Grüner Raum wird zum Studiolo

Studiolo von Klaus-Peter Frank. Foto: Petra Kurbjuhn

Ausstellung in Bad Wiessee

Ein lauer Sommerabend auf der Piazza in Bad Wiessee. Heitere Menschen mit einem Glas Wein und in der Mitte der Künstler. Klaus-Peter Frank erzählt, wie er den neuen Ausstellungsraum komplett umgekrempelt und zu einem Raum der Renaissance gestaltet hat.

Seit knapp einem Jahr organisiert KulturVision im Grünen Raum in Bad Wiessee gemeinsam mit Kulturmanager Carsten Gerhard Ausstellungen. Bislang wurde der Raum genutzt, um Bilder an der Wand zu platzieren oder auf Staffeleien aufzustellen. Zudem steht das Projekt unter dem verbindenden Titel „Sehnsucht“, jeder Ausstellende präsentiert zum Thema ein Bild.

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Jetzt aber ist der Raum zu einem Gesamtkunstwerk geworden. Die Gäste stehen überrascht und fasziniert vor der Installation, die Klaus-Peter Frank geschaffen hat. Er habe sich den Raum angeschaut und festgestellt, dass er ihn nicht mit seinen großformatigen Bildern bespielen kann, erklärt er.

Studiolo
Klaus-Peter Frank. Foto: Petra Kurbjuhn

Er habe aber in der Nähe von Piombino in Italien ein sehr hohes Atelier, das er neugestalten wolle. Der Grüne Raum solle ihm nun als Probe für sein Atelier dienen. „Ich hatte Lust, eine kleine Kapelle zu machen“, sagt der Künstler.

Sein italienisches Atelier sei in einem Kloster in der ehemals etruskischen Region. Und so habe er für seine Gestaltung auch etruskische Elemente verwendet. Boden und Decke, also etwa 32 Quadratmeter habe er eigens für diese Installation neugestaltet. An der Decke wird der Blick auf eine kreisrunde Rosette fokussiert. Die Gestaltung erinnert an den venezianischen Maler Giovanni Battista Tiepolo.

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Details am Boden. Foto: Petra Kurbjuhn

Der Boden ist in kachelartige Flächen mit geometrischen Motiven aufgeteilt. Klaus-Peter Frank wendet hier seine von ihm entwickelte Technik der Frankografie. Bei diesem Transferverfahren überträgt er ähnlich wie bei dem Strappo-Verfahren Vorlagen auf andere Bildträger. Hier also sind es Folien am Boden, die er später auf Leinwände und präparierte Wände transferieren kann.

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Geometrische Formen am Boden. Foto: Petra Kurbjuhn

Er orientiere sich hier an den Kosmaten, sagt Klaus-Peter Frank, einer Künstlerfamilie, die zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert in Italien Böden gestaltete. Dazu bedienten sie sich an Steinen aus Ruinen, die sie schnitten und zu dekorativen Elementen, vorzugsweise in Kirchen, zusammensetzten. Ihre Einlegearbeiten bestehen ausschließlich aus geometrischen Formen. Ebenso hat Klaus-Peter Frank den Boden gearbeitet, der aus gleichmäßigen kachelartigen Quadraten mit farbigen Kreisen, Dreiecken, Rhomben besteht.


Figuratives Element . Foto: Petra Kurbjuhn

Ganz anders die Wände des Studiolo. Diese hat der Künstler mit vorhandenen Bildern bestückt. Fortlaufend sind die drei Wände mit etwa 36 Quadratmeter lückenfrei bemalt. Dabei orientiert sich auch hier der Künstler an der Vergangenheit. Er liebe Vintage, sagte er zur Vernissage.


Porträt. Foto: Petra Kurbjuhn

Diese großflächigen Malereien wirken auf den ersten Blick farbig und abstrakt. Er arbeite absichtslos, betont Klaus-Peter Frank. Schaut man aber näher hin, dann sind die Bilder bevölkert von mythologischen, aber auch modernen Motiven: Köpfe, Figuren, Szenen. Der Künstler zeichnet zumeist seine griechisch-römischen gegenständlichen Elemente in die Farbflächen hinein.


Krieger. Foto: Petra Kurbjuhn

So hat er im Grünen Raum etwas komplett Neues erschaffen. Was zunächst ungewohnt und sperrig erscheint, entpuppt sich als Sehnsuchtsort. Denn, so schreibt Klaus-Peter Frank: Ein Studiolo bezeichnet einen Raumtypus der italienischen Renaissance. Darin werde ein Gehäuse der geistigen Welt und Tätigkeit gesehen. Mit Kunstwerken, Studienobjekten und Büchern ausgestaltet, diene es der Kontemplation.

Einige Gäste der Vernissage nutzten diesen Ansatz und legten sich in das Studiolo auf den Boden. Klaus-Peter Frank lud ein: „Wer Lust hat, kann übernachten.“


Das Studiolo. Foto: MZ

Das Studiolo von Klaus-Peter Frank im Grünen Raum von Bad Wiessee ist rund um die Uhr und sieben Tage die Woche zu besichtigen, da es durch das große Fenster von der Sanktjohannser Straße 2 her einsehbar ist. Die Rauminstallation ist bis zum 18. August zu sehen. Danach zeigt Sibylle Guttenberg wieder eine „normale“ Ausstellung.

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