bella figura – Menschenbilder von Herbert Klee
Banner vor der Kunsthalle Pfaffenhofen. Foto: Günther Lautenbacher
Kunstausstellung in Pfaffenhofen/Ilm
Herbert Klee ist wieder in seinem Geburtsort Pfaffenhofen/Ilm präsent – das auffällige Banner an markanten Stellen in der Kreisstadt weist auf die große Retrospektive des Malers, Holzschneiders und Karikaturisten in der dortigen Kunsthalle hin. Sie ist bis zum 21. Juli zu sehen.
Dem rührigen Neuen Pfaffenhofener Kunstverein um Pit Riegler und Maria Tischner ist es zu verdanken, dass nicht einmal ein halbes Jahr nach dem Tod von Herbert Klee Teile seines vielseitigen künstlerischen Werks öffentlich zu sehen sind. Als Kurator für die Ausstellung konnte der Leipziger Künstler Christoph Ruckhäberle gewonnen werden. Ruckhäberle, ebenfalls in Pfaffenhofen aufgewachsen, ist nicht nur Mitgründer des Neuen Pfaffenhofener Kunstvereins und selbst ein international erfolgreicher Künstler, sondern auch ein enger Freund der Familie Klee.
Vorbereitungen für die Ausstellung. Foto: Günther Lautenbacher
Zwei Tage lang hat Ruckhäberle das gesamte Bilderlager und alle Zeichenschränke von Herbert Klee durchgesehen, viel Bekanntes dabei (wieder)entdeckt und für die große Schau zusammengestellt. Ihm ging es darum, die große Vielseitigkeit des Werks, Entwicklungslinien und Phasen zu zeigen, ohne in Beliebigkeit zu verfallen. So habe Klee immer wieder neue Themen und Techniken ins Zentrum seines Schaffens gestellt und diese auf die Spitze getrieben. Seinen künstlerischen Ansprüchen sei er ein Leben lang treu geblieben. Damit stehe er fest in der Tradition großer Künstler.
Christoph Ruckhäberle fand bei der Einführung nicht nur lobende Worte für die Kunst, sondern auch persönliche für den Freund und Begleiter Herbert Klee. Foto: Manfred „Mensch“ Mayer
Der Mensch im Mittelpunkt des künstlerischen Schaffens von Herbert Klee
Es ist eine prächtige und beeindruckende Ausstellung geworden. Beim Eintritt in die Halle begegnet man nicht nur dem bereits vom Ausstellungsplakat bekannten Bild der zwei Figuren im Streit in den intensiven, für Klee typischen blauen Farbtönen. Auch zwei Triptychen im Eingangsbereich ziehen den Blick auf sich. Das eine, betitelt „Bürgerbeteiligung“, ist eine Leihgabe aus dem Rathaus der Gemeinde Weyarn. Es ist in warmen Farben gehalten und zeigt unterschiedliche Menschentypen im Gespräch. Nicht alle sind einander zugewandt, aber es scheint um ein Thema, ein Bürgerbeteiligungsprojekt zu gehen. Im anderen Triptychon „Tanz“ wirbeln zwei Menschen im Mittelbild um einander, während die Seitenbilder jeweils abwartende, gelangweilte (?) Zuschauer zeigen. Vor einem eisgrauen flächigen Hintergrund werden die Menschen präzis herausgearbeitet, Lichtpunkte auf Kleidung und Körper gesetzt und Details wie die für Klee typische zigarettenhaltende Hand in den Vordergrund gerückt.
Menschen und Mythen
Schon von Weitem wirken die Ölbilder mit dem Satyr-Motiv an der hinteren Wand der Halle. Klee hat sich seit Mitte der 1980er-Jahre intensiv mit der griechischen Geschichte und Mythologie beschäftigt und sie in unterschiedlichsten Techniken künstlerisch bearbeitet. So entstand eine Mappe mit 11 Tuschezeichnungen zur Medea-Sage. 40 Mappen wurden damals gedruckt und jede Mappe anschließend einzeln bearbeitet; zwei komplette Serien sind in Pfaffenhofen ausgestellt. In den 1990er-Jahren besann sich Klee auf seine Wurzeln als Holzbildhauer. Der Holzschnitt schien den archaischen Themen gut anzustehen, später kombinierte Klee Holzdruck und Ölmalerei. Im Zentrum der Halle werden zahlreiche Werke zur Orestie, dem Marsyas- und dem Dionysos-Mythos als Einzelbilder, in Serie und als verbundene Kompositionen gezeigt sowie die Bronzeskulptur einer Mänade.
Viele Jahre lang beschäftigte sich Herbert Klee mit Themen aus der antiken Mythologie. Foto: Günther Lautenbacher.
Auch die frühen Werke finden in der großen Schau reichlich Platz, darunter die kalligraphischen Menschenbilder – Tuschezeichnungen aus wenigen Pinselstrichen aus den 1970er-Jahren – oder das lebensgroße Bild „Chile ’74“, das auf den damaligen Militärputsch in dem südamerikanischen Land Bezug nimmt.
Starke Zeichen und zarte Striche
Klee war ein politischer Mensch, der seine Kritik nicht nur plakativ und deutlich äußerte, sondern auch mit zarten Linien sowie Humor und Sarkasmus zu Papier brachte. Das zeigen die Zeichnungs-Serie zur Französischen Revolution, die Reihe der à-pro-Po-Karikaturen und viele mit spitzer Feder angefertigte Skizzen.
Die Hochzeitsgesellschaft von Marke und Isolde. © Herbert Klee
Schließlich zeigt die Ausstellung auch Kostproben aus der letzten großen Schaffensperiode des Künstlers: Mehr als 15 Jahre hat sich Herbert Klee mit dem sagenhaften Stoff von „Tristan und Isolde“ beschäftigt und daraus einen bayerischen Comic gemacht. Kurz vor seinem Tod hat er den 148 Seiten umfassenden Satz mit 511 Einzelbildern noch fertiggestellt. Seine Familie bereitet nun den Druck vor und nutzte die Gelegenheit, um auf das Opus Magnum aufmerksam zu machen. Ein separater Bericht dazu folgt.
Zum Weiterlesen: Nachruf auf Herbert Klee