Gloria in excelsis deo
Vocal-Band ONAIR aus Berlin. Foto: Antonie Huber
Konzert in Holzkirchen
Vocal Christmas. Die A-Cappella-Band ONAIR präsentierte im Kultur im Oberbräu ihr neues Weihnachtsprogramm. „Gloria in excelsis deo“, „Maria durch ein Dornwald ging“, „Stille Nacht, heilige Nacht“. Jeder kennt die Lieder. Oder doch nicht? Diese Interpretationen haben Sie bestimmt noch nicht gehört.
Sie sind der große Senkrecht-Starter der A-Cappella-Szene der letzten Jahre. ONAIR – das sind fünf Sängerinnen und Sänger aus Berlin, die jegliche Musik nur mit dem Mund erzeugen, also ohne Instrumente. Trotzdem nennen sie sich nicht einen „Chor“, sondern eine „Band“. Das kommt davon, dass sie durchaus mit Mikrophonierung und Technik arbeiten. Und das hört sich dann ähnlich wie bei einer normalen Popband an.
Patrick Oliver singt das „Ave Maria“. Foto: Antonie Huber
Aber sie können auch anders – das zeigen sie in ihrem Weihnachtsprogramm. Hier und da verzichten sie komplett auf Verstärkung, singen tatsächlich original A-Cappella. Und zeigen damit, dass sie wirklich großartig ausgebildete Stimmen haben. Patrick Oliver zum Beispiel, der sonst meistens den Part des Schlagzeugers der Band übernimmt – man nennt das im A-Cappella „beatboxen“ – überrascht in ihrer Version des „Ave Maria“ von Bach und Gounod mit einer operntauglichen Performance.
„Da ist immer ein bisschen Licht“
Die Stückauswahl ist natürlich ganz unter dem Motto Advent und Weihnachten gehalten. Immer wieder stößt der Zuhörer auch auf den Begriff „Licht“. „Da ist immer ein bisschen Licht“, sagt Jennifer Kothe, denn die Dunkelheit werde ja durch das fast vollständige Fehlen von Licht definiert. In einem hauchzarten Solo von Marta Helmin zu „Fix you“ von der Band Coldplay „werden die Lichter dich nach Hause führen“. Dazu weisen einem die leuchtenden Stäbe am hinteren Bühnenrand den Weg. Immer wieder baut ONAIRs Lichttechniker Effekte ein, die ihre Lieder gekonnt untermalen.
Der Lichttechniker im Einsatz. Foto: Magdalena Radl
Auch der Tontechniker hat alle Hände voll zu tun, wenn er zum Beispiel Hall, einen Octaver und allerhand andere tontechnischen Effekte auf die Stimmen der Sänger legt. Oder wenn er eine Loopmaschine bedient, damit Patrick Oliver nicht das komplette Stück lang beatboxen muss, sondern auch dazu singen kann. Die Band will immer ausloten, was mit Technik alles möglich ist. Ziel ist es, wie ein großes Orchester zu klingen.
Verschiedene Aufstellungen bringen zusätzliche Abwechslung. Foto: Magdalena Radl
Die Technik, aber auch ihre musikalische Individualität, gerade im Bereich ihrer Arrangements, setzen sie oft geschickt ein. So wird dem allseits bekannten „Maria durch ein Dornwald ging“ ein Intro vorangesetzt, das Marias Namen immer wieder im Echo hören lässt. Sie geht durch den Dornwald, jemand schreit nach ihr und dieser Ruf wiederholt sich – in verzwickter Rhythmik.
Gesangstalent und Bühnenpräsenz
Alle Mitglieder der Band dürfen mindestens einmal in einem Solo zeigen, welch großartige Stimmen sie haben und mit welch großen Gefühlen sie an die Songs herangehen. Kristofer Benn gibt hingebungsvoll „Gelobet seist du Jesu Christ“. André Bachmann wagt sich an „Gute Nacht“ aus Franz Schuberts Winterreise. Und Jennifer Kothe macht den schmerzlichen Abschied in ihrem neuesten YouTube-Lied „Lost without you“ greifbar. Sie alle haben eine unglaubliche Bühnenpräsenz. Oft lächeln sie, haben weit geöffnete Augen – das Publikum kann ihnen die Freude an der Musik förmlich ansehen.
ONAIR ohne Verstärkung – Stimme pur. Foto: Antonie Huber
Als ONAIR zur Zugabe „Stille Nacht, heilige Nacht“ in ihrer ganz eigenen jazzigen Version anstimmt und dazu noch einmal die Mikrophone weglegt, wird es ganz still und bedächtig im Holzkirchner Oberbräu-Saal. „Gloria in excelsis deo!“