Bairische Schimpfnamen werden zu Kunst
Hans Reiser bei seiner Ausstellung im Stadtmuseum Bad Tölz. Foto: MZ
Ausstellung und Buchvorstellung in Gmund
Ab 29. November stellt Hans Reiser sein Buch „Loamsiada, Doagaff, Siasskasa“ , das Panoptikum bairischer Schimpfnamen im Jagerhaus Gmund vor und präsentiert die dazugehörigen 90 Illustrationen.
Hans Reiser ist der Großmeister der klassischen Malkunst ebenso wie der Spezialist für Humor und Karikatur. Beides vereint er immer wieder zum Vergnügen seiner zahlreichen Anhänger. Jetzt hat er seine Serie von typischen bairischen Schimpfnamen, an der er schon länger arbeitete, als Buch herausgegeben.
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Bei der ersten Präsentation des Buches im Tölzer Stadtmuseum bedankte sich der Künstler bei Daniel J. Glasl vom kleineheimat Verlag Tegernsee für die Unterstützung bei Gestaltung, Satz & Layout und bei Sohn Jan Reiser, der seine Schimpftirade aus Sicht des Comiczeichners in seinem Vorwort kommentiert und mit entsprechenden Zeichnungen versehen habe.
Titelbild des Buches. Grafik: Hans Reiser
Der Comiczeichner, Storyboarder und Illustrator bekennt, in einem friedensbewegtem Haushalt aufgewachsen zu sein und er vermisse deshalb Streitkultur und Fluchen. Vater Hans Reiser habe höchstens beim Befestigen der Surfbretter auf dem Autodach, wenn er sich mal wieder den Schädel eingeschlagen habe, bildhafte Begriffe herausgebrüllt. Diese und viele weitere seien von ihm meisterlich in die Sprache des Bildes übersetzt worden.
Dem stimmt ein jeder zu, der schon einmal in den Genuss gekommen ist, die mit fantastischer Malkunst und hintersinnigem Humor gemalten Figuren zu sehen.
Drietschla und Zuchtl. Grafik: Hans Reiser
Der Künstler selbst schreibt in seinem launigen Vorwort, dass der Bayer an sich kaum verbale Streicheleinheiten benutze. Wolle er doch einmal Respekt zollen, so komme höchstens ein „A Hund is a scho!“ zustande. Dem gegenüber aber stehe eine nahezu unüberschaubare Ansammlung von Schimpfnamen, die gern von einem Auto zum anderen oder auf dem Fußballplatz zu hören seien.
Er sei mit diesen bairischen Schimpfnamen groß geworden und fasziniert von der derb fantasievollen Bilderwelt, schreibt Hans Reiser. So habe es ihm großen Spaß gemacht, seine Assoziationen zu Papier zu bringen. „Dass die vorliegenden Illustrationen Spuren von Sexismus, Rassismus und Political Incorrectness enthalten, ist nicht von der Hand zu weisen“, bekennt er, aber sei es nicht Aufgabe, ja Pflicht von Schimpfwörtern zu diskriminieren und diffamieren? Er sei nicht Urheber, sondern nur Überbringer der schlechten Botschaften.
Mit diesen also kommt der Künstler nun mit Buch und Bildern nach Gmund. Hier schon einmal ein kleiner Vorgeschmack als Appetizer für die Ausstellung und Buchvorstellung bairischer Schimpfnamen im Jagerhaus.
Siaskassa und Tschambsdara. Grafik: Hans Reiser
Einige Begriffe kann sich sogar der Nichtbayer zusammenreimen, etwa Siaskassa oder Süßholzraspler: verzückt lächelnd rührt er Honig in den Käse und offeriert ihn mit Schlagsahne und Kirsche einem vollbusigen weiblichen Wesen. Gottlob hat Hans Reiser für den Nichtbayern eine Erklärung im Buch angefügt, ein Tschambsdara ist also der Liebhaber, Hausfreund, Geliebte.
junger Duddara und Giftnudel. Grafik: Hans Reiser
Duddn = Brüste: unreifer, großsprechiger Bursche, der eigentlich noch an der Mutterbrust hängt und uncharmantes Weibsbild, eine giftige zänkische Frau.
Oide Schäsn und Kohlrabiapostel. Grafik: Hans Reiser
Schäsn = Chaise, Pferdekutsche: alte aufgetakelte Frau und Vegetarier mit Sendungsbewusstsein.
Rauschkugel und Plunzn. Grafik: Hans Reiser
Gewohnheitstrinker, ein Betrunkener; jemand, der regelmäßig zu tief ins Glas schaut und Plunzn = Blutwurst, dicke, schwerfällige Frau.
Schnepfn und Ruach. Grafik: Hans Reiser
Schnepfn = Vogelart: leicht zugängliches Mädchen und raffgieriger, habgieriger Mensch
Zwiderwurzn und Schointreiba. Grafik: Hans Reiser
Zwider = zuwider, Wurzn = Wurzel: grantige, mürrische, unausstehliche Person und Schoin = Schnalle, Dirne: Zuhälter
Und was ist ein Loamsiada? Ein Langweiler, der nichts auf die Reihe bringt.
Und ein Doagaff: ein Lahmarsch, Trantüte (Doag von Teig).
Mein Lieblingsbild ist das letzte im Buch und das aktuellste. Es heißt Gloiffe = grober ungeschlachter Kerl, ein Rüpel. Raten Sie mal, wen da Hans Reiser gemalt hat.