Tag des offenen Denkmals

Vermessung im Schloss

Das Schild am Eingang zum ehemaligen Schloss. Foto: MZ

Führungen in Miesbach

Zum Tag des offenen Denkmals öffnete das ehemalige Schloss in Miesbach und heutige Vermessungsamt für Besucher seine Pforten. Zahlreiche Interessierte nahmen an die Führungen teil und erfuhren Spannendes aus der Geschichte.

Unter dem Motto: „Wahr-Zeichen. Zeitzeugen der Geschichte“ stand der Sonntag, an dem im Landkreis Miesbach mehrere denkmalgeschützte Bauten für Besucher öffneten.

Lesetipp: 100 Jahre Zollingerhalle

Hoch über der Stadt Miesbach thront das ehemalige Schloss, in dem heute das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung seinen Sitz hat. Amtsleiter Martin Neubauer und Stadthistoriker Alexander Langheiter führten in mehreren Stationen die Besuchenden durch das Gebäude und hatten auf mehreren Tafeln Bilder und Zeichnungen zur Historie des Gebäudes zusammengestellt.

Tag des offenen Denkmals
Informationstafeln zum Tag des offenen Denkmals erklären die Geschichte. Foto: MZ

Das Schloss wurde 1611 von Wilhelm von Maxlrain als privater Wohnsitz erbaut. Ursprünglich mit hohem Krüppelwalmdach und vier oktogonalen Ecktürmen war es über eine Freitreppe vom Stadtplatz aus erreichbar. Diese Zutaten wurden später leider alle entfernt. Erhalten haben sich aber der Kapellenanbau und die gewölbten Innenräume.

Auf der herrschaftlichen Terrasse thronte das Schloss, dessen vier Türme einen repräsentativen Charakter hatten, betonte Alexander Langheiter, während gegenüber die ehemalige Burg stand, die schon 1312 zerstört worden sei, dort, wo jetzt der Haindlkeller steht und wo noch Reste der Burg im Keller vermutet würden.

Tag des offenen Denkmals
Stadthistoriker Alexander Langheiter und Amtsleiter Martin Neubauer (v.l.). Foto: MZ

„Wir achten das Erbe und wollen Merkmale erhalten“, sagte Martin Neubauer und zeigte auf eine Lücke in der Hecke, dort, wo ehemals die Freitreppe auf den jetzigen Stadtplatz führte.

Auf dem Schlosshof wies der Amtsleiter auf den1928 errichteten Anbau hin und erklärte, dass dieser ein stimmiges Ensemble mit dem alten Gebäude bilde.


Im Schlosshof. Foto: MZ

Im Gewölbegang informierte Alexander Langheiter über die Entstehungsgeschichte. Der Erbauer Wilhelm von Maxlrain sei kein Erbe gewesen und habe deshalb für sich und seine Familie ein eigenes Schloss errichten lassen. Letztlich aber habe er doch die Nachfolge antreten können und damit sei das Schloss bereits 1635 Verwaltungssitz geworden. Zunächst als Sitz des Pflegers der Grafschaft Hohenwaldeck, ab 1803 des Landrichters, dessen Amtsbezeichnung später in Bezirksamtmann wechselte und danach als Landratsamt. „Die Obrigkeit sitzt oben“, meinte der Historiker schmunzelnd.


Historischer Lithografiestein. Foto: MZ

Seit 1927 hat das Vermessungsamt seinen Sitz im Schloss. Martin Neubauer führte die Besuchenden zu einer Besonderheit seines Amtes, der ehemaligen Kapelle, in der heute das Archiv zu finden ist. „Wir sind sehr stolz auf diesen Raum“, betonte er und zeigte auf den alten Fliesenboden, der wieder im ursprünglichen Zustand hergerichtet wurde.


Freigelegter Teil des profanen Wandfreskos. Foto: MZ

Auch im Obergeschoß wurde die Vergangenheit des Gebäudes sichtbar. Ein seltenes profanes Fresko aus der Bauzeit wurde teilweise freigelegt und restauriert. Es zeigt eine Jagdszene und weise daher auf den privaten Wohnsitz hin, erklärte Alexander Langheiter, während Martin Neubauer auf die alten Türen und den Mosaikboden sowie einen Lithografiestein deutete.


Mosaik im Boden des Obergeschosses. Foto: MZ

Im großen Wohnzimmer erklärte der Amtsleiter, dass wohl hier nach dem großen Brand in Miesbach die Brandschutzverordnung erlassen worden sei. „Hier wurde auch Gutes getan“, sagte er.

Wieder im Erdgeschoss angekommen, informierte Martin Neubauer, dass man auch unter dem Schloss noch einiges vermute. „Einen Kerker oder einen Gang nach Wallenburg“, ließ er offen und schloss die spannende Führung mit der Bemerkung: „Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.“


Besuchende konnten sich zum Tag des offenen Denkmals auch über Vermessungstechnik informieren. Foto: MZ

Anschließend konnten sich Interessierte noch die Luftbild-Recherchestation anschauen, Fragen an die Mitarbeiter des Vermessungsamtes stellen und einen Blick ins Kataster werfen.

Martin Neubauer informierte auch über den Beruf des Vermessungsingenieurs. Das Studium Geodäsie beinhaltet Vermessung und Geoinformation, dazu zählen Erfassung, Visualisierung, Verwaltung und nachhaltige Sicherung von Objekten und Strukturen, wie Grundstücke und Bauwerke, großräumige Verkehrswege, Gebirge, aber auch ganze Länder. Neben der geometrischen Erfassung gehört die Beschreibung der Eigenschaften der Objekte dazu. Diese „Geodaten“ werden mit Hilfe von Geoinformationssystemen weiterverarbeitet.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf