Die Premiere der „15 Minuten Kulturmomente“ war erfolgreich. Foto: Selina Benda

Kultur im Bunten Haus Miesbach

Wie kann Kultur in den Alltag der Menschen integriert werden, um sie dafür zu begeistern und diese dadurch leichter erlebbar zu machen? Eine Lösung für diese Frage hat das Bunte Haus der evangelischen Kirchengemeinde in Miesbach für sich gefunden. Organistin Andrea Wehrmann hat dort die „15 Minuten Kulturmomente“ initiiert, welche am vergangenen Donnerstag ihre Premiere feierten.

Es ist ein wolkenbehangener Donnerstag in der Kreisstadt, stetig finden ein paar zarte Schneeflocken ihren Weg vom Himmel herunter und die meisten Menschen huschen in ihre Jacken und Mützen eingepackt schnell durch die Straßen Miesbachs, lediglich auf dem Grünen Markt sind ein paar mehr Menschen unterwegs.

Schnell von einem Ort zum anderen kommen, den Einkauf erledigen und dann wieder nach Hause. Wer noch ein bisschen Zeit zwischen Hier und Dort hat, der sollte sich zukünftig am ersten Donnerstag im Monat immer um 10 Uhr auf jeden Fall noch ins Bunte Haus der evangelischen Kirchengemeinde begeben.

Ein neues Experiment

Dort hat Andrea Wehrmann eine neue Veranstaltungsreihe initiiert, die am vergangenen Donnerstag Premiere feierte – die „15 Minuten Kulturmomente“. Obwohl Premiere so nicht ganz richtig ist, denn die Idee dazu ist eigentlich schon in der Eröffnungswoche des Begegnungszentrums neben der Apostelkirche entstanden.

Andrea Wehrmann und Thomas Heptner gestalteten den Kulturmoment musikalisch. Foto: SB

„Damals fanden jeden Tag Kulturmomente statt“, erzählt die Musikerin. Angenommen wurde das Angebot jedoch nur mäßig, war das Bunte Haus damals selbst noch ein Neuling in Miesbach. Doch die Idee ließ die Organistin und Chorleiterin nicht mehr los und so fasste sie im neuen Jahr den Beschluss, den kleinen Kulturmomenten noch einmal eine Chance zu geben. „Es ist ein Experiment“, sagt sie.

Oboe, Englisch Horn und Klavier in Harmonie

Zusammen mit Thomas Heptner gestaltete Andrea Wehrmann das erste Konzert im großen Saal. Die Sitzplätze waren schnell voll besetzt, ein paar Stühle wurden noch dazugestellt. Der Oboist aus Fischbachau und die Miesbacherin am Klavier spielten fünf Stücke verschiedenster Komponisten und der Musiker gab noch ein paar musikgeschichtliche Fakten zum Besten. Zu Beginn erklang Charles Köchlins synfonischer Satz „Aus der Ferne“, gefolgt von der alten schottischen Nationalhymne „Skye boat“ von Robert Louis Stevenson, welche auch Titelmelodie der bekannten Serie „Outlander“ ist.

Thomas Heptner spielte auf der Oboe und dem Englisch Horn. Foto: SB

Das Publikum durfte sich noch über Stücke von Erik Satie und Felix Mendelssohn Bartholdy freuen sowie über eine Improvisation von Thomas Heptner auf dem Englisch Horn, welches der Musiker im Wechsel mit der Oboe spielte. „Das ist so ein besonderes Instrument, das man viel zu selten hört“, schwärmt Andrea Wehrmann. Sie habe sich deshalb besonders gefreut, dass der Fischbachauer ihrer Einladung gefolgt war, die ersten Kulturmomente im Bunten Haus zu gestalten.

Ein achtsamer Kulturmoment

Dass beide Musiker ihr Instrument perfekt beherrschen steht außer Frage und so durfte das Publikum sich an einem kleinen Konzert der Extraklasse erfreuen. Sichtlich genossen die Zuhörer dies, einige schlossen die Augen, andere lauschten fasziniert den Klängen dieser harmonischen Kombination der Instrumente.

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Genau das sei es, was sie mit den Kulturmomenten erreichen möchte, erklärt die Musikerin: „Den Menschen einen achtsamen Moment der Kultur zum Abschalten vom Alltag bieten, um sie dann entspannter wieder in ihren Tag zu entlassen.“ Mit den knapp 20 Besuchern bei der Premiere sei sie schon sehr zufrieden. Bis Juni sind bereits weitere Kulturmomente geplant, bisher lediglich mit Musik. „Schön wären auch Lesungen oder kleine Kunstmomente“, sagt sie.

Das „Café Lila“ im Bunten Haus ist gut besucht. Foto: SB

Der Donnerstag als Kulturmomente-Tag ist dafür auch bestens gewählt, denn mittlerweile hat sich das Inklusions-Café „Café Lila“ etabliert und erfreut sich großer Beliebtheit bei den Marktbesuchern und Stammgästen. Zwischen Einkauf und Alltag sollte also zukünftig auf jeden Fall noch ein kurzer achtsamer Kulturmoment im Bunten Haus eingelegt werden, den man sich im Nachhinein mit Leckereien, gutem Kaffee, zauberhafter Bewirtung und netten Gesprächen im „Café Lila“ noch versüßen kann.