Welt anders sehen
Andréa Menescal initiierte ein mehrsprachiges Vorleseprojekt. Foto: Anna Falkenberg
Dossier der Journalistenakademie München
Das Thema „Anders“ haben sich Teilnehmer eines Lehrgangs der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker in München für ein Dossier gewählt. Sie porträtierten Menschen, die anders sein wollten. Herausgekommen ist eine Sammlung von Perspektiven, jede für sich anders.
Anders an sich sei noch kein Wert, heißt es im Editorial zu dem Dossier. „Es geht um das Spektrum des Anders-seins: von kleinen Unterschieden im Detail, in der Art, bis hin zur Umstellung des gesamten Alltags.“ Erzählt werden Geschichten von Menschen, die ein normales Projekt mit anderem Ansatz angehen ebenso wie Versuche, die Welt mit anderen Augen zu sehen und Menschen, deren Leben auf einen Schlag ganz anders wird – freiwillig oder nicht.
Als Projektbetreuerin zeichnet die Valleyer Germanistin und Dozentin Anja Gild für die Texte auf der neu gestalteten Website verantwortlich.
Damit ist der Beitrag der angehenden Journalisten eine wertvolle Ergänzung zum Projekt Spur wechseln, das im Landkreis Miesbach unter dem Dach von Kulturvision initiiert wurde. Auch hier werden Mutmach-Geschichten von erfolgreichen Spurwechslern erzählt. Darüber hinaus aber hat sich eine Gemeinschaft von Menschen gegründet, die sich auf den Weg gemacht haben, ihr individuelles Potenzial zu entdecken und zu entfalten. Aus der Spurwechselinitiative entwickelte sich das Projekt „Anders wachsen“, initiiert von Kulturvision, Katholisches Kreisbildungswerk und Kultur im Oberbräu Holzkirchen.
Traum erfüllt
Unter der Überschrift „Anders arbeiten“ findet sich in dem Dossier „Anders“ die Geschichte der Familie Vogelgesang, die sich den Traum der eigenen Kaffeerösterei erfüllte. Als Heldin des Alltags bezeichnet die Autorin ihre Getränkehändlerin, denn hier wird stressfrei miteinander umgegangen. Der Impact Hub München versammelt eine besondere Gemeinschaft von Menschen, die gemeinsam in einem Büro Co-working betreiben. Und die Obergiesinger Schuhwerkstätte beweist, dass handwerkliche Kunst gefragt ist.
„Anders konsumieren“ heißt der zweite Bereich, in dem die Autoren Beispiele für Nachhaltigkeit suchten. Sie fanden ein Reparatur Cafè wider die Wegwerfkultur, ähnlich wie es seit einiger Zeit von der vhs Holzkirchen-Otterfing einmal monatlich angeboten wird. Ein Selbstversuch der Plastik-Enthaltsamkeit wird ebenso beschrieben wie ein Laden der besonderen Art. Hier kann man Schrauben in der gewünschten Stückzahl kaufen.
Cover des alternativen Stadtführers. Foto: Adalbert Zehnder
Unter den Beispielen für „Anders leben“ finden sich zwei Blogs, der eine erzählt von versteckten Orten in München und der andere vom Kochen, allerdings mit eigenwilligen Zutaten, wie Lammhoden oder Kutteln. Ein Stadtführer für alternatives Leben ist dabei und der unfreiwillige Start in ein anderes Leben: Nach einem Unfall erblindete der Interviewpartner.
Letztlich liefern die Autoren fünf Beispiele für „Anders wahrnehmen“. Dazu gehören ein mehrsprachiges Vorleseprojekt, ein Selbstversuch des Radlfahrens im Winter, das vegane Café, in dem sechs Katzen herumspazieren, der Mannschaftssport für Blinde und wie schon Zweijährigen soziale Normen vermittelt werden.
Im Café Katzentempel. Foto: Mona Favian
Sämtliche Geschichten, reich bebildert, sind spannend und unterhaltsam zu lesen und regen an, selbst einmal übers „Anders machen“ nachzudenken.