Wie der Kunstmarkt funktioniert
Das Ensemble Federspiel mit Agnes Kraus (v.r.). Foto: Manfred Lehner
Theater in Holzkirchen
Mit dem Stück „Murks im Museum“ nach Andreas Wening hat Agnes Kraus mit ihrem Ensemble „Federspiel“ eine köstliche Persiflage auf den Kunstmarkt auf die Bühne gebracht. Ihre Laiendarsteller spielen voller Freude und die Regisseurin sagt: „Eine saugute Truppe.“
Im 13. Jahr bereits ist das Ensemble „Federspiel“ auf den Brettern der Welt daheim. Die Schauspielgruppe der älteren Generation hat sich im Laufe der Jahre ordentlich gemausert. Viele Neuzugänge mischen das Ensemble auf und bringen schauspielerisches Können zur Spielfreude hinzu.
Wertvolle Theaterarbeit
Was die Profischauspielerin Agnes Kraus hier leistet, ist außerordentlich wertvoll. Sie gibt Menschen nach einem Berufsleben aber auch nach Schicksalsschlägen eine neue herausfordernde Aufgabe, die ihrem Leben wieder Sinn verleiht. Das spürt das Publikum.
Der Fotograf Manfred Lehner und ich haben die Chance bekommen, an der Generalprobe im FoolsTheater teilzunehmen, an deren Ende die Regisseurin sagt: „Ihr könnt stolz auf euch sein.“ Recht hat sie. Gottlob waren ein paar kleine Texthänger dabei, sonst wäre die Generalprobe zu perfekt gewesen, was ja bekanntlich ein schlechtes Omen ist.
Michael Kraus (Murks) und Manfred Demmel (Poschinger). Foto: Manfred Lehner
In „Murks im Museum“ geht es um den großen berühmten Miroslav Murks, der dem Museum ein neues Werk als Dauerleihgabe übereignet. Michael Kraus spielt ihn ordentlich arrogant und überheblich, dem Alkohol zugeneigt und von sich und seiner Kunst überzeugt, aber auch den Kunstmarkt charakterisierend.
Burgl (Christa Rimböck) und Bloch (Jörg Lohmann). Foto: Manfred Lehner
Im Museum ist man ob des zu erwartenden Kunstwerkes völlig aufgelöst. „Höhepunkt meiner Karriere“ schmettert Direktor Bloch, den Jörg Lohmann in schwarz-weiß gemusterter Hose und dem obligatorischen Schal und mit Chefallüren überzeugend spielt. Allerdings verwechselt er die vom Hausmeister vergessene Leiter mit dem Kunstwerk und kann sich gar nicht halten vor Enthusiasmus: „Ich bin ergriffen“, „es macht etwas mit mir“, „herausfordernd figurativ“, „Metapher für das Auf und Ab“ und schließlich „ein echter Murks“.
Sein Adlatus Poschinger wird von Manfred Demmel dienstbeflissen, immer etwas in gebückter Haltung und eilfertig den Aufträgen folgend gekonnt gespielt.
Rosi (Christina Müller-Gayk) und Peter Gruber (Lorenz Paulus). Foto: Manfred Lehner
Bodenständig indes und sich seiner Bedeutung bewusst spielt Lorenz Paulus den Hausmeister oder besser Facilitiy Manager Gruber. Seine Frau Rosi, die Putzfee oder besser Fachkraft für Purity Technique ist mit Christina Müller-Gayk in ihrer Bühnenpräsenz perfekt besetzt.
Auch Waltraud Hanke ist als Baronin Werdenfels eine selbstbewusste Frau, die sich ihren Gigolo leisten kann. Der habe zwar einen Verstand wie ein Elefant von Orgeln aber bei Italienern schmelze sie halt dahin. Klaus Schmalhofer spielt Gigi mit köstlich italienischem Deutsch und ganz seiner Baronin untertan.
Baronin Werdenfels (Waltraud Hanke) und Gigi Santana (Klaus Schmalhofer). Foto: Manfred Lehner
Ihr Kunstverständnis allerdings ist auch, nun ja, beschränkt, denn sie will dringend das rote Kunstwerk kaufen, das von ISO DIN, wie an dem Feuerlöscher zu lesen ist.
Aus dieser Anfangssituation entwickelt sich das Stück, das Agnes Kraus flott inszeniert hat. In dem von Harald Oriold, der auch die Technik bedient, gestaltetem Bühnenbild geht es mit Verwechslungen, K.o.-Tropfen, Whisky, vielen Kartons, einer zweiten Leiter und einer etwas genervten Burgi zügig voran.
Szenenbild. Foto: Manfred Lehner
Dieser allerdings fällt am Ende noch eine besondere Rolle zu, sie darf die Rede anlässlich der Überreichung des „Goldenen Tinnef“ halten. Und dies macht Christa Rimböck als ehemalige Sekretärin vom damaligen Bürgermeister Olaf von Löwis ihrem Chef wunderbar als Imitation nach. Bei der Ehrung ist natürlich die Presse mit Vroni Mang und Hartmut Romanski präsent.
Noch mehr Lokalkolorit ist auch aus den Dialogen herauszuhören, wenn es heißt, die Kartons seien von der Weinhandlung Priller.
Von der Handlung soll nichts weiter verraten werden, denn letztlich geht es um die Fragen: Was ist Betrug? Und hat Picasso recht, wenn er sagt: Leute, die das Kunstgeschäft machen, sind meist Betrüger? Wieviel Korruption ist am Kunstmarkt?
Murks (Michael Kraus) bei der Preisverleihung. Foto: Manfred Lehner
Miroslav Murks jedenfalls freut sich über die „Gesamtverblödung“ des Publikums, das manipulierbar ist und womit er ordentlich Geld verdient. Die Komödie nimmt also den gesamten Kunstmarkt einschließlich Künstler, Museum, Sammler und Preisverleiher auf die Schippe, witzig und unterhaltsam anzusehen.
Nach dem dünnen Applaus von uns drei im Publikum korrigiert Agnes Kraus noch ein paar Kleinigkeiten. Leiter nach hinten, bitte bei Texthängern ja nichts einsagen, das mache die Souffleuse Christa Rimböck schon von hinten. Aber dann lobt sie ihr Ensemble: „Rosi zum Knuddeln, Jörg einwandfrei, Peter eine Schau, Manfred sehr gut, ihr seid eine saugute Truppe.“
Toitoitoi für die Premiere!
Zum Weiterlesen: Wer brachte den Chef um?