Bauer braucht Frau
Besprechen hier nicht nur Herzensangelegenheiten (v.l.): Andreas Kern, Florian Bauer und Nicola Pendelin. Foto: VC
Theater in Rottach-Egern
Am Ende wird alles gut. Inwieweit das auch auf die derzeit eher unbefriedigende Situation des Tegernseer Volkstheaters, ihre Stammspielstätte betreffend, zutrifft, bleibt abzuwarten. Fest steht: „Kilian räumt auf“ ist noch zweimal im Seeforum in Rottach Egern zu sehen.
Immer Dramen mit den Damen. Ein Intriganten-Stadl und viel Männerfreundschaft. Und am Ende, ja, ist die Liebe dann doch stärker als alle Häme und Hetze. So etwa die Eckdaten des Stückes „Kilian räumt auf“, ein Lustspiel in drei Akten, geschrieben von dem 1968 in Stockdorf verstorbenen Schauspieler und Autor Maximilian Vitus. Motto: Bauer braucht Frau.
Ausweichspielstätte Seeforum
Es geht selbstredend und genretypisch um Irrungen und Wirrungen, von denen das traditionsreiche Tegernseer Volkstheater unter der Leitung von Andreas Kern in letzter Zeit ja selbst genug erlebt hat: Aufgrund von Brandschutzmängeln wurde die Stammspielstätte des Ensembles, der Ludwig Thoma Saal in Tegernsee, zwischenzeitlich gesperrt – was den Spielplan erstmal komplett über den Haufen geworfen hat. „Da wird einem plötzlich die Lebensgrundlage unter den Füßen weggezogen“, sagt Christina Kern vor der „Kilian“-Vorstellung.
Da waren noch Plätze frei: Publikum im Seeforum. Foto: VC
An diesem Ostersamstag spielte die Truppe im Seeforum, Rottach-Egern, nun vor halbvollem Saal, was möglicherweise auch daran lag, dass das Stück bereits immer wieder mal aufgeführt wurde. Solange die Raumfrage indes noch nicht geklärt ist, „will ich meinen Leuten nicht zumuten, neues Material einzustudieren“, betont Andreas Kern nach dem Schlussapplaus. Gleichwohl: In Tegernsee wolle man unbedingt bleiben. Und es muss ja weitergehen: Für den 20. April sowie am 11. Mai stehen noch zwei Aufführungen von „Kilian räumt auf“ im Seeforum auf dem Veranstaltungsplan, nicht unbedingt ein Ort heimeliger Theateratmosphäre, dafür aber recht zweckmäßig.
Frauen machen halt Unruhe
Zweckmäßig wie turbulent geht es auch im „Kilian“ zu. Der Inhalt: Bauer Markus (angenehm herrisch: Andreas Kern) sorgt auf seinem Hof mit strengem Regiment für Ordnung und Reinlichkeit. Trotz der schönen Augen, die ihm sein weibliches Personal mitunter macht, hat bisher noch keine Frau sein Herz erobert. Ihm treu zur Seite steht Kilian (famos: Florian Bauer), sein Knecht, mit dem ihn eine besondere Freundschaft verbindet. Als während der Erntezeit eine zusätzliche Magd eingestellt wird, kommt es allerdings zu einiger Unruhe am Hof, da sich anscheinend Kilian und Markus für die hübsche Christl (vorübergehend verzagt: Nicola Pendelin) interessieren. Von den Eifersüchteleien der Magd Vroni (subtil: Christina Kern) und der Haushälterin Lena (erfrischend nassforsch: Barbara Kutzer) ganz zu schweigen…
Kilian schäkert. Oder doch nicht? Florian Bauer und Nicola Pendelin. Foto: VC
Feine Nuancen im vorgeblich Poltrigen
Mutet der Stoff doch eher banal an, die Umsetzung bereitet viel Freude. Wortwitziges („Hatte schon Angst, dass er sich umbringt oder aufhängt!“, „Hast du mir sonst noch was zu verschweigen?“) trifft auf viel Liebe zum Detail, was bereits mit dem Kuhglocken-Sound als Pausenschluss-Gong anfängt. Feine Nuancen im vorgeblich Poltrigen: So unterstreicht etwa die Kleidung (grüne Weste der eine, rote Weste der andere) das besondere Verhältnis zwischen Markus und Kilian. Hinzu kommt eine gute Portion Rollenklischee („Wenn sie jetzt nicht lauscht, ist sie nicht weiblichen Geschlechts!“), das immer funktioniert.
Schmieden Intrigen schon beim Frühstück (v.l.): Christina Kern, Nikolas Kollmannsberger und Barbara Kutzer. Foto: VC
Nikolas Kollmannsberger spielt den leicht trotteligen Knecht Urban – keine große, aber nicht unwichtige Rolle: Er ist für das Figrurengefüge das, was etwa Doc Watson für Sherlock Holmes ist. Geschliffene Dialoge und wechselnde Allianzen, sprichwörtliche Bauernschläue, das Ganze getragen von Schauspielern, welche die große Geste nicht scheuen, dabei aber immer herzlich bleiben. Das sorgt für jede Menge Szenen-Applaus. Kurz: Lohnt sich.
Zum Weiterlesen: Lichter aus im Ludwig-Thoma-Saal