Und des am Heiligen Abend
Der vereiste Bruno (Flo Rian Bauer) wird aufgetaut. Foto: Petra Kurbjuhn
Theater in Tegernsee
Es beginnt mit einer Unwetterwarnung, wird ordentlich heiter und endet besinnlich mit dem Publikum. Das Tegernseer Volkstheater bringt mit „Und des am Heiligen Abend“ ein Stück von Andreas Kern auf die Bühne, das einen überaus unterhaltsamen vorweihnachtlichen Abend garantiert.
Das Chiemgauer Volkstheater war damit im bayerischen Fernsehen, in Berchtesgaden wird es aktuell gespielt und auch in Tegernsee war die Komödie schon vor etwa 15 Jahren zu sehen. Jetzt aber gibt es im KulturZelt im Kurgarten Tegernsee eine sehenswerte Neuinszenierung des Autors als Regisseur und Hauptdarsteller Dominik.
Heiliger Abend auf der Hütte
Der Plot ist schnell erzählt. Dominik und seine Schwester Severina betreiben mit Bedienung Michaela eine Almhütte auf 1500 Metern Höhe. Als sie am Heiligen Abend mit Förster Lorenz ins Dorf hinunterfahren wollen, funktioniert dessen Schneekatze nicht und sie sind gezwungen, den Heiligen Abend auf der Hütte zu verbringen.
Severina (Christina Kern) und Dominik (Andreas Kern). Foto: Petra Kurbjuhn
Zu ihnen gesellen sich zwei Paare, die sich in der Dunkelheit in die Hütte retten und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Andreas Kern versteht es wie gewohnt, seine Charaktere mit sehr unterschiedlichen Wesensmerkmalen auszustatten und die Dialoge spritzig und witzig zu verfassen. Er selbst hat als liebenswürdiger Hüttenwirt Dominik die Geschicke in der Hand und kann nicht nur Schnee schaufeln, sondern auch Weihnachtsdekoration aus Zeitungspapier und Alufolie zaubern.
Guter Tipp
Christina Kern gibt Schwester Severina zwider, grantig und ist die Kritiksucht in Person. Aber Dominik weiß sie zu seinen Gunsten zu nehmen und verrät damit auch einen guten Tipp: Einfach immer das Gegenteil von dem sagen, was man eigentlich will. Spitzbübisch erreicht er damit alles, ohne dass Severina merkt, wie sie über den Tisch gezogen wird.
Bedienung Michaela wird von Regina Hamberger hübsch, brav, fleißig gespielt, sie schafft es sogar, eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen, auch wenn sie nicht jedermanns Geschmack ist.
Nikolaus Kollmannsberger als Förster Lenz würde sehr gern bei ihr landen. „Wenn du mich anlachst, ist es wie Weihnachten“, aber Michaela hält ihn auf Distanz.
Bruno (Flo Rian Bauer) umgarnt Michaela (Regina Hamberger) und Dominik schaut belustigt zu. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie weckt auch die Begierde des ersten Gastes Bruno. Bruno, wie der Problembär. Flo Rian Bauer bedient mit ihm alle Klischees, die von einem feurigen Italiener erwartet werden, eine Glanzrolle für den Schauspieler, der, mit gehörigen Mengen Schnaps befeuert, Michaela auf die Pelle rückt, später allerdings einen Rückzieher machen muss, als seine Freundin Tina auftaucht.
Anna Gelder als Tina fällt eine Aufgabe zu, die hier nicht ausgeführt werden soll, die sie aber erfolgreich gemeinsam mit Michaela meistert.
Das Stück ist immer wieder mit besonderen Einlagen gewürzt. Etwa, als Bruno als gefrorener Eisklumpen aufgefunden wird und Dominik verkündet: „Da haben wir einen Nachtisch: Gelato di Casanova“. Oder als Bruno einen Witz erzählt: „Was ist der Unterschied zwischen einer Autobahn und der deutschen Politik? Auf der Autobahn geht’s vorwärts.“
Der Christbaum von Lenz (Nikolaus Kollmannsberger) findet nicht das Gefallen von Severina und Dominik. Foto: Petra Kurbjuhn
Eine wesentliche Rolle übernimmt der Weihnachtsbaum, den Lenz hereinholt und der ein Ausbund an Greislichkeit ist. Aber mit vereinten Kräften und aus dem Nichts wird er zum Mittelpunkt des Abends.
Hier ist noch alles in Ordnung: Bruno (Flo Rian Bauer), Peter (Mathias Stoib) und Lenz (Nikolaus Kollmannsberger). Foto: Petra Kurbjuhn
Der heilige Abend wird unvermittelt zum Tag der deutsch-Italienischen Freundschaft, denn später taucht noch eine deutsch-italienisches Paar auf. Peter wird von Mathias Stoib als verzweifelter arbeitsloser, wohnungssuchender Mann gespielt. Beim Schnaps verspricht ihm Bruno sowohl Arbeit als Wohnung, so lange bis Lucia auftaucht.
Hier allerdings gibt es schon Zoff zwischen Bruno und dem deutschen Freund der Schwester Lucia. Foto: Petra Kurbjuhn
Lisa Schmidt als italienische Freundin Lucia hat einen anstrengenden Abend vor sich, denn Bruno entpuppt sich als ihr Bruder, der den deutschen Freund keineswegs akzeptieren will und das Ganze endet in einem Gerangel mit schwerwiegenden Folgen.
Ende gut, alles gut?. Foto: Petra Kurbjuhn
Warum Dominik auf keinen Fall „Stille Nacht“ singen will und am Ende doch noch dieses Lied gesungen wird, wobei das Publikum mit einstimmt, wird nicht verraten.
Zum Weiterlesen: „Kaisersuite 1. Stock“ – ein Geniestreich