PerspekTiefe von Birgit und Jens Neiser

Blick in die Ausstellungsräume. Foto: Birgit Neiser

Ausstellung in Murnau

Zum ersten Mal stellt das Künstlerehepaar Birgit und Jens Neiser gemeinsam aus. Auf Einladung der Kunststiftung Blaues Land Petra Benteler in Murnau widmen sie sich dem Thema PerspekTiefe mit Fotografie und Installationen.

Das Ziel der Kunststiftung in der Wirkungsstätte des Blauen Reiters ist die Förderung zeitgenössischer Kunst, insbesondere der Fotografie. Petra Benteler hatte in den USA eine Fotogalerie und war Sammlerin zeitgenössischer Fotografie. Seit 2015 ist es das Anliegen der Stiftung, „besonderen künstlerischen Positionen ein Forum zu geben, neue Perspektiven auf grundlegende Fragen zu eröffnen und damit einen kulturellen Beitrag zu einer offenen, vielfältigen und innovativen Gesellschaft zu leisten“, wie es auf der Webseite heißt.


Birgit Neiser: Landschaften. Foto: Birgit Neiser

In drei großen Räumen zeigen jetzt Birgit und Jens Neiser ihre neuen Arbeiten noch bis zum 22. Juni. „Die Idee war, dass das Auge etwas zum Festhalten braucht“, erklärt Birgit Neiser, deshalb entschied man sich, zur Fotografie die Stahlskulpturen hinzuzugesellen. Und beide Künstler verfolgen mit ihren Arbeiten das Thema PerspekTiefe.

PerspekTiefe
Blick in Raum 1. Foto: Birgit Neiser

„Ich wollte aus meiner 2D-Perspektive zur 3D-perspektive kommen“, erklärt die Fotografin Birgit Neiser aus Reitham. Dazu verwendete sie neue Techniken. Im ersten Raum finden sich hochformatige Bilder von Pflanzen, die sie auf drei Lagen unterschiedlichen Stoffes druckte. Ganz oben Organza, dann Seide und zum Schluss Baumwollsatin. Je nachdem aus welcher Perspektive man schaut, verwischen sich die Strukturen und die Transparenz. Kommt noch ein Windhauch hinzu, entsteht ganz real die Dreidimensionalität. Damit die Stoffe auch wirklich leicht fliegen können, wurden sie handrolliert. „Diese aufwendige Technik ist selten geworden, aber ich habe jemanden gefunden, der es noch macht“, freut sich die Fotokünstlerin.

PerspekTiefe
Blick in Raum 2. Foto: Birgit Neiser

Im zweiten Raum zeigt Birgit Neiser Landschaften aus verschiedenen Regionen der Erde, aus Oman, Bolivien, Myanmar und anderen. Um ihr Anliegen der verschiedenen Perspektiven auch hier umzusetzen, arbeitet sie zum Teil mit Drohnen, womit der Betrachtende von oben hinab in die Tiefe schaut. Auch Wasserfälle und Gletscher hat sie fotografiert und darüber hinaus zerstörte Landschaften. Perspektivwechsel also von der Schönheit der Natur hin zu den Marmorbrüchen in Carrara oder den abgetragenen Bergen in Myanmar.

PerspekTiefe
Blick in Raum 3. Foto: Birgit Neiser

Die bekannte Technik Polaroid-Emulsionstransfer erweiterte Birgit Neiser mit einer eigenen Idee. Sie verwendet als Untergrund Blattgold. In reiner Handarbeit schichtet sie darauf die Emulsion eines Polaroidfotos, von dem sie vorher die Plastikschichten im Wasserbad ablöst. „Die hauchdünne gallertartige Emulsion trage ich dann auf das Blattgold auf“, erklärt sie.

Die dabei entstandenen kleinen quadratischen Bilder sind im dritten Raum zu sehen. Als Motive hat sie sowohl Pflanzen als auch religiöse Motive aus Myanmar verwendet, denn „die Idee entstand dort in den buddhistischen Tempeln“.


Jens Neiser: „Catcher“ und „Tension“ (vorn). Foto: Birgit Neiser

In allen drei Räumen werden die Fotografien durch die Stahlskulpturen von Jens Neiser ergänzt. Der Künstler lernte seine Technik an der National Art School in Sidney, wo das Ehepaar Neiser seinen Zweitwohnsitz hat. Sein Motto ist: „Viele Künstler wollen Kunst machen und es kommt Schrott heraus. Ich fange mit Schrott an und wenn es gut geht, kommt Kunst dabei heraus.“

Kunst vom Schrottplatz

Die Materialien für seine Skulpturen findet Jens Neiser auf Schrottplätzen oder Flohmärkten. Dann, so erzählt Birgit Neiser, lasse er sich von seinen Fundstücken inspirieren und schaue was zusammenpasst. „Er hat ein sehr gutes Vorstellungsvermögen“, sagt sie und wenn er seine Skulptur vor sich sehe, schweiße er sie dann in seiner Werkstatt in Thalmühl zusammen.


Jens Neiser: „Connection“. Foto: Birgit Neiser

Die Arbeiten sind zwar abstrakte Skulpturen, aber sie inspieren den Betrachtenden zu eigenen Assoziationen. Diese weichen auch vom Titel der Arbeit ab, so sehe ich eine Tänzerin in der Arbeit „Connection“. Bei der Arbeit „Big Step“ indes hatte auch ich die Idee des Schreitenden.

Einige der Arbeiten haben bewegliche Teile oder lassen sich verändern. Hier geschieht der Perspektivwechsel einerseits durch die Dreidimensionalität, die man sich beim Herumgehen erschließt oder durch die Veränderung der Skulptur selbst.


Jens Neiser: „Big Step“. Foto: Birgit Neiser

Die Ausstellung von Birgit und Jens Neiser „PerspekTiefe“ ist noch bis zum 22. Juni freitags 14-18 Uhr und samstags 11-16 Uhr in der Kunststiftung im Blauen Land Petra Benteler Neu-Egling 3 in Murnau zu sehen.

Zum Weiterlesen: Das Licht einfangen

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