Gemeinsames Frausein

Gemeinsames Frausein

Karin Sommer und Annemarie Hagn (v.l.). Foto: MZ

Musikalische Lesung in Weyarn

Eine inspirierende Stunde schenkten Annemarie Hagn und Karin Sommer den Frauen im vollbesetzten Klostercafé mit ihrer musikalischen Lesung und Einladung zur Reflexion über gemeinsames Frausein.

Die Ausstellung „Frauenzimmer“ sollte mehr als eine Ausstellung sein. Drei Nanas, die die Grundlage der Aktion von Frauen für Frauen im Bürgergewölbe Weyarn bildetet, luden zu mehreren weiteren Veranstaltungen ein.

Gemeinsam Frausein
Die drei Nanas von Maria Stahlhofer, Lorita Bögel und Ulrike Lachermayr. Foto: MZ

Das Frauenfrühstück mit einer kulturellen Einlage fand großen Anklang und die Darbietung der beiden Künstlerinnen erhielt starken Applaus. Kein Wunder, denn mit Karin Sommer war eine Autorin zu Gast, die mit ihren tiefgründigen ebenso wie heiteren Texten zum Frausein überzeugt. Mit Annemarie Hagn hatte sie eine Lokalmatadorin an ihrer Seite, die stimmige Lieder zu den Textbeiträgen ausgesucht hatte.

Gemeinsam ist der Fokus

Wenn es Karin Sommer nicht erwähnt hätte, dass sie sich gerade erst zu dieser Veranstaltung kennengelernt haben, wäre man davon ausgegangen, dass das Duo eine lange gemeinsame Auftrittszeit hinter sich hat, so gut waren sie aufeinander eingestimmt.

„Gemeinsam“, das ist der Fokus der Texte von Karin Sommer. Sie wünsche sich, sagte sie im Vorgespräch, dass Frauen beginnen, sich gegenseitig zu unterstützen, dass sie zusammenarbeiten. Dieser Wunsch passe genau zu diesem Projekt „Frauenzimmer“, in dem neun Frauen gemeinsam etwas auf die Beine gestellt haben.

Gemeinsames Frausein
Karin Sommer im Vorgespräch. Foto: MZ

Damit unsere Welt bewohnbar bleibe, brauche es Frauen, die sich zusammentun, um das patriarchalische System abzulösen. Leider, so konstatiert die Heilpraktikerin für Psychotherapie, seien Frauen oft noch Einzelkämpferinnen und befänden sich im Konkurrenzdenken mit anderen Frauen und mit Männern. Sie plädiere dafür, dass Frauen mit ihrem komplexen Denken und gefühlsbetontem Wesen sich so annehmen, wie sie sind und sich gemeinsam orientieren.

Was ich früher gern gewusst hätte

Stimmungsvoll von Annemarie Hagn am Akkordeon eingeleitet, lud die Autorin, aus der Steiermark stammend und über Barcelona an den Tegernsee gekommen, zunächst die Zuhörerinnen zum Mitmachen ein. Angelehnt an die Aktion des ZEITmagazins durften sie schriftlich die Frage beantworten: „Was ich gern früher gewusst hätte.“


Annemarie Hagn. Foto: MZ

Ihre Lesung hatte Karin Sommer in drei Abschnitte des Frauenlebens aufgeteilt und startete mit der Kindheit. „Manchmal reichen unsere Ressourcen nicht aus und wir brauchen andere Menschen oder auch Gegenstände zur Unterstützung“, leitete sie die Geschichte ein, Sie handelt von Franziska, die donnerstags zum Geigenunterricht gehen muss und sich davor fürchtet.

Die Geige hilft

Weniger vor dem Unterricht als vor dem Lehrer. Sehr subtil versteht es die Autorin mit ihrer Beschreibung den Grund erahnen zu können. Nachdem Franziska die Schwester nicht überreden konnte mitzukommen, nimmt die Geige selbst die Sache in die Hand. „Sie hatte beschlossen, nie wieder zur Geigenstunde zu gehen.“


Karin Sommer in Konzentration auf den Text. Foto: MZ

Eine feine, in wenigen Worten auch heitere Geschichte über ein sehr bedrückendes Thema. Annemarie Hagn hatte passend dazu ein Lied mitgebracht, in dem sie, begleitet von der Gitarre, von der vergangenen Kinderzeit singt.

Bemühen bringt nur Mühe

Der zweite Teil der Lesung befasste sich mit dem Erwachsenwerden und Karin Sommer bekannte, dass sie froh sei, diese Zeit hinter sich zu haben. Sie las Gedichte, die vom Loslassen und Festhalten und natürlich von der Liebe erzählten, auch vom Ende einer Beziehung. „Sie haben sich sehr bemüht, stand auf dem Grabstein ihrer Beziehung“, hieß es da und als fazit sagte die Autorin: „Bemühen bringt nur Mühe.“

Annemarie Hagns Lied von Großmutters Kaffehaferl, auf dem steht „Ich bleib dir ewig treu“ passt dazu ganz großartig. Sie hat dazu eine Maske aufgesetzt und das Bild des Treulosen aufgestellt.


Annemarie Hagn mit der rosaroten Brille und dem Treulosen. Foto: MZ

Den Eintritt in die neue Welt des Alterns thematisierte Karin Sommer im dritten Teil ihrer Lesung. Eine wunderschön heitere und selbstironische Geschichte der Protagonistin, die entsetzt ist, als ihr in der Bahn ein Sitzplatz angeboten wird. Und die sich fragt: „Wer ist diese alte Frau?“ als sie nach einer erotischen Begegnung mit dem jungen Raffael im Bad in den Spiegel schaut.

Gemeinsames Frausein und Tiramisu

Wie kann man aus einer Welt, in der die Alten mit ihren Ideen und Erfahrungen nicht geschätzt werden, wieder zurückfinden, fragt sich die Protagonistin und findet die Antwort im gemeinsamen Frausein mit der Nachbarin – und in einer großen Portion Tiramisu.

Von Liebe und Lust sowie dem Traum von Männerkörpern erzählt das letzte Lied von Annemarie Hagn und die gelungene Stunde geht mit großer Heiterkeit und dankbarem Applaus für die beiden Künstlerinnen zuende.

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