Fünf ARD-Preisträger
Johanna Schubert, Takehiro Konoe, Vilmos Mohácsi. Foto: Marcus Vitolo
Konzert in Tegernsee
Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass: aus diesen Kategorien des prestigeträchtigen 72. Internationalen Musikwettbewerbs der ARD spielten auf ihrer Tournee mit dem Bayerischen Rundfunk fünf Semi-Finalisten und Finalisten in der Konzertreihe “Podium für junge Solisten“ im Tegernseer Barocksaal.
Vom „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.“ nach Tegernsee eingeladen, präsentierten ihr ausgezeichnetes Können der Kontrabassist Vilmos Mohácsci, Semifinalist, unter den besten sechs im Fach Kontrabass, der Bratschist Takehiro Konoe, Gewinner des dritten Platzes, und das Ensemble Trio Amelio mit der Geigerin Johanna Schubert, der Cellistin Merle Geißler und dem Pianisten Philipp Kirchner, gemeinsam Gewinnende des zweiten Platzes.
Englische Renaissance
Im strengen Kontrapunkt der englischen Renaissance führten Johanna Schubert, Takehiro Konoe und Vilmos Mohácsi in das Elisabethanische Zeitalter und eröffneten den Abend mit den Klängen eines Gambenconsort, heute Violine, Viola und Kontrabass, aus dreier erhaben, einfühlsam und detailliert gespielten Fantasien des Komponisten und Organisten Orlando Gibbons.
Aufwühlendes 20. Jahrhundert
Einen belebenden Sprung in das kalte Wasser erlebten die Zuhörer nach dem getragenen Renaissance-Sound mit dem Meisterstück von Rebecca Clarke, dem Klaviertrio von 1921. Aus der Ehe einer Münchnerin und eines Amerikaners in England geboren, entwickelte sich Rebecca Clarke zur Komponistin und Bratschistin, und zwar bis zur ersten Liga, als Kammermusikpartnerin von Pianisten wie Rubinstein, Geiger wie Heifetz, Cellisten wie Casals.
Das Amelio Trio transportierte mit Ausdruckskraft, ausgelassenem Elan und inbrünstiger Hingabe die gewagten Dissonanzen und die aufschreckenden Sturm-Effekte dieser aus impressionistischen, modernen und volksliedhaften Klängen, mit Witz und Shock, eigenständiger Ideen und kompositorischer Freude entstandener Musik.
Romantisches Kleinod
Takehiro Konoe, Philipp Kirchner. Foto: Marcus Vitolo
Takehiro Konoe, Viola und Philipp Kirchner, Klavier, widmeten sich entrückt und aufregend jeweils dem Adagio und Allegro op.70 in As-Dur von Robert Schumann. Schon zur Entstehungszeit 1849 mit alternativen Partner-Besetzungen zum Klavier vom Komponisten vorausschauend geplant, war die erste Fassung für modernes F-Horn gedacht. Melancholisch samt-dunkel im Adagio, quirlig brillant im Allegro machten die beiden jungen Musiker ein Kleinod von Wärme und Virtuosität daraus.
Das Publikum summt mit
Alle fünf Preisträger gestalteten ein “Forellenquintett“ von seltener, lichter und heiterer Leuchtkraft. Ihre spielfrohe, sinnliche und beseelte Interpretation verscheuchte im Allegro Vivace Schuberts grundlegende Melancholie, welche im seufzenden Andante in den Farben der Dämmerung wieder aufleuchtete. Meisterhaft nahmen sie die rhythmischen Gegensätze zwischen dem energiegeladenen gespielten Scherzo und dem sanft wiegend geführten Trio-Teil an.
Johanna Schubert, Philipp Kirchner, Takehiro Konoe, Merle Geißler, Vilmos Mohácsi. Foto: Marcus Vitolo
Das namensgebende Lied „Die Forelle“ erscheint nun mit 6 Variationen und das freudig raunende Publikum stieg leise summend in die erste Strophe auf den Text des gesellschaftskritischen Schriftstellers und Musikers Christian Schubart mit ein. Den Reigen der Instrumente durchlaufend, erlebt die froh tänzelnde Melodie Veränderungen in Emotion, Rhythmus und Stimmung, dramatisch polternd im Moll der vierten Variation, schluchzend in der folgenden und schwungvoll-versöhnlich im abschließenden Dur. Im Finalsatz zeigten das Amelio Trio mit Takehiro Konohe und Vilmos Mohásci ihre erlesenen Fähigkeiten aus Schuberts beschwingten „Kehraus“ Kunstfertigkeit und Unterhaltsamkeit zu vereinen.
Musikalische Parodie
Dem „Nachtrag zu Schuberts Forellenquintett“ des Gautinger Johannes Schachtner entlockten die fünf Musiker mit Witz und Virtuosität die komisch-verzerrenden Parodie-Merkmale.
Brillante Zugabe
Johanna Schubert, Philipp Kirchner, Takehiro Konoe, Merle Geißler, Vilmos Mohácsi. Foto: Marcus Vitolo
Johann Nepomuk Hummels Finalsatz aus dem Grand Quintet op.87 in es-Moll nach dem überwältigenden Applaus krönte rasant die Spitzenleistung der jungen Musiker.
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