: Es liegt viel Liebe in diesem Lachen. Liebe zum Leben und zu den Menschen – Eigenheiten, Unzulänglichkeiten, Freundschaften und Geheimnisse inklusive.
Zum Abschied ein Gruppenfoto der Vernissage. Foto: Hartmut Wolf
Wer Lust hat, einen Blick auf diese Essenz des Lebens zu werfen, ist in dieser Ausstellung, die noch bis zum 20. März zu sehen ist, richtig. Wer den Weg ins vhs-Zentrum nicht findet, kann auf der Website eine vielseitige Künstlerin entdecken.