Premiere beim Konzert unter Freunden
Nils Mönkemeyer. Foto: Irène Zandel
Konzert in Gmund
Am 10. Juli erwartet das Publikum in der Tenne von Gut Kaltenbrunn ein Abend mit Klavierquartetten. Dabei musizieren vier Solisten der Extraklasse miteinander und Bratschist Nils Mönkemeyer erzählt im Interview die Hintergründe.
Das Internationale Musikfest am Tegernsee sei die einmalige Gelegenheit, in diesem Projekt zusammen zu spielen, sagt Nils Mönkemeyer, den ich kurz vor seinem Termin mit seinen Studierenden erwische. Der Professor an der Hochschule für Musik und Theater München freut sich auf das Konzert. „Ich bin zum fünften Mal am Tegernsee und dort herrscht immer eine besondere Atmosphäre“, sagt er.
Mit dieser Besetzung gemeinsam mit Carolin Widman (Violine), Julian Steckel (Cello) und William Youn (Klavier) werde es eine Premiere geben. Zwar habe er schon mit allen einzeln musiziert, aber jetzt werde es erstmals „eine wunderbare Unterhaltung unter Freunden“.
Carolin Widman. Foto: Lennard Ruehle
Nils Mönkemeyer ist Exklusiv-Künstler bei Sony Classical und brachte in den letzten Jahren zahlreiche Alben heraus, die von der Presse hoch gelobt und mit Preisen ausgezeichnet wurden. In die Bratsche habe er sich schon früh verliebt, sagt er. „Für mich ist der Klang der Bratsche die Verlängerung der menschlichen Stimme.“
Wenn sich zwei Menschen unterhielten, so wie wir das gerade tun, erklärt der Musiker, dann decke die Bratsche das mittlere Register zwischen der weiblichen und männlichen Stimme ab und sei sehr nahe der Sprechstimme.
Julian Steckel. Foto: Marco Borggreve
Nachdem die Bratsche längere Zeit wenig in der Literatur Beachtung fand, genieße sie heute wieder Aufmerksamkeit, informiert Nils Mönkemeyer. „Man muss ein Schatzgräber sein“, meint er, es gebe mehr als man kenne und es lohne sich auch, Unbekanntes auszugraben. Er befasse sich auch gern mit Kompositionen von heute.
Das Adagio e Rondo Concertante D 487 von Franz Schubert, das das Konzert am 10. Juli eröffnet, sei ein Tribut an den Pianisten William Youn, der als feinsinniger Musiker und Schubert-Interpret bekannt sei. „Er hat einen seelenvollen Anschlag“, sagt der Bratschsit und er habe schon wiederholt mit ihm im Duo gespielt.
William Youn. Foto: Irene Zandel
Mit dem Klavierquartett h-Moll von Guillaume Lekeu präsentiere man eine echte Neuentdeckung, sagt Nils Mönkemeyer. Das Stück werde nie im Konzert gespielt und es gebe deshalb beim Musikfest am Tegernsee eine echte Premiere. „Wir haben es dafür gelernt, es wird die erste Aufnahme sein.“
Der französische Komponist sei eine rätselhafte Figur. Der unglaublich begabte Musiker sei nur 24 Jahre alt geworden, habe aber 50 Stücke komponiert und er frage sich, was er alles noch der Nachwelt hätte hinterlassen können, wenn er nicht so früh gestorben wäre. „Das Stück ist rauschhaft, wie eine große Sinfonie“, betont er. Das Quintett blieb unvollendet, aber es seien nur acht Takte, die von dem französischen Komponisten Vincent d’Indy ergänzt wurden.
Mitreißendes Finale
Mit einer volkstümlichen Musik schließt das Konzert unter Freunden. Johannes Brahms debütierte in Wien als Komponist und Pianist mit seinem Klavierquartett g-Moll op. 25. Das Stück sei sehr beliebt, meint Nils Mönkemeyer, denn es beinhalte ungarisch inspirierte Volksmusik und habe Ähnlichkeit mit den berühmten ungarischen Tänzen. „Das Finale ist mitreißend“, sagt der Bratschist.
Nils Mönkemeyer ist nicht nur ein Ausnahmemusiker und gibt sein Wissen als Lehrender weiter, er will auch mit Musik Brücken bauen und sie denjenigen zugänglich machen, die im Leben benachteiligt sind. Dafür hat Nils Mönkemeyer zusammen mit der Caritas Bonn im Jahr 2016 das Kammermusikfestival «Klassik für Alle» ins Leben gerufen.
Festival schafft Gemeinsamkeit
„Dabei laden wir Konzertbesucher ein, ein zweites Ticket für Bedürftige zu kaufen, für Menschen, die abseits in der Gesellschaft stehen“, erklärt er das Konzept. Er gehe auch in soziale Einrichtungen und freue sich, wenn er Freude machen könne. „Im Konzertsaal sind alle Unterschiede unwichtig“, konstatiert er.
Deshalb finde er auch das Musikfest am Tegernsee toll, „weil wir hier ein gemeinsames Festival feiern, das Gemeinsamkeit schafft und Brücken baut.“
Zum Weiterlesen: Wagner und Liszt im Disput beim Musikfest am Tegernsee