20 Jahre KulturVision

20 Jahre KulturVision! Ein Jubiläumsfest der etwas anderen Art

Die Säulen von KulturVision, v.l. Selina Benda, Petra Kurbjuhn, Becky Köhl, Isabella Krobisch, Ines Wagner, Monika Ziegler, Moderator Alexander Blumtritt. Nicht auf dem Bild: Monika Heppt, Bernhard Hofmann. Foto: Stefan Schweihofer.

Jubiläumsfeier und Ausstellung in Miesbach

Jubiläumsfeiern sind oft von langatmigen Reden mit einem Schuss Selbstbeweihräucherung geprägt. Ganz anders feierte dagegen KulturVision e.V. seinen 20-jährigen Geburtstag: Ohne Ansprachen, dafür mit einem spritzigen Kulturprogramm und etwa 250 bestens gelaunten Gästen. Sie durften einen Abend genießen, der alle heiter und beseelt zurückließ. Mit hochklassigen Beiträgen und reichlich Selbstironie. Typisch KulturVision halt.

Als vor 20 Jahren Monika Ziegler, Isabella Krobisch und Petra Kurbjuhn (jetzt Fotoredakteurin) KulturVision ins Leben riefen, konnte man noch nicht ahnen, welche Wucht und welche Wirkung – auch nach außen – diese Verbindung einmal haben würde. Dies geht zum allergrößten Teil auf das Konto von Monika Ziegler, die mit ihrer Kompetenz, ihrem Enthusiasmus und ihrer Fähigkeit, Strukturen und Menschen zu vernetzen und zu motivieren, einen Kulturkosmos geschaffen hat, der seinesgleichen sucht und noch lange nicht mit seinem Latein am Ende zu sein scheint.


Installation von Lisa Mayerhofer. Foto: Petra Kurbjuhn

Freilich stehen ihr mit Becky Köhl (2. Vorsitzende), Selina Benda (Schriftführerin) und Bernhard Hofmann (Schatzmeister) motivierte und qualifizierte Vorstandskollegen sowie eine Gruppe kompetenter Autoren und viele andere Mitarbeiter zur Seite – auch hinter den Kulissen.

Das Festprogramm: knackig, hochklassig, bezaubernd

Prominenz war zwar anwesend, an der Spitze Landrat Olaf von Löwis und Miesbachs Erster Bürgermeister Georg Braunmiller mit Gattinnen plus jede Menge Kulturprominenz aus dem Landkreis, jedoch unterschied sich dieses Jubiläumsfest im Saal und anschließend im Foyer Ost des Miesbacher Waitzinger Kellers in vielerlei wohltuender Hinsicht von anderen Jubiläen:

20 Jahre KulturVision
Blick ins Publikum. Foto: Stefan Schweihofer

Zum einen wurde vollständig auf Ansprachen verzichtet. Inhalte und handelnde Personen wurden geschickt so ganz nebenbei ins Programm verpackt, das von Alexander Blumtritt von Radio Alpenwelle professionell und angenehm zurückhaltend moderiert wurde.

Zum „Burner“ wurde schnell Florian Schwartz, Impromusiker von Gottes Gnaden. Er ließ sich aus dem Publikum Musikgenres zurufen, notierte sie und ließ dann die Zettel aus einem Hut ziehen. Ob Hiphop, Oper, Country, Metal oder Blues – sofort hatte er ein perfekt passendes Lied parat, dessen Text sich sogar inhaltlich zum zuvor Gesagten oder Gespielten bezog. Der begeisterte Beifall konnte nur ansatzweise die Bewunderung für den Musiker widerspiegeln, der nicht nur eine grandiose Stimme hat, sondern auch auf dem Klavier zu Hause ist.

20 Jahre KulturVision
Genialer Impromusiker: Florian Schwartz. Foto: Petra Kurbjuhn

Quasi als roter Faden des Abends zogen sich diverse kurze Auftritte von Judith Heimerl, die telefonierend als Monika Ziegler kleine Facetten der Persönlichkeit der „Kulturchefin“ komödiantisch herausarbeitete – hinreißend gespielt.


Judith Heimerl als Monika Ziegler, immer busy! Foto: Petra Kurbjuhn

„Erst die Katze füttern oder den Online-Beitrag freischalten?“ oder „Fotos aus dem Internet holen geht gar nicht!“ oder „Ich brauch‘ noch jemand für das Schlierseer Bauerntheater, einen, der diesen Dialekt versteht!“

Köstlich auch die Filme, die Ingrid Huber, Regisseurin und Ex-Chefin des Holzkirchner Kulturhauses, konzipierte und zusammen mit Alexander Harlander (Kamera und Schnitt) realisierte: In der „Redaktionskonferenz“ mit Monika Ziegler (Cathrin Paul), Ines Wagner (Verena Hitzelsperger), Becky Köhl (Theresia Benda-Pelzer) und Petra Kurbjuhn (Judith Heimerl) wird leidenschaftlich und eitel um Kommata, Bindestriche, Zeilennummern und darüber gefeilscht, ob nun das Bild von Zacharova, Klee oder doch die Skulptur von Milazzo abgebildet werden soll.


Cathrin Paul und Judith Heimerl in der „Redaktionskonferenz“. Foto: Petra Kurbjuhn

Bekanntlich denkt Monika Ziegler ja ans Aufhören – leider! Ein weiterer Film-Sketch behandelt – ebenso köstlich und vom Publikum geradezu umjubelt – die „Bewerbungsprozedur“ für die Nachfolge, bei der drei total unterschiedliche Damen (Theresia Benda-Pelzer, Judith Heimerl und Verena Hitzelsperger) eng zusammen auf einer Couch sitzend zuerst sehr selbstbewusst, dann aber – immer unsicherer werdend, ob das wirklich das Richtige für sie ist – eine nach der anderen den Raum verlässt, weil der Mut das Gleiche mit ihnen tut.


Theresia Benda-Pelzer, Judith Haimerl und Verena Hitzelsperger beim „Bewerbungsgespräch“. Foto: Petra Kurbjuhn

Kein Wunder, erklärt doch Monika in atemberaubendem Tempo das, was selbstverständlich erwartet wird: Redaktionsleitung des Print-Mediums „KulturBegegnungen“, Redaktionsleitung online 365 Mal im Jahr, „anders wachsen“, Spurwechsel, Kulturstammtisch, Jugendprojekte, Website, vieles andere mehr und schließlich: das liebe Geld beziehungsweise dessen Beschaffung!

Immer ein heißes Thema: das liebe Geld

Auch dazu gab es einen Sketch, diesmal live gespielt. Theresia Benda-Pelzer sprach als Becky Köhl bei Herrn Stanglmaier (Michael Pelzer), einem Beamten bei der Beratungsstelle für Förderprogramme (hier Landratsamt) vor, um die fragile finanzielle Ausstattung von KulturVision wenigstens etwas zu stärken.


Theresia Benda-Pelzer und Michael Pelzer. Foto: Petra Kurbjuhn

Von Crowdfunding über europäische Leaderprojekte landete man schließlich beim Landkreis, woraufhin Stanglmaier einen Lachanfall bekam, schließlich aber eine zündende Idee hatte: Mitgliederwerbung, das ist es! Und tatsächlich drückte er Landrat Olaf von Löwis einen Stapel Aufnahmeanträge in die Hand, die dieser brav im Publikum verteilte.


Der Landrat darf die Anträge austeilen.. Foto: Petra Kurbjuhn

Ein besonderes Projekt: die Kulturbrücke Fratres

Monika Ziegler war es ein besonderes Anliegen, die Zusammenarbeit mit der Kulturbrücke Fratres im österreichischen Waldviertel herauszuheben, die seit 15 Jahren besteht und die Kultur im ländlichen Bereich hochhält und sich auch in gesellschaftlichen Themen austauscht. „Wir exportieren Kultur aus dem Landkreis Miesbach“ und „Es ist für mich eine Ehre, dass wir da mitspielen dürfen“, erklärt sie. In diesem Jahr bestreitet Schriftsteller Peter Becher einen Literaturtag zum Thema „Böhmische Persönlichkeiten“, der von Florian Burgmayr musikalisch begleitet wird. Früher einmal mit dabei: Oscar-Preisträger Michael Haneke beim Thementag „Liebe“.

20 Jahre KulturVision
Monika Ziegler mit Moderator Alexander Blumtritt. Foto: Petra Kurbjuhn

Fotoausstellung: 20 Jahre KulturVision – Kulturbegegnungen

So entwickelte sich Im Verlauf der 20 Jahre eine Vielzahl von Kontakten, Begegnungen und gemeinsamen Projekten mit Kulturschaffenden und Wissenschaftlern von hoher Strahlkraft, die von den Fotografen Denis Bald, Isabella Krobisch, Petra Kurbjuhn und Hannes Reisinger porträtiert wurden und als Fotos im Foyer gezeigt werden. Ohne Wertung und ohne Anspruch auf Vollständigkeit seien hier exemplarisch erwähnt: Alois Glück, Konstantin Wecker, Harald Lesch, Meinhard Miegel, Stefan Scheider, Georg Schweisfurth. Interviews gab es mit Axel Hacke und Felix Mitterer, Bodo Kirchhoff und Andreas Kuhnlein. Ein Zeitstrahl zur Entwicklung von KulturVision sowie ein Monitor, der interessante Einblicke ins Vereinsgeschehen gibt, ergänzt die wertvolle Präsentation, die von Lisa Mayerhofer erstellt wurde.


Blick in die Ausstellung. Foto: Petra Kurbjuhn

Und so geriet der Festabend „20 Jahre KulturVision“ zu einem ebenso informativen wie auf hohem Niveau unterhaltsamen und spritzigen Erlebnis. 65 Minuten knackig-dichtes und zu keiner Zeit langweiliges Programm, dem zwei Stunden angeregte Gespräche unter den zahlreichen bestens gelaunten Gästen folgten.

Als einziges Haar in der Suppe könnte man lediglich finden, wenn man unbedingt eins finden will: Wie werden dann wohl die weiteren Jubiläen aussehen, wenn die Messlatte bereits jetzt so hoch gelegt wurde? Zugegeben: ein Luxusproblem.

Die Ausstellung ist noch bis 26. Juli zu den Öffnungszeiten des Kulturzentrums Waitzinger Keller zu sehen: Montag bis Freitag 9 – 13 Uhr, Donnerstag 14 – 16 Uhr und bei Saalveranstaltungen.

Zum Weiterlesen: KulturVision wird erwachsen

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