Die Unsichtbaren

Würdigung einer unbeirrbaren Mordkommissarin

Zwei Generationen Frauen zum Weltfrauentag im Kino: Johanna Lubecki und Inge Pflügel. Foto: MZ

Filmmatinee in Holzkirchen

Anlässlich des bevorstehenden Weltfrauentags fand im Fools Kino am 3. März eine Filmmatinee im Rahmen des Projektes „anders wachsen“ von Kultur Vision e.V. statt. Auf dem Programm stand der einfühlsame Dokumentarfilm „Die Unsichtbaren“ über die Polizistin Marianne Atzeroth-Freier. Er erzählt die Geschichte einer beeindruckenden, aber kategorisch unterschätzten Frau, die fast im Alleingang zwei Morde aufklärt.

Als eine der ersten Frauen in der Mordkommission der Hamburger Polizei deckte Marianne Atzeroth-Freier 1992 nicht nur die spektakulären „Säurefassmorde“ auf. Der Dokumentarfilm beschreibt auch die Widrigkeiten, mit denen sie als Frau in ihrem männerdominierten Berufsumfeld zu kämpfen hatte.

Die Unsichtbaren
Ehemalige Kollegen mit dem Bild von Marianne Atzeroth-Freier. Foto: ©2023 Rejell NeueBioskopTelevision

Zwar erzählt der Film ihre gesamte Lebensgeschichte, konzentriert sich aber insbesondere auf ihre Ermittlungen zur Überführung des Säurefassmörders Lutz Reinstrom. Da der Fall anfangs von keiner Dienststelle oder ihren Kollegen ernst genommen wird, recherchiert sie zunächst auf eigene Faust und erbringt immer mehr aussagekräftige Beweise, bis man sie und ihren Kriminalfall schließlich nicht mehr ignorieren kann.

Die Unsichtbaren
Marianne Atzeroth-Freier interviewt die Mutter der Ermordeten (nachgestellte Szene). Foto: ©2023 Rejell NeueBioskop Television

Zu Lebzeiten wurde sie weder von Vorgesetzten noch Kollegen oder Medien ausreichend gewürdigt. Der Film setzt ihr heute ein einzigartiges Denkmal.

Die sorgfältige Montage aus Fotos und Aufnahmen von Marianne Atzeroth-Freier selbst, Interviews mit ihren Kollegen, Freunden und Betroffenen, sowie von Schauspielern nachgestellten Szenen und Gesprächen, lässt die Beharrlichkeit und Charakterstärke Marianne Atzeroth-Freiers lebendig werden.


Die Kommissarin rennt gegen Wände. Foto: ©2023 Rejell NeueBioskop Television

„Die Unsichtbaren“ regt zum Nachdenken an

Im Anschluss konnten die Kinobesucher in einer von Inge Pflügel, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, moderierten Diskussion ihre Eindrücke äußern. Das überwiegend weibliche Publikum zeigte sich einhellig tief beeindruckt von der Arbeit Marianne Atzeroth-Freiers. Eine wirklich unglaubliche Leistung und das obwohl es „damals diese Netzwerke, diese Männerriege“ gab, in denen Frauen wie Marianne Atzeroth-Freier so gedeckelt worden seien, bemerkte Inge Pflügel.

Hat sich unsere Arbeitswelt seitdem in Richtung Gleichberechtigung entwickelt? Ja, das habe sie, aber es gebe immer noch Verbesserungspotential. Das Einkommen von Männern und Frauen unterscheide sich immer noch und der Frauenanteil in Führungspositionen liege unter 30%.

Interessanterweise sei die berufliche Gleichstellung von Frauen in der DDR in den 80er Jahren weiter fortgeschritten gewesen als in der BRD. Da Hamburg zur BRD gehörte, konnte Marianne Atzeroth-Freier davon nicht profitieren. Mittlerweile würde allerdings niemand mehr, gleich in welcher Region Deutschlands, die Arbeit von Frauen so unterschätzen. Denn willensstarke Frauen wie Marianne Atzeroth-Freier haben gezeigt, dass eine Frau ihren Kollegen in nichts nachsteht.


Darstellerin von Marianne Atzeroth-Freier in „Die Unsichtbaren“. Foto: ©2023Rejell NeueBioskopTelevision

Leider war das Fools Kino im Angesicht dieses spannenden Filmes und der interessanten Diskussion wenig besucht, möglicherweise auch aufgrund der zeitgleichen Demonstration auf dem Holzkirchner Marktplatz. Es ist zu hoffen, dass beim nächsten Projekt mit dem FoolsKINO, einem erneuten Filmmatinee am 07. April, mehr Besucher kommen, um die Dokumentation „Anima – Die Kleider meines Vaters“ zu erleben.

Anima – Die Kleider meines Vaters am 7. April um 11 Uhr im FoolsKINO Holzkirchen

Zum Weiterlesen: Bigger Than Us – für eine bessere Zukunft

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