Jasmin Tuschl

Sog in die Tiefe

Jasmin Tuschl vor „Let me be Water“, Kartonpapier handgeschnitzt, Acrylspray, LED, MDF. Foto: MZ

Ausstellung in Holzkirchen

Mit der Ausstellung „LichtRaum“ von Jasmin Tuschl zeigt die Galerie im Autopavillon Papierkunst vom Feinsten. Die Arbeiten der Wörnsmühler Künstlerin sind aber nicht nur filigrane Technik, sondern sie führen die Betrachtenden hinein in die Tiefe.

Zur Einführung der neuen Ausstellung hatte die Künstlerin das Deckenlicht aus- und die Beleuchtung ihrer Kunstwerke eingeschaltet, eine Atmosphäre des Staunens entstand. Sie wolle, so sagte sie, den äußeren Raum mit dem inneren Raum in Resonanz bringen und die Wege durch den inneren Raum hinein in das Zentrum mit ihren Bildern begleiten.

Jasmin Tuschl
Blick auf die linke Seite der Ausstellung. Foto: MZ

Dazu zeigt sie in Holzkirchen unterschiedliche Arbeiten. An der linken Seite sind es beleuchtete Holzkästen unterschiedlichen Formats, in denen die ziselierten Papierschnitte farbig hervortreten. Es sind Strukturen, die an neuronale Netze mit Synapsen oder Spinnennetze erinnern, in denen Florales entdeckt werden kann oder auch nur fantasievolle Verwebungen, in den sich der Blick verlieren kann.

Jasmin Tuschl verwendet unterschiedliche Papiersorten, Acrylfarben, Linoldruckmischfarben und ergänzt zuweilen mit Spray. In dieses Material schneidet sie nach ihrem vorgegebenen Muster ziselierten Strukturen und beleuchtet mit LED-Lampen.


„The Noble Gravity Of Sadness“ Kartonpapier handgeschnitzt, Samtpapier handgeschnitten, schwarzer Tränenglitzer, Aluminiumrohre. Foto: MZ

Hinten in der Mitte dominiert eine große Arbeit in Lila. Sie ist aus einem festen Material und in größeren Strukturen geschnitten, ein farblich und strukturell auffallendes dekoratives Bild, das sich in einem Unternehmen sehr gut machen würde. Daneben aber wieder eine zarte verschlungene Arbeit in dunklen Tönen, die magisch in gelbes Licht getaucht ist.

Auch auf der rechten Seite beherrscht ein großes weißes Bild die Wand, das Material ist in hellen Tönen gemustert, die Strukturen entsprechend der Dicke des Materials in größeren Abständen geschnitten.

Spannend sind die Bilder, die rechts und links davon hängen. Hier hat die Künstlerin, ähnlich wie es Bildhauer TOBEL im Granit macht, in die Tiefe des Materials hineingeschnitten und der Blick wird magisch in die Tiefe gezogen.


„Oblivion“, Photokarton und Japanpapier handgeschnitten, Linoldruckmischfarbe, Edelstahl. Foto: MZ

In der Mitte des Raumes steht eine Skulptur, von beiden Seiten zu betrachten. Hier kann die Arbeitsweise von Jasmin Tuschl nachvollzogen werden. Die kreisrunde an ein Mandala erinnernde Struktur ist in sechs Lagen Papier in unterschiedlicher Weise hineingearbeitet, wodurch sich Licht- und Schatteneffekte ergeben.


„Uprising“, Papier handgeschnitten, Linoldruckmischfarbe, LED, Buchenholzrahmen. Foto: MZ

Auch im Erdgeschoss sind vier Arbeiten zu sehen. Die Serie sieht aus wie allerfeinste Klöppelarbeit, die sukzessive sich vergrößernde Defekte erhält und sich langsam auflöst. Für Assoziationen bietet sich ein großer Raum.

Als bemerkenswerte Kunstschaffende bezeichnete Wegbegleiterin und Lyrikerin Miriam Arnold Jasmin Tuschl in ihrer Einführung. Schon in ihrer Kindheit habe sie geschnitten und gebastelt, habe dann aber nach dem Besuch der Fachoberschule für Gestaltung zunächst den Beruf der Graveurin und Silberschmiedin erlernt, und dann aber zu ihrem bevorzugten Material, dem Papier gefunden.


„Goldener Klang der Tiefe“, handgeschöpftes Maulbeerpapier handgeschnitten, LED, Eichenholzrahmen. Foto: MZ

Mit ihren Arbeiten, in denen sie verschiedene Ebenen zu einem Gesamtbild komponiere, führe sie zur Quelle des Wesens und wolle Emotionen und Erfahrungen vermitteln. In ihren Kunstwerken zeigten sich darüber hinaus Bewegungen, wie morphische Veränderungen. Lebensstränge veränderten sich, verbinden sich, mäandern und tragen gemeinsam mit ruhigen Zwischenräumen zum Gesamteindruck bei. Dieser sei durch eine einzigartige Tiefenwirkung charakterisiert, in der es faszinierende Welten zu entdecken gebe.

Diese Reise in die Tiefe vollzogen zur Vernissage zahlreiche Besucher, begleitet von der Harfenmusik von Uschi Laar. Die renommierte und überregional, ja weltweit bekannte Musikerin spielte eigene Kompositionen, jazzig lebhaft und melodisch ruhig, fernab vom üblichen Harfenklischee. Die musikalischen Klänge harmonierten ganz fabelhaft zu den Klängen der Bilder.

Jasmin Tuschl
Laudatorin Miriam Arnold, Jasmin Tuschl und Kurator Horst Hermenau. Foto: MZ

Kurator Horst Hermenau sagte in seiner Begrüßung, dass er nunmehr seit 30 Jahren mit seiner Frau Evelin 120 Ausstellungen organisiert habe. Dabei habe er bevorzugt Kunstschaffende, die er kenne und die ihre Bildsprache weiterentwickelt hätte, begleitet und mehrfach präsentiert.

Er wolle aber auch junge und neue Künstlerinnen und Künstler, die ihren eigenen Stil verfolgen, eine Plattform geben. Jasmin Tuschls Werke hätten ihn bei der Irschenberger Kunstausstellung 2023 sehr berührt und so habe er sie nach Holzkirchen geholt.

Berührt ist wohl jeder, der sich diesen vielschichtigen Arbeiten widmet. Zunächst ist es das Handwerkliche, das fasziniert, dann aber die Wirkung, die der Sog in das Innere der Werke bewirkt.

Die Ausstellung „LichtRaum“ von Jasmin Tuschl in der Galerie im Autopavillon Steingraber ist noch bis zum 8. März in der Galerie Autopavillon Steingraber in der Robert-Bosch-Straße 1 Holzkirchen Mo-Fr 10-18 Uhr und Sa 10-13 Uhr zu sehen.

Zum Weiterlesen: Die Schöpferin der LichtRaumbilder

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