Alternativen zu Fast Fashion

Tanztheater Fast Fashion. Foto: Sofia Pomeroy

Veranstaltungen in Holzkirchen und Miesbach

Bei zwei Veranstaltungen in Holzkirchen und in Miesbach geht es um „Fast Fashion“, also Wegwerfkleidung und deren Alternativen. Sabine Karb startet am kommenden Sonntag im KULTUR im Oberbäu mit ihrem Tanztheater, Angelika Hubner lädt zum Vortrag und Kleidertausch im Waitzinger Keller ein.

„Ich habe in einem Zeitungsartikel Müllberge von Klamotten in Chile gesehen und gedacht, da muss man etwas machen“, sagt Sabine Karb. Die Tänzerin, Tanzpädagogin und Choreografin entschied sich, das Thema künstlerisch umzusetzen. „Mit Kunst kann man Menschen erreichen und für ein Thema sensibilisieren“, ist sie überzeugt.

Fast Fashion
Sabine Karb. Foto: privat

Besonders anfällig für die Modeindustrie, die im übersteigerten Wechsel der Kollektionen Katastrophen für Beschäftigte und Umwelt hinterlässt, sind junge Menschen. „Sie sind im Zweispalt, wie sie sich chic kleiden sollen und wie sie herausfinden, wie sie sein möchten“, sagt Sabine Karb. „Das wird mit dem Angebot von Billigklamotten gnadenlos ausgenützt.“

Ursprünglich sei es eine gute Idee gewesen, Kleidung für jedermann erschwinglich anzubieten, etwa bei H & M, inzwischen aber sei diese Idee der Teilhabe der Profitmaximierung gewichen. Durch die Textilindustrie werden jährlich 1,2 Billionen Tonnen CO2 freigesetzt – mehr als durch den internationalen Flugverkehr und die Schifffahrt zusammen. 60 Prozent aller Kleidungsstücke werden innerhalb eines Jahres nach ihrer Herstellung wieder weggeworfen. Davon wird lediglich ein Prozent recycelt. Fast Fashion heizt das Klima an, verbraucht zu viel Wasser, verschmutzt die Meere, sorgt für Müllberge und beutet Näher und Näherinnen vor allem in Osteuropa, Asien, Afrika und Lateinamerika aus.

Fast Fashion
Im Tanztheater. Foto: Sofia Pomeroy

„Junge Menschen müssen sich noch ausprobieren“, erklärt Sabine Karb, deshalb habe sie für ihr Tanztheater „Fast Fashion“ junge Menschen eingeladen. „Von jungen Menschen für junge Menschen“, beschreibt sie das Konzept, an dem fünf tanzbegeisterte Schülerinnen und zwei Absolventinnen der Iwanson-Schule beteiligt sind.

„Wir haben uns die Facetten des Themas gemeinsam überlegt, bewegte Bilder geschaffen und assoziativ aneinandergehängt“, erklärt die Tanzpädagogin. Dabei entstand eine rasante Gratwanderung: Kann man sich mit Klamotten immer wieder neu erfinden – ohne mit Volldampf in die Konsumfalle zu schlittern? Denn das Problem ist immer wieder dasselbe: Die Party steht vor der Tür: „Was ziehe ich an?“ – „Wer will ich heute sein?“ – Der Schrank ist vollgestopft, aber nichts passt so richtig, weder zur Stimmung noch zum Anlass. Also: Nochmal schnell in die Stadt, den nächsten heißen Fummel ergattern, der den Abend zum Erfolg machen soll.


Tanztheater Fast Fashion. Foto: Sofia Pomeroy

Das vom Ensemble entwickelte Tanztheater mit Profimusikern spielt in diesem Spannungsfeld und stellt dabei die Gedanken und Gefühle der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in den Mittelpunkt. Choreografin Sabine Karb hinterfragt ebenso kritisch wie humorvoll mit den fünf Jugendlichen und zwei jungen Tänzerinnen die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Fast Fashion-Industrie.

Nach der Vorstellung gibt es die Möglichkeit zum Kleidertausch im Probenraum des KULTUR im Oberbräu. Jeder kann mit leeren Händen oder gefülltem Beutel kommen und einfach drauf los tauschen. Eine Veranstaltung des Tanzensembles Sabine Karb in Kooperation mit der Petra-Kelly-Stiftung.

Swapping Angelika Hubner
Angelika Hubner. Foto: Hannah Miska

Im Landkreis Miesbach ist die Schlierseer Kostümbildnerin Angelika Hubner schon seit Jahren in Sachen „Fast Fashion“ unterwegs und organisiert äußerst erfolgreich Swapping Parties für Modetausch.

Das Tanztheater von Sabine Karb lobt sie und erklärt, dass sie es den Schulen im Landkreis empfohlen habe, mit nur mäßigem Erfolg. Ihr Konzept ist es, der ökologischen Katastrophe in Sachen Fast Fashion Slow Fashion entgegenzusetzen. „Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten, erklärt sie, „man kann in der Familie und im Freundeskreis Kleider tauschen, man kann alternativ einkaufen und man kann Modetrends selbst kreativ ausleben, um mit Spaß die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.“ Dazu empfiehlt die Schlierseerin, die eigenen Klamotten modisch aufzupeppen.


Alternative Modenschau von Angelika Hubner. Foto: Yuliia Usikova

„Wir müssen uns gegen die Influencer, die das Einkaufen im Netz propagieren, abgrenzen“, sagt Angelika Hubner. In ihrem Vortrag am 28. Oktober im Waitzinger Keller Miesbach wird sie sowohl auf die Auswirkungen von Fast Fashion als auch die Vorteile von Slow Fashion eingehen.

„Ich möchte die Menschen anregen, wenige wertvolle Sachen zu kaufen und zu pflegen, das heißt auch, weniger waschen und lieber lüften.“ Gerade bei synthetischen Fasern gehe Plastik ins Abwasser und werde zu Mikroplastikteilchen.


Selbst kreativ werden. Foto: Hannah Miska

Sie werde auch anhand von Beispielen motivieren, selbst kreativ zu werden und aus Alt Neu zu machen. Am 31. Oktober lädt sie wieder zu ihrem beliebten Modetausch in den Waitzinger Keller ein.

Fast Fashion – Tanztheater: 20.10.2024, 20:00 Uhr, KULTUR im Oberbräu, Holzkirchen. Anschließend Kleidertausch, wer will. Maximal acht saubere Kleidungsstücke mitbringen – keine Unterwäsche oder Socken. Die Kleiderabgabe ist ab 17 Uhr möglich.
Fast Fashion – Vortrag mit vielen Bildbeispielen Anschauungsmaterialien und Anleitungen von Angelika Hubner am 28.10.2024 um 19 Uhr im Kulturzentrum Waitzinger Keller Miesbach. 31.10.2024, 17 Uhr Modetausch, mit der vhs Oberland.

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